Wir machen ein KZ sichtbar
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Ort/Bundesland: Bayern |
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Projekt Kontakt
Barbara Fenner Eichbergstr. 1 D-86928 Hofstetten Tel.: +49 (0) 81 96 17 00 |
Einleitung
Aktivitäten am Rande und außerhalb des Unterrichts, die von Schülerinnen und Schülern zum Teil selbständig und mit großem persönlichen Einsatz unternommen werden, hinterlassen manchmal eine Wirkung, die weit über die Schulzeit hinausgeht. Eine solche Wirkung tritt vor allen Dingen dann ein, wenn geeignete Gelegenheiten wahrgenommen werden, die den Jugendlichen im Sinne des pädagogischen Prinzips "learning by doing" weitgehend eigenverantwortliches, zielgerichtetes und konkretes Gestalten ermöglichen. Dadurch werden ihnen Erfolgserlebnisse sowie das Gefühl vermittelt, eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft übernehmen, Probleme verantwortungsbewusst lösen und Impulse für Veränderung geben zu können.
Unterrichtsgänge weckten das Interesse der Schülerinnen und Schüler, sich über die unterrichtliche Auseinandersetzung hinaus mit der Geschichte des "Dritten Reiches" zu beschäftigen. Ziel solcher Erkundungen war die Justizvollzugsanstalt (JVA) Landsberg, auf deren Friedhof sich sowohl die Gräber einzelner KZ-Opfer als auch die der bis 1951 von den Alliierten zum Tode verurteilten und hingerichteten Kriegsverbrecher befinden. Erkundungsziele waren darüber hinaus auch die Überreste des zum KZ Dachau gehörenden ehemaligen Außenlagers Kaufering, dessen Lager VII und Ausstellungen über die KZ-Problematik. Auch Begegnungen mit ehemaligen KZ-Häftlingen, die von ihren schlimmsten Lebenserfahrungen berichteten, gehörten dazu. So war es naheliegend, das für eine ganze Generation schwer zu bewältigende Problem der Konzentrationslager fünfzig Jahre nach Kriegsende erneut zu thematisieren und den Blick der Jugendlichen für die regionale Ausprägung des KZ-Terrors zu öffnen.
Außenlager Kaufering
Das ehemalige KZ- Kommando Kaufering liegt hauptsächlich im Landkreis Landsberg, teilweise in dessen Stadtgebiet. Hier waren fast ausschließlich jüdische Frauen, Männer und einzelne Kinder (rund 30.000) vorwiegend aus Osteuropa, aber auch aus Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien und dem Deutschen Reich mit dem Bau von drei gigantischen unterirdischen Bunkeranlagen für die monatliche Produktion von 900 Jagdflugzeugen des Typs Me 262 befasst. Sie litten unter unsäglichen Arbeitsbedingungen, so dass ca. 14.500 an Hunger und Erschöpfung starben.
Herr Rom, ein Überlebender, der in Kaufering XI gelitten hatte, erzählte, wie er vergeblich versuchte diesen Platz wiederzufinden, um seiner toten Kameraden zu gedenken und sich mit der schrecklichen Vergangenheit direkt auseinander zu setzen. Er fand das Lager nicht mehr. Es war ihm unmöglich, den Platz zu identifizieren.
Projektdurchführung
Ein geschichtsbewusster Polizist aus Landsberg zeigte der damaligen Klasse 9b Fotos aus dem Konzentrationslager und besorgte für uns Katasterpläne und Luftaufnahmen des Lagers vom April 1945. Er stellte Kontakte zu Zeitzeugen sowie zm Pächter des Stadtwaldhofes her. Dieser schenkte uns den Pickel, den er beim Umpflügen aus dem Boden des ehemaligen Lagers geborgen hatte und mit dem KZ-Häftlinge auf den Großbaustellen arbeiten mussten. Er zeigte uns erste sichtbare Überreste des Lagers und erzählte gemeinsam mit einem weiteren Zeitzeugen, wie 1944/45 die Kontakte zwischen dem Lager und dem Stadtwaldhof aussahen, wie die "KZler" täglich kamen, um Brot und Wasser zu holen. Dazu zogen sie dieselben Karren, mit denen die vielen Leichen abtransportiert wurden.
Die Idee, durch Vermessungen und durch das Freilegen von Betonfundamenten der Funktionsbaracken das Lager Kaufering XI wieder sichtbar zu machen und die Ergebnisse der Arbeit in einer systematischen, auf Anschaulichkeit angelegten Ausstellung der Schulgemeinschaft sowie einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen, stieß auf große Resonanz bei den Schülerinnen und Schülern.
Etwa ein Drittel der damaligen Klasse 9b versuchte regelmäßig, in der Freizeit nach den Überresten des Lagers Kaufering XI zu suchen. Während andere Schülerinnen und Schüler zum Baden gingen, war die Geschichts-Arbeitsgemeinschaft einmal wöchentlich im Gelände. Außerdem schrieben ihre Mitglieder weltweit Zeitzeugen an. Auch im folgenden Schuljahr scheuten sie weder Zeit noch Kraft und erzielten sowohl bei den Geländearbeiten als auch bei der Einrichtung der vielbeachteten Ausstellung mit dem Titel "Wir machen ein KZ sichtbar" erstaunliche Ergebnisse und bemerkenswerte Erfolge, die in der regionalen und überregionalen Presse gewürdigt wurden (siehe pdf-Dokument).
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- 13/05/2010 - 10:26