Die Arbeit der Brücke/Most-Stiftung zur Förderung der deutsch-tschechischen Verständigung und Zusammenarbeit mit Zeitzeugen des Naziterrors hat in den letzten Jahren viel Anerkennung gefunden. Unter Leitung des Historikers Werner Imhof trafen in den Jahren 2003-2006 über 10.000 deutsche Schüler tschechische und slowakische Überlebende des Holocaust und der Zwangsarbeit unter dem NS-Regime. Eindrucksvoll wurde dokumentiert, welche nachhaltigen Lernprozesse gründlich vor- und nachbereitete Gespräche mit Augenzeugen bei vielen Schüler/innen induzieren. Die Zeitzeugen ihrerseits haben sich in der Zusammenarbeit mit der Dresdner Stiftung offensichtlich wohl gefühlt.
Das Nachfolgeprojekt „Gespräche und Spuren - Jugendliche treffen Zeitzeugen des Naziterrors an Gedenkorten“ zielte auf eine handlungsorientierte, eigenverantwortliche Einbeziehung der Schüler/innen. Jedem Zeitzeugengespräch ging eine lokale Spurensuche voraus. Diese forschte nach Spuren ehemaliger jüdischer Mitbürger oder fragte nach der Geschichte der Zwangsarbeit vor Ort. Ziel der Spurensuche konnten Gedenkorte wie Theresienstadt oder Auschwitz sein. Denkbar war aber auch, dass die Spurensuche Orte des Gedenkens selbst schafft und ins historische Gedächtnis ruft: ein vergessenes Sammellager, letzte Station der jüdischen Bevölkerung vor der Deportation, die Stelle eines antisemitischen Pogroms, ein damals als Zwangsarbeiterunterkunft oder Gefängnis genutztes Gebäude, ein von Zwangsarbeitern errichtetes Bauwerk.
An diesen Orten fanden dann Begegnungen mit Zeitzeugen statt, die aufgrund eines ähnlichen Schicksals die historischen Ereignisse aus individueller Perspektive nachvollziehbarer und lebendig werden ließen. Die Dokumentation erfolgte per Video. Auf diese Weise entstand ein wertvolles Archiv der Begegnungen und ihres Zusammenhangs, mit kostbaren Quellen und Dokumenten der Erinnerung und des Gedenkens. Die Homepage http://www.zeitzeugen-dialog.de bietet Informationen, Zeitzeugenporträts, Online-Lernstationen, Arbeitsblätter, eine kommentierte Literatur- und Linksammlung, Hintergrundmaterialien. Die interaktive CD-ROM „Totaleinsatz - Schicksale tschechischer Zwangsarbeiter während des Dritten Reichs“ kann angefordert werden. Und ein Netzwerk von Fachleuten stellt sicher, dass die Projektbeteiligten auf dem schwierigen Feld der Oral history nicht alleingelassen werden.