Das Jahr 2005 war anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes von zahlreichen Gedenkveranstaltungen gekennzeichnet. Vielerorts besannen sich Menschen auf die grausamen Verbrechen, die während des Nationalsozialismus begangen wurden. Dabei spielte gerade die junge Generation als Zukunftsressource der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Mit dem Begegnungsprogramm „Begegnungen mit Zeitzeugen – Lebenswege ehemaliger Zwangsarbeiter“ bietet die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ mit dem Fonds "Erinnerung und Zukunft" jungen Menschen die Chance, aus Beschäftigung mit der Vergangenheit heraus ein demokratisches Bewusstsein zu entwickeln und Verantwortung für ihr Umfeld zu übernehmen.
Vor diesem Hintergrund erhielt die Forschungsgruppe Jugend und Europa von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ den Auftrag, das Förderprogramm in seiner Anfangsphase (2002-2005) umfassend zu evaluieren. Im Mittelpunkt der Evaluation stand die Frage nach der Wirkung, der Nachhaltigkeit sowie der emotionalen wie auch pädagogischen Qualität solcher Begegnungen.
Was aber bleibt Jugendlichen tatsächlich länger in Erinnerung? Wie wirken die Begegnungen nach? Welche Unterstützung der Begegnungs- und Erinnerungsarbeit ist in Zukunft sinnvoll?
Die 1000 Jugendlichen, deren Aussagen in der Evaluation ausgewertet wurden, hoben im Ergebnis deutlich positiv die Möglichkeit hervor, sich konstruktiv mit den individuellen Gefühlen, Ängsten, wie auch den unterschiedlichsten Lebenswegen der Überlebenden der Nationalsozialismus zu beschäftigen. Für die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wiederum war es häufig wichtig, an den früheren Ort des Leidens zurückzukehren, um am Ende des Lebens mit dem erlebten Unrecht abzuschließen, aber auch die schmerzvolle Erfahrung als Aufforderung für verantwortungsbewusstes Handeln für die Zukunft weiterzugeben. In dieser Hinsicht erfüllen die Begegnungen eine eindeutige emotionale Entschädigungsfunktion. Zugleich können sie bei Jugendlichen in erster Linie den emotionalen Bereich des Lernens ansprechen und entscheidend Empathie fördern – eine unabdingbare Voraussetzung für eine gelungene Demokratie- und Toleranzerziehung von jungen Menschen im Deutschland des 21. Jahrhunderts.
„Gespräche mit Juden, die den Holocaust überlebten, mit ehemaligen Zwangsarbeitern, die die Quälerei in Arbeits- und Konzentrationslagern überstanden, mit Menschen, die wegen ihrer Weltanschauung von Nachbarn denunziert wurden – sie vermitteln, wie grausam die nationalsozialistische Ideologie von der Ungleichwertigkeit der Menschen war. (...) Diese Begegnungen mit Überlebenden sind, weil nicht mehr lange möglich, ungeheuer kostbar für alle, besonders aber für junge Menschen. (...) Viele dieser Menschen sind bereit, Konsequenzen für ihr Handeln zu ziehen, sich gesellschaftlich und politisch zu engagieren.“
Für die wissenschaftliche Analyse und Auswertung der Begegnungen junger Leute mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern gebührt der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ großer Dank. Die Evaluation weist auf die hohe Bedeutung solcher Programme hin, macht aber auch auf die Verbesserungen in pädagogischer Hinsicht aufmerksam. (...) Die Publikation „Erinnern, begegnen, Zukunft gestalten“ sollte Lektüre für all diejenigen werden, die sich mit zukünftiger Erinnerungsarbeit beschäftigen.“(Wolfgang Thierse, Vizepräsident des Deutschen Bundestags im Vorwort)
Kontakt
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- 21/12/2009 - 17:49