Das vorliegende Heft der Amadeu Antonio Stiftung beschäftigt sich mit der Auseinandersetzung der Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden in Film und Literatur der DDR. Dabei steht die Beschäftigung mit der Ausbildung des staatlich-antifaschistischen Selbstverständnisses im Vordergrund. Für das Heft wurden drei Filme, ein Gedicht und ein Prosawerk ausgewählt, die mehrheitlich aus den ersten Jahrzehnten der DDR stammen. Diese Werke werden in die DDR-Erinnerungspolitik eingeordnet und beschrieben. Danach werden die jeweiligen Arbeitsmethoden für die ausgesuchten Beispiele vorgestellt, da diese abhängig von Medium und Inhalt variieren. Der Hauptbestandteil des vorliegenden Heftes sind die pädagogischen Materialien, die aus Arbeitsaufträgen und Diskussionsanregungen bestehen. Eine beiliegende DVD mit Film- und Audiodateien, Hintergrundtexten und Kopiervorlagen erweitert die Zusammenstellung.
Die Arbeitsmethoden sind abhängig vom ausgewählten Medium. So werden bei dem Film „Ein Tagebuch für Anne Frank“ (DDR 1957/58) von Joachim Hellwig zuerst Ideen zum Titel in Form eines „stummen Impulses“ an der Tafel gesammelt und danach Beobachtungsaufträge für Kleingruppen herausgegeben. Als Erkenntnis aus dem Vergleich der Wortmeldungen vor und nach der Filmsichtung soll stehen, dass der Film keinen Wissenszuwachs liefern kann, sondern ein Propagandafilm mit einer klaren Botschaft ist, der keine neue Sachinformationen bietet. Das Material zum Spielfilm „Sterne“ (DDR/Bulgarien1958/59) von Konrad Wolf erfordert eine eigene kreative Auseinandersetzung von den Schüler/ innen. So werden zwar ebenfalls Beobachtungsaufträge vergeben, aber deren Erkenntnisse sollen in einer Schreibwerkstatt umgesetzt werden. Hier sollen die Protagonisten in Form eines Drehbuchs, eines Comicstrips oder eines fiktiven Interviews weiterentwickelt werden. Zudem werden Leitfragen für eine Abschlussdiskussion zu den Staatssystemen von DDR und BRD gegeben und es soll diskutiert werden inwieweit der staatlich antifaschistische Anspruch der DDR im Film „Sterne“ umgesetzt wurde.
Die Spielfilme „Jakob der Lügner“ (DDR 1974) und »Jakob the Liar« (USA 1999) von Frank Beyer und Peter Kassovitz sollen in einer vergleichenden Filmanalyse betrachtet werden. Dazu regen neben den Filmplakaten und Sequenzprotokollen auch Zitate des Regisseurs Peter Kassovitz und des Holocaust-Überlebenden und Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki an. Sowohl in der DDR-, als auch in der USA-Verfilmung spielt die Komik eine Rolle, so dass die Jugendlichen die Angemessenheit der Darstellung des Holocaust mit dem Komischen diskutieren können. Neben den Materialien zu den genannten Filmen gibt es Methoden für die Betrachtung des Gedichts „Asche von Birkenau“ von Stephan Hermlin und des Romans „Nackt unter Wölfen“ von Bruno Apitz.
Das Heft ist klar und übersichtlich strukturiert. Jede Aufgabenstellung wird mit Zielen und Voraussetzungen eingeleitet und ein Piktogramm verweist auf die jeweiligen Materialien auf der DVD, die dem Arbeitsauftrag zugehörig sind. Für die Pädagog/ innen gibt es jeweils eine detaillierte Schrittfolge mit geschätztem Zeitumfang zur Bearbeitung eines Beispiels. Darauffolgend werden die einzelnen Arbeitsblätter abgebildet. Im gesamten Heft, aber auch auf den Arbeitsblättern der Kopiervorlage befinden sich Kästen zur Erläuterung von Begriffen wie zum Beispiel „Deportation“ und „Alliierte“.
Das Material besteht aus einer umfangreichen Zusammenstellung mit einleitendem Heft, Filmen und anderen Quellen und pädagogischem Material, bestehend aus unterschiedlichen Methoden. Es wird viel mit Bildern und anderen Medien gearbeitet, die Blätter sind gut strukturiert und behandeln verschiedene Themenbereiche zur Darstellung und Nutzung des Holocaust in Film und Literatur der DDR als Propagandamittel. Es wird möglich über die Ideologie der DDR und ihren Legitimationsversuch als „antifaschistischen Staat“ zu diskutieren und kreative Produkte zu entwickeln.
Das Heft und die dazugehörige DVD kann für 5 Euro über die Amadeu Antonio Stiftung erworben werden. Außerdem ist die Publikation auch auf der Website der Stiftung abrufbar. Dort befindet sich zudem eine erweiterte Erläuterung zum DVD-Material.