"Umgang mit der NS-Vergangenheit"
Die DVD „Deutsch-deutsche Geschichte. Umgang mit der NS-Vergangenheit“ der Bundesstiftung Aufarbeitung und des FWU-Medieninstituts der Länder bietet Filme sowie Materialien zur Bearbeitung des Themas im Unterricht. Schülerinnen und Schüler soll ermöglicht werden über den historischen und den eigenen Umgang mit der NS-Vergangenheit zu reflektieren. Dafür ist bereits ein solides Wissen über die Geschichte des Nationalsozialismus notwendig, so dass die DVD nur für ältere Klassenstufen geeignet ist und auch in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden kann.
Das Hauptmaterial der DVD besteht aus 4 Filmen, die den vier Themen „Umgang mit der NS-Vergangenheit“, „DDR: das Beispiel Buchenwald“, „Bundesrepublik: das Beispiel Dachau“ sowie „Und heute?“ zugeordnet sind. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass der Nationalsozialismus für Jugendliche heute nur noch entfernte Geschichte sei und daher einer Vermittlung in die Gegenwart der jungen Generation bedürfe. Der einführende erste Film soll vor diesem Hintergrund den Umgang mit der Vergangenheit unmittelbar nach dem Krieg in den Zeitabschnitten 1945-1949, 1949-1967 und 1967-1989 verdeutlichen. Die Dokumentation aus dem Jahr 2008 legt den Fokus auf den unmittelbaren Vergleich zwischen dem Umgang mit der Vergangenheit in der DDR und der BRD. In gut 25 Minuten werden die wichtigsten Aspekte wie Entnazifizierung, Antifaschismus, der Umgang mit Kriegsverbrechern, die Entwicklung der Gedenkstätten Buchenwald und Dachau, Verdrängen und Vergessen, staatlich verordnetes Erinnern, die Kriegsverbrecherprozesse, Studentenproteste und das Anwachsen der öffentlichen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit thematisiert. Der Film macht dabei stets den Bezug der beiden deutschen Staaten aufeinander sowie die politische Funktion des Gedenkens deutlich.
Gedenkstätten zeigen, wie Gesellschaft und Staat mit der Vergangenheit umgehen. Ausgehend davon werden die Gedenkstätten Buchenwald und Dachau näher vorgestellt und die historischen Deutungsmuster hinter ihren unterschiedlichen Konzeptionen verdeutlicht. Menüpunkt zwei bietet einen DDR-Schulfilm, in dem das Buchenwald-Denkmal des Künstlers Fritz Cremer in die Gesamtideologie der DDR eingeordnet wird. Analog dazu findet sich unter Menüpunkt drei ein Dokumentarfilm des Bayerischen Rundfunks von 1985, der die Diskussion um die Errichtung einer Jugendbegegnungsstätte in Dachau aufgreift. Beide Filme werden durch Fotos ergänzt. Der Menüpunkt „Und heute?“ enthält zum einen Aussagen von Jugendlichen über ihre Sicht auf die NS-Vergangenheit, zum anderen den Animationsfilm „Dachau bei München“ von 2006. In dem Film führt ein 13-jähriger Junge durch sein sehr alltägliches Leben in der Stadt Dachau, die dabei stets im Schatten der KZ-Gedenkstätte gezeigt wird.
Vorschläge zur Verwendung der Filme im Unterricht verweisen auf die Bearbeitung passender Arbeitsblätter zum jeweiligen Film. Die Arbeitsblätter sind als interaktive pdf-Datei auf der DVD vorhanden und können außerdem einzeln ausgedruckt werden. Sie ermöglichen auf der einen Seite die reflektierte Arbeit mit den Filmen, auf der anderen Seite eine vertiefende Beschäftigung mit den Themen. Der Hauptfilm „Umgang mit der Vergangenheit“ wird dabei als einführendes „Muss“ empfohlen. Anhand von historischen Plakaten, einer Karikatur, Lexikonartikeln, Zeitungsartikeln und Reden können die Themen Entnazifizierung, Antifaschismus, die Gedenkstätte Buchenwald und die Auschwitz-Prozesse behandelt werden. Fotos und entsprechende Arbeitsaufträge regen zu einer vergleichenden Analyse verschiedener Denkmäler an. Der Dachau-Dokumentations-Film und der Animationsfilm sollen anhand einer Filmanalyse zur kritischen Reflektion anregen. Des Weiteren wird der Holocaust als Thema in den Medien anhand der US-Serie „Holocaust“ bearbeitet, Aussagen von Peter Eisenman sollen zur Reflektion über Aussage und Funktion des Berliner Denkmals für die ermordeten Juden Europas anregen. Die einführenden Aussagen von Jugendlichen zu ihrem persönlichen Umgang mit der Vergangenheit sollen eigene Stellungnahmen formulieren helfen.
Die DVD ermöglicht durch das umfangreiche Material und die wohldurchdachten Arbeitsblätter einen kritischen und breit gefächerten Zugang zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in den beiden deutschen Staaten und regt zur Reflexion einer eigenen Position an. Ein Manko der DVD: mit 85 Euro Unterrichtslizenz ist sie leider nicht ganz billig. Außerdem empfehlen die Herausgeber sie für Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 18 Jahren, aufgrund des notwendigen umfangreichen Hintergrundwissens und der kritischen Beurteilungs- und Analyseleistung bieten sich die Materialien jedoch erst für den Einsatz in der Oberstufe, oder auch in der Erwachsenenbildung an.
Die DVD kann online im Internetshop des FWU bestellt werden.
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- 11/05/2011 - 08:44