Durch die maßgebliche Initiative und Beteiligung der Zeitzeugin und Publizistin Inge Deutschkron entwickelte sich aus einem Projekt von Studierenden an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ab 1998 eine erste Ausstellung „Blindes Vertrauen - Versteckt am Hackeschen Markt“. Sie zeigte in einigen der seit 1945 weitgehend erhalten gebliebenen Räumen eines Gebäudekomplexes in Berlin-Mitte, Rosenthaler Straße 39, die Geschichte der Blindenwerkstatt Otto Weidt. Hier arbeiteten während der Zeit des Nationalsozialismus hauptsächlich blinde und gehörlose Juden unter dem Schutz des Bürstenfabrikanten Otto Weidt (1883-1947).
Weidt verstand es, seine Bürsten- und Besenwerkstatt zu einem „wehrwichtigen“ Betrieb zu machen, um seine jüdischen Mitarbeiter vor der Deportation zu bewahren und die tägliche Not zu lindern. Einmal gelang es ihm sogar, seine Arbeiter aus dem Deportationssammellager in der Großen Hamburger Straße zurückzuholen. Als dies nicht mehr möglich war, besorgte er Verstecke. Eines für eine vierköpfige Familie befand sich in den Werkstatträumen. Als einige seiner Schützlinge dennoch nach Theresienstadt deportiert wurden, schickte er über 100 Pakete mit Lebensmitteln und verhalf einer Angestellten zur Flucht aus einem Konzentrationslager in Polen.
In Deutschland wuchs erst seit vor wenigen Jahren das öffentliche Interesse an den Lebensgeschichten von Menschen, die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten Juden halfen. Zwischen 1997 und 2002 wurde am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin erstmals ein größeres Forschungsprojekt zum Thema „Rettung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1945“ durchgeführt.
1999 übernahm der Bund die Verantwortung für das Museum „Blindes Vertrauen“. Von verschiedenen Seiten, u.a. von dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau wurde die Idee Inge Deutschkrons gefördert, in Berlin ausführlicher als bisher an Helfer und „Untergetauchte“ zu erinnern. 2004 konnte das Haus in der Rosenthaler Straße 39 mit Mitteln des Bundes und der Stiftung Klassenlotterie Berlin mit der Zweckbindung erworben werden, nicht nur das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt auszubauen, sondern auch eine zentrale Gedenkstätte „Stille Helden“ zu errichten.
Mit der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung wurde im April 2005 die Gedenkstätte Deutscher Widerstand beauftragt. 2006 wurde zuerst die Dauerausstellung im Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt überarbeitet und erweitert, bevor nun 2008 die Gedenkstätte „Stille Helden“ eingerichtet wurde. Basierend auf den Forschungsergebnissen des Zentrums für Antisemitismus-Forschung und in Kooperation mit diesem wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand die nun zugängliche neue Dauerausstellung realisiert. Sie erzählt die Geschichte der Menschen, die während der NS-Zeit verfolgten Juden beistanden. Sowohl die Verfolgung und die Zwangslage der Juden angesichts der drohenden Deportationen als auch das Handeln und die Motive der Frauen und Männer, die ihnen halfen, werden dargestellt. Nicht nur geglückte Rettungen, sondern auch misslungene Versuche werden dokumentiert.
Das Beispiel der vielfach als „stille Helden“ bezeichneten Helfer zeigt, dass es auch unter den Bedingungen der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges Handlungsspielräume und Entscheidungsmöglichkeiten gab, um Verfolgte vor tödlicher Bedrohung zu bewahren. Auch in den deutsch besetzten Gebieten fanden einzelne Deutsche trotz des Risikos den Mut, ihre Handlungsspielräume hierfür zu nutzen. Nach 1945 wurde ihr hoher Einsatz in beiden deutschen Staaten nicht ausreichend wahrgenommen. Das Projekt Gedenkstätte „Stille Helden“ sammelt weiter Berichte, Fotos sowie Dokumente und hält mündliche Erinnerungen an diese Geschehnisse in Bild und Ton fest.