Während Lehrer_innen für die Gestaltung des Schulunterrichts auf zahlreiche Quellen und Anregungen im Internet zurückgreifen können, ist die Auswahl im Bereich der außerschulischen historisch-politischen Bildungsarbeit, auch für die Gedenkstättenpädagogik, weniger üppig. Zwar existiert mit dem „Gedenkstättenforum“ eine Plattform, die regelmäßig über aktuelle Entwicklungen informiert, geeignetes Material inhaltlicher oder didaktischer Art müssen Interessierte jedoch häufig lange suchen. Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit geht mit gutem Beispiel voran und hat auf dem Portal „Gedenkstättenpädagogik Bayern“ viele nützliche Informationen und Materialien zusammengetragen.
Den Kern der Website bilden Informationen zu den bayerischen KZ-Gedenkstätten Flossenbürg und Dachau samt ihrer Außenlager. Neben rein praktischen Hinweisen zu Anfahrt, Kostenförderung oder inklusiven Voraussetzungen vor Ort finden Lehrer_innen reichlich Material zur inhaltlichen Vor- und Nachbereitung des Gedenkstättenbesuchs sowie für den Besuch selber. Welche Menschen waren im jeweiligen Konzentrationslager inhaftiert? Welche Arbeiten mussten sie verrichten? Wie verliefen die Exekutionen am Schießplatz? Derartige ortsbezogene Kenntnisse werden ebenso vermittelt wie weitergefasste Zusammenhänge, etwa zu institutionellen und rechtlichen Voraussetzungen des Holocaust oder zum Genozid an den europäischen Sinti und Roma. Auch finden sich Quellen in Abschrift, so zum Beispiel die Disziplinar- und Strafordnung des KZ Dachau. Arbeitsblätter, für deren Lösungen die Schüler_innen während des Gedenkstättenbesuchs vor Ort recherchieren müssen, fördern in gleichem Maße die Eigeninitiative der Jugendlichen, wie sie den Lehrer_innen zur Überprüfung angeeigneten Wissens und emotionaler Eindrücke dienen können.
Zum Zweck der Förderung multiperspektivischen Lernens werden in einem eigenen Menüpunkt Menschen vorgestellt, die als Kinder und Jugendliche in bayerischen Konzentrationslagern inhaftiert waren. Manche Texte stammen von den ehemaligen Häftlingen selbst oder geben Interviews mit diesen wieder, andere wurden von Dritten verfasst. Da die Opfer aus zehn verschiedenen europäischen Nationen kommen, sind die Texte mitunter in deren Muttersprache gehalten. Eine Literaturliste mit Jugendbüchern rund um das Thema Konzentrationslager bietet Anregungen für den schulischen Unterricht, die über Hans Peter Richters Klassiker „Damals war es Friedrich“ hinausgehen.
Multiplikator_innen historisch-politischer Bildung werden auf dem Portal über aktuelle Projekte der oben genannten Gedenkstätten informiert. Sie finden etwa einen in Leichter Sprache verfassten Rundgang durch das KZ Flossenbürg, der von Studierenden der Uni Würzburg entwickelt wurde, oder einen ausführlichen Bericht über ein Projekt mit körperbehinderten Jugendlichen, in dessen Zentrum ein Besuch in Flossenbürg stand. Verlinkt sind außerdem einzelne Bände der Zeitschrift „Einsichten und Perspektiven“ zu ausgewählten Problemen im Umgang mit NS-Geschichte.
Auf dem Portal hat die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit umfangreiches inhaltliches und didaktisches Material zusammengetragen, das Lehrer_innen die Vorbereitung eines Gedenkstättenbesuchs erleichtert und auch für den eigenen Unterricht durchaus Anregungen bereithält. Ebenso können sich Multiplikator_innen historisch-politischer Bildung über aktuelle Projekte rund um die Gedenkstätten des Freistaates informieren. Die eher zweckmäßig gestaltete Website ist recht unübersichtlich strukturiert und verlinkt an vielen Stellen auf externe Webadressen, weshalb Nutzer_innen ein wenig Zeit und Geduld aufbringen sollten.
http://gedenkstaettenpaedagogik-bayern.de/