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Politik macht Bilder. Bilder machen Politik

Praxis Politik: Politik macht Bilder. Bilder machen Politik. Dezember 6/2005. Verlag Westermann, 66 S. 9,50€.

Christian Schichas Grundlagentext widmet sich den Inszenierungen politischer Handlungen oder Situationen in Bildern. Dazu analysiert Schicha die symbolische Darstellung politischer Handlungen, die häufig nach bestimmten Mustern kodiert werden, etwa durch Hände schüttelnde Politiker, Vertragsunterzeichnungen oder vorfahrende Limousinen.
„All diese Handlungen stehen für komplexe politische Prozesse, deren Motiv sich dem informierten Zuschauer gegebenenfalls bereits durch einzelne Fotos der symbolischen Handlung erschließt.“ Solche Standardsituationen haben aber eher eine symbolische als eine sachliche Bedeutung, so Schicha. Auch hat die Dominanz der Bilder dazu geführt, dass „erst bilderproduzierende Beiträge als relevante Nachrichten [gelten]“. (S. 6)

Strukturelle Zusammenhänge, Ursachen und Wirkungsmechanismen politischer Ereignisse bleiben außen vor. Um dem entgegen zu wirken, gibt Schicha einen knapp gefassten Überblick über verschiedene Bildfunktionen und –typen, deren Kenntnis für die kritische Analyse politischer Berichterstattung und die Entschlüsselung visueller Codes hilfreich ist. Schicha unterscheidet dabei u.a. zwischen der dekorierenden, repräsentierenden, interpretierenden und erläuternden Funktion von Bildern. Anhand einiger prominenter Beispiele aus den letzten Jahren veranschaulicht er die vorgestellte Systematik und liefert so Impulse für die Bildungsarbeit.

Werner Launhardt entwickelt in seinem Beitrag ein Modell für die Bildauswertung im Politikunterricht. In Anlehnung an die Bildanalyse im Kunstunterricht macht Launhardt vier Aspekte der Entstehungs- und Wirkungsbedingungen eines Bildes aus, dazu gehören der ästhetische, der symbolische, der intentionale und der subjektive Aspekt. Hinzu kommt der Kontext eines Bildes, der eine notwendige Ergänzung der Auswertungskriterien darstellt. Für die Anwendung dieser vier Kriterien hat Launhardt eine Unterrichtseinheit samt Kopiervorlagen für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9-12 entwickelt. Anhand von Bildern des zweiten Irakkrieges aus dem Jahr 2003 sollen die beigefügten Bilder auf ihre Stilmittel, symbolische Bedeutung und Wirkung auf den Betrachter hin untersucht werden. Auch die Rolle von Journalisten im Krieg wird an diesem Beispiel verdeutlicht, indem das Konzept des embedded journalism kritisch beleuchtet wird.

Launhardts dramatisierende Wortwahl, wenn er von „Bilderfluten“ oder einem „Ansturm der Bilder“, gegen die man sich wehren muss, schreibt, sollten kritisch hinterfragt werden. Ansonsten hat er eine lohnende Unterrichtseinheit über die visuelle Inszenierung von Kriegsberichten erarbeitet.

Auch im nächsten Beitrag von Clemens Höxter stehen Bilder des Krieges im Mittelpunkt, sie bilden „Gesten der Eroberung“ ab. Dahinter verbergen sich Aufnahmen des Triumphs und der Zuversicht, auch der banalen Inbesitznahme der Privatgemächer von Herrschern verschiedener Epochen, etwa aus dem deutsch-französischen Krieg, dem Irakkrieg oder von der Besetzung von Hitlers Badewanne durch eine US-amerikanische Fotoreporterin nach dem Einzug einer US-Division in Hitlers ehemaliges Privathaus in München. Clemens Höxter versucht in Anlehnung an kunsthistorische Herangehensweisen aufzuzeigen, wie wichtig die kulturgeschichtliche Kontextualisierung politischer Bilder ist. Indem er Parallelen und wiederkehrende Motive der symbolischen Inbesitznahme aneinanderreiht, werden so Traditionslinien und Muster der Bildauswahl sichtbar.

Weiterhin bietet das Heft Unterrichtseinheiten zu dem Themen Politikdarstellung in der Mediengesellschaft, Arbeit und Strukturwandel in Stadt und Gemeinde, Analyse von Plakaten aus dem Bundestagswahlkampf 2005. Das Heft bietet außerdem Klausurvorschläge für den Einsatz von Bildern in Lernzielkontrollen, geordnet nach Bildarten sowie eine detaillierte Anleitung für die Erarbeitung von Methodenkompetenz bei der Bildanalyse. Zudem hat Klaus Fieberg einen Beitrag samt Kopiervorlagen und Arbeitsaufträgen für die Analyse der filmischen Satire „Wag the dog“ über mediale Inszenierung und politische Manipulation zusammengestellt.

Das Heft bietet insgesamt lohnendes Material für die Auseinandersetzung mit Bildern, auch wenn das Themenfeld Krieg, bei aller kritischen Distanz, zu stark im Mittelpunkt steht und es sich sicher auch andere politische Themen angeboten hätten.

 

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