Materialien zum Film „Auf Wiedersehen Kinder“
Von Markus Nesselrodt
Der französische Spielfilm „Auf Wiedersehen Kinder“ (frz. „Au revoir les enfants“) von Louis Malle erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen Julien und Bonnet. Im besetzten Frankreich des Jahres 1944 wird Julien aus Paris auf ein katholisches Internat in der Provinz geschickt. Eines Tages kommen drei neue Jungen an die Schule. Unter ihnen ist auch Bonnet, der sich schnell mit Julien anfreundet. Bald erfährt Julien, dass die drei Neuen jüdische Kinder sind, die der Internatspater Jean versucht, vor der Gestapo zu verstecken.
Der Film behandelt vor historischer Kulisse Fragen nach Kollaboration und Mittäterschaft in einer Gesellschaft, die sich in der Extremsituation des Krieges und der feindlichen Besatzung befindet. Die Figur des Bonnet steht dabei exemplarisch für das Spannungsfeld zwischen Denunziation und Verstecken. Der katholische Pater versteckt seine jüdischen Internatsschüler, doch ein Bewohner des Dorfes verrät diese mutige Tat an die Gestapo. Zum Schluss werden der Pater und die drei von ihm versteckten jüdischen Kinder nach Auschwitz deportiert.
Der deutschen DVD sind umfangreiche Begleitmaterialien auf einer DVD-ROM beigefügt, die auch online verfügbar sind. Neben allgemeinen Informationen zum Film (Handlung, Darsteller, „Making of“) sind besonders die pädagogischen Materialien für den Einsatz in der Bildungsarbeit von Interesse. Bei der Vielfalt der behandelten Themen bietet sich die Arbeit mit dem Film in den Fächern Geschichte, Politische Bildung, Ethik/Religion, aber auch im Französisch- und fächerübergreifenden Unterricht an. Obwohl der Film von der FSK ab 12 Jahren freigegeben wurde, empfehlen die Autorinnen der Begleitmaterialien Beater Völcker und Annette Eberle den schulischen Einsatz erst am Klasse 7 bzw. ab dem Alter von 14 Jahren.
Auf der DVD-ROM bzw. auf der Website befinden sich Szenenbilder, Methodische Tipps, 7 Infoblätter und 12 Arbeitsblätter, Literatur- und Linktipps sowie eine Stichwortliste von A-Z. Ebenfalls hilfreich für den möglichen Einsatz im Unterricht sind die vier Extrathemen, d.h. interpretatorische Zugänge zum Film. Mit dem Ziel, Medienkompetenz einzuüben schlagen die Autorinnen vor, die Figurenkonstellation und -charakterisierung zu untersuchen oder den Film unter der Fragestellung von Schuld und Verantwortung zu sehen. Eine dritte Möglichkeit, sich dem Film zu nähern, ist seine Darstellung des Holocaust in Frankreich zu analysieren. Für das letzte Thema fragen Völcker und Eberle nach der Bedeutung von Kinderzeichnungen zum Holocaust. Kinder und Jugendliche sollen so angeregt werden, sich mittels dieser Zeugnisse dem Alltag junger Menschen im Ghetto Theresienstadt zu nähern. Sämtliche Themenzugänge werden durch konkrete Filmkapitelangaben und Infoblätter ermöglicht.
Die Arbeitsblätter und -materialien vereint der Anspruch, „Auf Wiedersehen Kinder“ sowohl als filmisches Kunstwerk zu betrachten als auch ihn unter historischen Fragestellungen zu sehen. Das ist insofern lobenswert, da somit hoffentlich die Problematik umgangen wird, Spielfilme (aber auch Dokumentarfilme) als Abbildung der historischen Realität zu sehen und sie nicht als subjektives Kunstwerk zu interpretieren. Auf diese Weise rückt auch das Ziel in Reichweite, Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz und- kritik zu vermitteln. „Auf Wiedersehen Kinder“ - immerhin ein Film von 1987 – stellt auch heute noch bohrende Fragen nach Mittäterschaft und Kollaboration, die zu stellen sich für jede Schulklasse lohnen kann.
Auf der Webseite von Matthias-Film finden Sie die umfangreichen Unterrichtsmaterialien zum Film im pdf-Format zum Herunterladen.
- |
- Print article
- |
- 16/12/2010 - 15:26