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Leben in der DDR

Alavi, Bettina und Stetter, Carolin (2009): Leben in der DDR. Politik und Unterricht. Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung Nr. 4-2009. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. 55 Seiten. € 3.
Von Birgit Marzinka

Wie die beiden Autorinnen Prof. Dr. Bettina Alavi (PH-Heidelberg) und die Referendarin Carolin Stetter in ihrer Einleitung schreiben, möchten sie mit dem Unterrichtsmaterial anhand „dreier zentraler Themenbereiche die Wirkungsmechanismen eines Unrechtsstaats verdeutlichen“. (S.5)

Der erste der drei Themenbereiche, Baustein A, nimmt die Lebenswelt von Jugendlichen in der DDR in den Fokus. Am Beispiel Schule und staatliche Freizeitmöglichkeiten bzw. Jugendorganisation wird aufgezeigt, inwiefern die Jugendlichen gefördert wurden, ob sie Repressalien erlebten bzw. aus jeder Förderung herausfielen. Dies war davon abhängig, so die Autorinnen, ob ein angepasstes Verhalten gezeigt wurde und Beteiligung bei den Pionieren und bei der FDJ vermerkt wurde oder ob die Heranwachsenden rebellierten – wie Punks und junge Christen – bzw. sich weigerten, staatlichen Vorgaben zu beugen.

Die zweite Themensäule des Heftes zeigt anhand einer Biografie, wie das Ministerium für Staatssicherheit operierte. Aber auch die Erinnerung an die DDR am Beispiel von „Ostalgie-Shows“ wird aufgegriffen. Zentraler Aspekt dieses Bausteins B ist die Sensibilisierung für demokratische Werte und Grundrechte, wie das Recht auf freie Meinungsäußerung, Reisefreiheit, freie Berufswahl und die Unverletzbarkeit des Briefgeheimnisses.

Baustein C konzentriert sich auf die Oppositionsgruppen vor allem Ende der 1980er Jahre in Leipzig. Die Gruppen trafen sich hauptsächlich in den Kirchen, da diese „als einzige autonome Großorganisation der DDR Räume und eine Öffentlichkeit bot.“ (S. 6). Die Schülerinnen und Schüler werden dazu aufgerufen, die „Motive, Ziele, politische Positionen, Handlungsweisen und geistig-kulturelle[n] Hintergründe der verschiedenen Oppositionsgruppen“ zu beleuchten. (S. 6) Am Ende des letzten zentralen Themas bewertet Katrin Hattenhauer, ehemaliges Oppositionsmitglied, die Zeit der Friedlichen Revolution und den Weg zur Einheit Deutschlands aus heutiger Sicht.

Anhand von ein- bis vierseitigen Unterrichts- bzw. Kopiervorlagen werden die verschiedenen Unterkapitel durch kurze Texte, Fotos, Bilder und Grafiken behandelt. Die Unterkapitel werden von gezielten Arbeitsaufträgen für die Schülerinnen und Schüler begleitet. Die Arbeitsaufträge beinhalten Gruppen- und Einzelarbeit, Diskussionen, Recherchen im Internet und in anderen Quellen. Die beiden Autorinnen achteten auf unterschiedliche Perspektiven und Facetten des Lebens in der DDR. Durch die Arbeit mit Biografien werden die Themen sehr greifbar und die DDR-Realität für die Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar.

Meines Erachtens fehlt allerdings eine kritischere Auseinandersetzung mit den Begriffen Diktatur und Unrechtsstaat. Es wäre für das Heft bereichernd gewesen, wenn die politischen Diskussionen und Positionen, inwieweit die DDR eine Diktatur, ein autoritärer Staat bzw. ein Unrechtstaat war, widergespiegelt worden wären. Dies ist vor allem wichtig, weil Arbeitsaufträge zur Frage „War die DDR ein Rechtsstaat?“ Teil des Heftes sind (S. 43). Das Aufzeigen unterschiedlicher gesellschaftlicher Positionen würde auch verstärkt erklären, warum die ostdeutsche Bevölkerung die DDR rückblickend tendenziell als positiv bewertet, während Westdeutsche sie eher negativ beurteilen. Trotz dieser Kritik im Detail eignet sich das Heft sehr gut für den Schulunterricht, denn es ermöglicht durch die verschiedenen Arbeitsaufträge (kognitive und konstruktivistische Methoden) unterschiedliche Zugänge zum Thema „Leben in der DDR“.

 

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