Das Martyrium der Region Zamość
Sources
Ort/Bundesland: Zamość (Region) / Zamojszczyzna Zespół Szkół Publicznych in Podhorce Autorin: Barbara Dubiel |
Bibliography
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Projekt Kontakt
Barbara Dubiel Zespół Szkół Publicznych Polen 22-600 Podhorce Tel.: 0048 84 666 46 22 Fax: 0048 84 666 46 22 |
Das Projekt
Die Jugendlichen teilen sich in mehrere Gruppen auf, von denen jede jeweils ein anderes Aufgabengebiet bearbeitet (Gespräche mit Zeitzeugen, Zusammenstellung geschichtlicher Fakten, Vorbereitung von Ausflügen und ähnliches). Auch eine Tour zu lokalen Gedenkstätten, beispielsweise ein Besuch des Konzentrationslagers Belzec, wird unternommen. Auf der Grundlage der während des Projekts gemachten Erfahrungen, des neu angeeigneten Wissens und der gesammelten Dokumente entstehen schließlich eine multimediale Präsentation sowie ein historischer Reiseführer.
Projektvorbereitung
Als Antwort auf die Wettbewerbsausschreibung des Zentrums KARTA versandte ich unsere Anmeldung und eine Beschreibung des geplanten Projektes mit dem Titel „Historische Wanderungen in der Region Zamość. Auf der Suche nach Spuren des Zweiten Weltkriegs“. Dieses Thema ist uns wichtig, da es die Region, in der wir leben, und oft auch unsere Verwandten und Freunde betrifft. Deshalb fanden wir, dass es sich lohne, ein bisschen freie Zeit zu opfern, um so viele Informationen wie möglich von denjenigen zu erhalten, die sich an den Krieg noch erinnern können, zumal es nur noch wenige von diesen Menschen gibt.
Als nächstes habe ich den Schülern der ersten bis dritten Klasse der Mittelschule (pln. gimnazjum, 7.-9. Klasse) von dem Wettbewerb berichtet. Das erste Treffen mit den Jugendlichen war für den 17. Oktober nach dem Unterricht vorgesehen. Wie es ein glücklicher Zufall wollte, erhielt ich genau an diesem Tag die Nachricht, dass unser Projekt den zweiten Platz im Wettbewerb gewonnen hatte. Diejenigen Schüler, die sich für das Projekt interessierten, fanden sich an dem festgesetzten Termin ein.
Zur Einführung stellte ich den Schülern die Ziele und Arbeitsmethoden des Projektes vor und informierte sie über die Aufgaben, die auf sie zukommen würden. Wie in der Projektkonzeption vorgesehen, bildete ich acht Arbeitsgruppen, bestehend aus „Journalisten“, „Historikern“, „Geographen“, „Wissenschaftlern“, „Informatikern“, „Schauspielern“, „bildenden Künstlern“ und „Reportern“. Die Gruppen setzten sich aus Schülern zusammen, die eine gewisse Veranlagung für die jeweilige Aufgabe gezeigt oder geäußert hatten. Als nächstes verteilten wir die Aufgaben und legten Zeit und Ort für die Arbeits- und Beratungstreffen fest. Die Aufgabe der Jugendlichen bestand darin, Informationen über die militärischen Operationen, die während des Zweiten Weltkriegs in unserer Ortschaft und Umgebung unternommen wurden, das Schicksal der Einwohner, die Realität der Besatzung, Vertreibung, Terror und Völkermord zu sammeln. Ich wies auch auf Lehrer hin, an die sich die Jugendlichen mit der Bitte um Rat und Hilfe wenden konnten.
Die Journalistengruppe
Ihre Aufgabe bestand darin, Zeugen des Zweiten Weltkriegs in ihrem persönlichen Umfeld zu finden und mit ihnen Interviews zu führen. Zuvor sollten sie jedoch Bücher zu diesem Thema in der Bibliothek recherchieren. Die Schüler legten gemeinsam fest, wen sie wo für die Interviews aufsuchen wollen. Zuerst galt es jedoch einen Fragenkatalog vorzubereiten, mit dem die Jugendlichen sich schließlich auf den Weg zu den Zeugen der Besatzungszeit machten (siehe das Dokument: „Fragen an die Zeugen des Zweiten Weltkriegs“). Das in den Interviews gesammelte Quellenmaterial analysierten wir später gemeinsam in der Schule. Dabei verlasen und korrigierten wir fehlerhafte Angaben und verifizierten die erhaltenen Auskünfte mit Hilfe der Monographien, die die Schüler in den Bibliotheken von Tomaszów Lubelski und Porhorce gefunden hatten. Schließlich präsentierten die Schüler die gesammelten Informationen den anderen Gruppen, die dann mit diesem Grundwissen ausgestattet ihren Aufgaben nachgingen.
Die Historikergruppe
Sie wählten aus ihrem Kreis vier Personen aus (mehr war aus organisatorischen Gründen nicht möglich), mit denen ich ins Regionalmuseum nach Tomaszów Lubelski fuhr. Dort wurden den Jugendlichen Archivmaterialien, die den Zweiten Weltkrieg betrafen, zugänglich gemacht, darunter handschriftliche Quellen, wie die Sammlungen von Zenon Jachymek oder Janusz Peter, gedruckte Quellen, u.a. die Tagebücher von Zygmund Klukowski und das Buch „Zamojszczyzna ― Sonderlaboratorium SS. Zbiór dokumentów polsko–niemieckich z okresu okupacji hitlerowskiej” [„Die Region Zamość, ein Sonderlabor der SS. Eine Sammlung deutscher und polnischer Dokumente aus der Zeit der nationalsozialistischen Besatzung“]. Die Quellenarbeit dauerte bis Ende Oktober. Die Schüler fuhren mehrere Male ins Museum, wo sie die Materialien durchsahen und sich für unser Thema wichtige Fakten notierten. Anschließend analysierte die gesamte Arbeitsgruppe unter meiner Anleitung in der Schule die Notizen und arbeitete die wesentlichen Fakten zu dem von uns untersuchten Thema heraus, die sie dann an die nächste Arbeitsgruppe weitergab.
Die Geographengruppe
Diese bereiteten einen Ablaufplan für die vorgesehene Tour auf den Spuren der Kämpfe in der Region vor und legten die Strecke fest. Für diese Aufgabe nutzten sie die Informationen, die die „Journalisten“ und „Historiker“ gesammelt hatten. Die von den Schülern erarbeitete Route beginnt in Zamość vor dem Gedenkstein, der an das Martyrium der Kinder aus der Region Zamość erinnert, sah dann die Besichtigung der „Rotunda“ sowie der Orte Zaboreczno und Dąbrowa Tarnawacka vor und endete schließlich an der Gedenkstätte Belzec, dem ehemaligen nationalsozialistischen Lager zur Vernichtung der Juden.
Die „Wissenschaftler“
Ihnen stand eine sehr schwierige Aufgabe bevor, denn sie sollten einen historischen Reiseführer über die Region erstellen. Die „Wissenschaftler“ griffen dazu auf das Material aus den Interviews und der Archivarbeit im Museum zurück, nutzten aber auch Photographien, die während des Ausflugs entstanden waren. Bei der Redaktion des Textes konnten die Jugendlichen vom fachlichen Rat der Polonisten Stanisław Malonowski und Elżbieta Kobielarz profitieren, besonders hinsichtlich sprachlicher und stilistischer Fragen. Die Ästhetik der Arbeit überwachte ich selber. Das Unternehmen konnte erfolgreich umgesetzt werden, denn der Reiseführer wurde erstellt.
Die „Informatiker”
Sie erstellten, unter dem wachsamen Auge der Informatiker Wiesław Kwiatkowski und Andrzej Zabawski, eine multimediale Präsentation. Die Hilfe der beiden Informatiker erwies sich auch bei der Herstellung des Bildmaterials für die Präsentation und den Reiseführer als unerlässlich. Auch die Informatikgruppe nutzte sowohl das Quellenmaterial, das die Journalistengruppe und die „Historiker“ gesammelt hatten, als auch die Photos, die während des Projektes bereits entstanden waren. Die Präsentation gliederten sie in drei Teile: Der erste enthält die wichtigsten Auszüge aus den Interviews. Den zweiten bilden die gesammelten Quellen und der dritte Teil dokumentiert den Ausflug sowie die Feier, die von der Schauspielergruppe vorbereitet wurde. Außerdem wird an dieser Stelle der historische Reiseführer präsentiert (siehe: Multimediale Präsentation – Geschichtliche Wanderungen in der Region Zamość)
Die Schauspieler
Sie erarbeiteten gemeinsam mit mir ein Szenario für eine Feier zum Gedenken an die Besatzung. Den Hauptteil der Vorstellung bildete das Interview einer Journalistin (Joanna Szpinda) mit einer Zeugin der Besatzungszeit (diese Rolle verkörperte Edyta Karwańska). Das Interview wurde immer wieder durch Gedichte, die die Schüler rezitierten, unterbrochen. Dem Thema entsprechend ausgewählte Musik, beispielsweise Magda Umers Interpretation des Stückes „Miasteczko Bełz“ [Städtchen Bełz] von Agnieszka Osiecka, schuf den musikalischen Rahmen. Die Schauspieler verteilten die Rollen untereinander. Jeder musste „seine“ Frage auswendig lernen und danach mit der ganzen Gruppe nach dem Unterricht proben. Die investierte Zeit und Mühe war aber nicht vergebens, denn die Schauspieler wurden mit donnerndem Applaus seitens der geladenen Gäste dafür belohnt.
Die „bildenden Künstler“
Sie waren mit dem Entwurf und anschließend der Erstellung der Einladungen für die Gäste betraut. Zudem gestalteten sie eine kleine Zeitung und eine Ausstellung der gesammelten Dokumente und waren für die Dekoration für die Feier zuständig.
Die „Reporter“
Sie machten Photos zur Dokumentation des Projektes und führten Interviews mit ausgelosten Teilnehmern von Feierlichkeiten, die sich auf die Feier zum 60. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs bezogen. Aufgrund der dabei gesammelten Aussagen kamen sie zu dem Schluss, dass es sich gelohnt hat, ein solches Treffen zu organisieren, weil wir die Geschichte kennen sollten, besonders die neuere. Wir müssen sie vor dem Vergessen bewahren, damit auch kommenden Generationen von ihr erfahren können.
Rückblick
Das Projekt umfasste alle 78 Schüler der öffentlichen Mittelschule in Podhorce. Tatsächlich engagierten sich aber nicht alle aktiv, sondern nur etwa 50% unserer Schüler. Es gab aber auch Schüler, die sich an fast allen Arbeitsgruppen beteiligten. Das Engagement der Jugendlichen ist durchaus Grund zur Freude, zumal sie großes Interesse an der Thematik zeigte und viel erfahren haben. Sie lernten einen kleinen Teil der Geschichte ihrer Region und Menschen, die diese mit geformt haben, kennen. Von diesen Zeitzeugen gibt es immer weniger. Sie sind im fortgeschrittenen Alter, leben oft zurückgezogen und nicht alle möchten ihre schmerzhaften Erinnerungen mit anderen teilen.
Darüber hinaus hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, Orte selber zu sehen, die im Krieg eine Rolle gespielt haben. Aus zeitlichen und finanziellen Gründen war es aber leider nicht möglich, alle zu besuchen. Ich bin trotzdem sehr zufrieden, zumal wir dank des Geldpreises, den wir mit dem Projekt gewannen, die Kosten für den geplanten Ausflug decken konnten. Ohne den Preis hätten viele Schüler aus finanziell schwächer gestellten Familien nicht mitfahren können. Dabei sind solche Geschichtsstunden an historisch bedeutsamen Orten für die Jugendlichen sehr wertvoll, denn es fällt ihnen dann leichter die Fakten zu erinnern und miteinander in Beziehung zu setzen.
Von dem erhaltenen Preisgeld kauften wir auch eine Digitalkamera für die Schule und für unser Projekt. Dadurch konnten wir eine fotografische Dokumentation erstellen, die wir unter anderem für die Präsentation nutzten. Meiner Meinung nach war die Arbeit am Projekt von großem Nutzen: die Schüler vertieften ihr Wissen über die Geschichte, sie lernten Aufgaben selbständig zu bearbeiten, Gruppenarbeit und Toleranz.
Übersetzung: Thekla Lange
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- 13/05/2010 - 11:08