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Das Projekt „Kunst als Zeugnis“ beabsichtigt eine Annäherung an die Geschehnisse der nationalsozialistischen Massenverbrechen von der Entrechtung, Verfolgung, Deportation, Internierung in den Lagern bis hin zur Vernichtung.

Das Vorhaben gründet auf der Einsicht, dass die realen Geschehnisse und das Erleben gerade der Opfer heute nur in ihrer Abstraktion nachvollziehbar und darstellbar sind. Kunst bietet hier eine Möglichkeit der Darstellung des Nichtdarstellbaren durch gestalterische Ausdrucksformen wie Malerei, bildende Kunst und Architektur.

Künstlerische Darstellungen der nationalsozialistischen Massenverbrechen – allen voran des Holocaust – werfen stets Fragen nach ihrer Angemessenheit auf. Dies muss eine Pädagogik in Gedenkstätten aufgreifen und reflektieren.

Die Nicht-Eindeutigkeit von Kunst sowie die Rezeption ihrer Entstehung bieten Chancen einer besonderen Form von empathischer Annäherung, die das Geschehene reflektiert und dennoch keiner vorschnellen Identifikation mit den Verfolgten und Gepeinigten und letztendlich deren Vereinnahmung erliegt. So entstehen in der Auseinandersetzung mit Kunst Reflexionsräume zur Geschichte des Nationalsozialismus, die einerseits dem Geschehenen sein Eigenes lassen, in denen andererseits durch Dichte und Beispielhaftigkeit von Kunstwerken das Ganze im Besonderen erscheint und jeder individuelle Ausdruck für das Allgemeine zu sprechen vermag.

Zugleich sind Kunstwerke in ihrem Gehalt gerade ein Ausdruck des Gesellschaftlichen in ihrer Zeit. Insbesondere wird dies deutlich in den künstlerischen Zeugnissen Überlebender, in den Mahnmalen der ehemaligen DDR, wie auch in Werken postmemorialer Künstler und den offiziellen Denkmalen nach 1990.

Die Pädagogik zu Erinnern und Gedenken an die NS-Massenverbrechen verändert sich einschneidend in vielerlei Hinsicht. Einerseits sind immer mehr Schüler und Jugendgruppen – gerade in den großen Städten – von ihrer Herkunft multiethnisch und multikulturell geprägt. Sie haben oft andere Perspektiven auf den Holocaust als herkunftsdeutsche Jugendliche. Andererseits zeichnet sich ein endgültiger Verlust der Überlebenden des Holocaust als Zeitzeugen für folgende Generationen ab. In einer Zeit, 60 Jahre nach der Befreiung der nationalsozialistischen Lager, werden diese konkreten Möglichkeiten der Begegnung in der Bildungsarbeit immer seltener. Dieser unausweichliche Verlust erfordert neue Formen der Annäherung an die Realitäten der Lager und der Massenmorde.

Konkret entsteht unter dem Namen „Kunst als Zeugnis“ ein an der Praxis orientiertes Bausteinheft für die pädagogische Arbeit, entwickelt vom Berliner Arbeitskreis Konfrontationen. Kunst als Zeugnis ist ein Angebot für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit sowie für die Gedenkstätten-, Kunst- und Medienpädagogik. Es stellt die Arbeit mit bildnerischen, künstlerischen und filmischen Verarbeitungs- und Thematisierungsformen in den Mittelpunkt. Die Bausteine beinhalten drei Themenblöcke.

Der erste fokussiert auf Malerei, Photographie und Bildhauerei. Es werden künstlerische Zeugnisse von Ermordeten oder Überlebenden zusammengestellt sowie exemplarische Beispiele aus der bildenden Kunst nach 1945 präsentiert und pädagogische Handreichungen erarbeitet.

Der zweite Themenblock konzentriert sich auf Denkmale/Mahnmale, für die ebenso eine Dokumentation erarbeitet wird. In diesem Baustein wird vor allem der gesellschaftliche Diskurs zur Repräsentation von Gedenkorten reflektiert. Der dritte Baustein zielt auf das Medium Film. Das geplante Bausteinheft stellt eine Filmographie bereit mit kurzen Anleitungen und Illustrationen für die pädagogische Arbeit.

Zunächst wird die Herausgabe einer Publikation in Form eines Materialien- und Methodenbandes als Downloadversion angestrebt. Darauf folgend ist geplant, unter Einbezug der regionalen Gedenkorte das Bausteinheft in gedruckter Fassung zusammen mit einer CD-ROM herauszugeben, die dokumentarische und interaktive Elemente mit medien- und kunstpädagogischen Produkten aus den Workshops enthält.

Für 2010 sind Fortbildungsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern vorgesehen. Für die pädagogische Arbeit der Gedenkstätten mit dem Bausteinheft wird über den Berliner Arbeitskreis Konfrontationen des Fritz Bauer Instituts eine pädagogische Beratung und Begleitung angeboten. Zudem wird eine Überführung des Projekts in einen internationalen Rahmen angestrebt. Geplant sind Seminare im Rahmen binationaler Jugendbegegnungen mit Polen und Ungarn, die ebenfalls dokumentiert werden sollen, um die internationale Diskussion zum Thema kunst- und medienpädagogischer Annäherungen an den Holocaust weiter zu befördern.

Gefördert durch entimon - Gemeinsam gegen Gewalt und Rechtsextremismus, Bundesministerium Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sowie durch die Ernst-Ludwig-Chambré Stiftung zu Lich, die Landeszentrale für politische Bildung des Landes Brandenburg, die RAA Brandenburg, die Dr. Hildegard Hansche-Stiftung und der Evangelischen Jugendarbeit Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz.

Kooperationspartner sind:

Die Gedenkstätten Ravensbrück, Sachsenhausen, Buchenwald/Mittelbau Dora, die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, sowie der Zentralrat der Juden in Deutschland.

 

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