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Die Ballade von Schnuckenack Reinhardt

2000, R: Andreas Öhler, 80', Carsten Krüger Filmproduktion Berlin und Stuttgart, Interviews: Deutsch, Polnisch, Romanes und Französisch

Von Annegret Ehmann

Der Film "Die Ballade von Schnuckenack Reinhardt" dokumentiert die Lebensgeschichte des international berühmten musikalischen Multitalents und Jazz-Geigers Schnuckenack Reinhardt. In Mainz als Kind einer Sinti-Musikerfamilie geboren und aufgewachsen, begann er schon mit drei Jahren Geige zu spielen. Ab seinem zwölften Lebensjahr trat er mit der Kapelle seines Vaters öffentlich auf. Am Mainzer Konservatorium erhielt er seine musikalische Ausbildung.

Im Zuge der rassistischen Verfolgungspolitik gegen Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Familie Reinhardt 1938 verhaftet und kurze Zeit später nach Polen deportiert. Dort schlugen sich die Reinhardts fünf Jahre lang getarnt als deutsch-ungarische Musiker immer auf der Flucht vor Entdeckung durch. Fünfmal entging Schnuckenack Reinhardt nur knapp der Erschießung durch die SS. Er berichtet von der Angst, die in all den Jahren immer gegenwärtig war, von dem jüngsten Bruder, der in Auschwitz ermordet wurde, und den Gebeten der Mutter zur schwarzen Madonna von Tschenstochau. Vor ihrem Bildnis spielt er zum Dank ein Ave Maria. Die Musik, so sagte er, rettete ihm das Leben. Die Geige war seine Waffe, mit der er sich frei spielte.

Der Film begleitet Schnuckenack Reinhardt auf eine Reise mit seinen Söhnen zu den Stationen seines Lebens, die ihn und seine Musik prägten. An den Orten der Verfolgung in Deutschland und Polen und denen seiner Musikerkarriere nach 1945 will er ihnen die Familiengeschichte zu überliefern. Dazu gehört als letzte Station Samois-sur-Seine, der Ort in Frankreich nahe Paris, wo sein Verwandter und großes Vorbild, der Jazz Gitarrist Django Reinhardt begraben liegt. Schnuckenack Reinhardt beeindruckt nicht nur durch die vielen Beispiele seines musikalischen Könnens. Er erzählt voll Witz und Weisheit, mit Schmerz und dennoch ungebrochener Lebensfreude. Die Authentizität seiner Persönlichkeit macht den Film zu einem einzigartigen Zeitzeugendokument der Geschichte und Kultur deutscher Sinti im 20. Jahrhundert, die noch immer viel zu wenig bekannt sind.

Nachtrag

Die DVD des Films ist offensichtlich im Handel nict mehr erhältlich. Eine französischsprachige Fassung finden Sie auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=zBEnKigHdhw

 

 

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