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Der Juni-Aufstand

Die Ausgabe von „Aus Politik und Zeitgeschichte“ versammelt fünf Essays zum 17. Juni 1953. In seiner Einleitung setzt sich Egon Bahr dafür ein, den DDR-Volksaufstand als gesamtdeutsches Ereignis zu verstehen. Für ihn stehe der 17. Juni 1953 auf einer Linie mit dem Herbst 1989 und betreffe somit nicht nur die Geschichte der DDR. Karl Wilhelm Fricke unterstützt in seinem Beitrag „Die nationale Dimension des 17. Juni 1953“ die These, dass im Aufstand bereits Forderungen nach freien gesamtdeutschen Wahlen und der Wiedervereinigung laut wurden. Trotz zahlreiche Quellen und einer umfangreichen Forschung gebe es an dieser Stelle Versuche, den 17. Juni 1953 lediglich als Teil der DDR-Geschichte darzustellen.

In seinem Essay „Der 17. Juni in der DDR-Geschichte“ untersucht Michael Lemke die unterschiedlichen Bedeutungen des Aufstandes für die SED und die Bevölkerung. Für die Herrschenden sei das Datum bis zuletzt „Trauma und Menetekel“ geblieben, während es den meisten Ostdeutschen eher eine „ferne Erinnerung“ gewesen sei. Lemke argumentiert, dass die DDR, wie sie 1949 konzipiert wurde, auf einen Schlag beendet worden sei. An ihre Stelle rückte dann ein Staat, der seine Herrschaft um jeden Preis sichern wollte.

Marianne Howarth setzt den Schwerpunkt ihres Beitrages auf den „Juni-Aufstand und die Deutschlandpolitik der Westalliierten“. Die brutale Niederschlagung überraschte den Westen und, so die Autorin, habe die Westalliierten erst recht in der Unterstützung der Bundesrepublik gestärkt. An einer Verschärfung des Ost-West-Konflikts auf Grund streikender DDR-Aufständischer war im Westen niemandem gelegen. Von nun an sei eine zukünftige Wiedervereinigung nur unter westdeutschen Vorzeichen möglich. Der vierte Essay untersucht die Frage, inwieweit der „Volksaufstand gegen die Siegermacht“ gerichtet gewesen sei.

Jochen Laufer beschreibt, welche Auswirkungen der 17. Juni 1953 in der Sowjetunion hatte und kommt zu dem Schluss, dass mit dem Juni-Aufstand die deutsche Teilung auf Dauer zementiert worden sei. Im letzten Beitrag analysiert Günther Holzweißig die Rolle der Medien während des Aufstandes. Auf der einen Seite der RIAS, der zum wichtigsten Kommunikationsmedium wurde und auf der anderen Seite Zeitungen und Rundfunk der DDR. Der Autor widerlegt die Annahme, der RIAS habe den Aufstand ausgelöst und stellt stattdessen seine Rolle und die Diskussionen hinter den Kulissen dar.

Die Essays bieten einen umfassenden Überblick über die aktuelle Forschung zum „17. Juni 1953“. Auf durchgängig hohem Niveau geschrieben, eignen sie sich gut für die politische Bildung. Auf Grund der Länge sind die Texte allerdings wohl eher für die Vertiefung des Thema angemessen, als für den Einsatz im Unterricht. Die Reihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ wird von der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) herausgegeben. Die Dossiers verstehen sich als ein Forum für kontroverse Diskussionen, eine Einführung in komplexe Wissensgebiete und bieten eine ausgewogene Mischung aus grundsätzlichen und aktuellen Analysen.

Link

Hier können sie die Beiträge herunterladen: http://www.bpb.de/publikationen/FDAWVB,0,0,17_Juni_1953.html

Ferner möchte wir Sie auf das Themenblatt der Bundeszentrale für politische Bildung mit dem Titel „17. Juni 1953 und Herbst '89“ hinweisen. Das Themenblatt bietet eine Einführung in die Juni-Ereignisse und zwei Arbeitsblätter für den Einsatz im schulischen Unterricht. Inhalt ist zum einen die Darstellung des 17. Juni 1953 in der DDR und zu anderen die Verbindung zur „friedlichen Revolution“ von 1989. Praxisnah und in gebotener Kürze bietet das Themenblatt einen durchdachten Vorschlag, wie sich des Aufstandes im Unterricht angenommen werden kann. Das Themenblatt steht hier zum Download bereit: www.bpb.de/publikationen/L9I6L9,,0,17_Juni_1953_und_Herbst_%B489.html

 

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