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Ort/Bundesland: Ustrzyki Dolne |
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Projekt Kontakt
Zespół Szkół Publicznych Nr 1, Gimnazjum nr 1 29 Listopada 21 Polen 38-700 Ustrzyki Dolne Mail: 1zsp1ustrzyki [at] op [dot] pl |
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren 61% der Bevölkerung von Ustrzyki Dolne Juden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die örtliche jüdische Gemeinschaft jedoch weitestgehend vernichtet. Viele Juden wurden in Ustrzyki selbst bei Massenexekutionen erschossen, andere ermordeten die Nationalsozialisten im Durchgangslager in Zasławie oder in den Vernichtungslagern Sobibor und Belzec. Der jüdische Beitrag zur Vorkriegsgeschichte der Stadt wird jedoch nach wie vor kaum erinnert. Davon zeugt auch der alte jüdische Friedhof, der erst jetzt durch die Schüler der örtlichen Schulen instand gesetzt wurde.
Lokale Erinnerung schaffen
Zwischen September und November arbeiteten die Schüler auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs von Ustrzyki Dolne. Die ersten Arbeitsschritte bestanden darin, das Gelände von Müll und Schutt zu reinigen. Auch wild wachsende Sträucher und abgestorbene Zweige wurden beseitigt. Trotz des schlechten Zustands der Grabmäler (hebräisch macewa), waren glücklicherweise keine Spuren bewusster Zerstörung an den Grabstätten zu entdecken. Sämtliche Arbeiten auf dem jüdischen Friedhof wurden in Übereinstimmung mit den Richtlinien einer Rabbinerkommission durchgeführt. Die Schüler beteiligten sich auch an den Arbeiten des Tourismusvereins „Bieszczady“, der die noch erhaltenen jüdischen Grabsteine und Grabplatten inventarisierte.
Neben den Aufräumarbeiten besuchten die Schüler die Seminare des Historikers Andrzej Szczerbicki, der ihnen mittels multimedialer Präsentationen die Symbolik jüdischer Grabmäler näher brachte. Das so erworbene Wissen ermöglichte den Jugendlichen, selbständig an der Katalogisierung mitzuarbeiten und die Symbole auf den von ihnen instand gesetzten Grabstätten zu lesen und zu verstehen.
Außerdem erarbeiteten die Schüler die Touristenroute „Auf den Spuren jüdischer Baudenkmäler in Ustrzyki Dolne“. Auf dieser Route wollen sie ihren Altersgenossen aus der Schule und Schulklassen, die im Rahmen eines Ausflugs nach Ustrzyki Dolne kommen, Führungen anbieten.
Entwicklung des Projektes
Die Schüler möchten das Projekt gerne fortführen und eine „Wiederauflage“ organisieren. Neben den laufenden Aktivitäten, wie der Verbreitung von Wissen über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Ustrzyki Dolne, planen sie im Rahmen einer Aktion Interviews mit den ältesten Einwohnern ihres Ortes zu sammeln. Die dabei gewonnenen Informationen sollen bei der Rekonstruktion der Vorkriegsgeschichte von Ustrzyki Dolne helfen. Zudem sehen die Jugendlichen vor, zukünftig mit der Gedenkstätte Belzec zusammenzuarbeiten. Dadurch würde das Organisieren von Workshops oder von Ausflügen zur historischen Bildung ebenso erleichtert wie die inhaltliche Aufbereitung der von den Schülern gesammelten Zeitzeugenberichte.
Ergebnisse
Das Projekt trug dazu bei, dass die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Ustrzyki Dolne wahrgenommen und ihrer gedacht wurde. Die Aufräumarbeiten der Jugendlichen auf dem jüdischen Friedhof der Stadt brachten diesen Ort in das Bewusstsein der normalen Stadtbevölkerung zurück. Die Spuren des einstigen jüdischen Lebens in Ustrzyki Dolne sind jetzt wieder eng mit dem städtischen Raum verknüpft und erinnern dadurch an den multikulturellen Charakter, den Ustrzyki Dolne damals hatte.
Beim Freilegen jüdischer Grabstätten und der Ausarbeitung einer Touristenroute, die den Friedhof mit der Stadt verbindet, sammelten die Jugendlichen Erfahrung in der Gruppenarbeit. Zudem kann ein derartiges Engagement, wie es von den Jugendlichen gefordert wurde, die Toleranz und die Achtung für andere Kulturen fördern. Die gemeinsame Arbeit während des Projektes vermittelte den Schülern der Mittelschule Nr. 1 (polnisch gimnazjum 7.-9. Klasse) nicht nur neues, reiches Wissen über die Vergangenheit ihrer Heimatstadt sondern förderte auch den Zusammenhalt der Klassengemeinschaft. Die Ankündigung, das Projekt fortführen zu wollen, ist der beste Beweis dafür.
Übersetzung: Thekla Lange
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- 13/05/2010 - 11:42