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Samtene Revolution und Mauerfall

Andreas Helmedach, Robert Maier (Hg.): Zweierlei 1968? Die Umbruchjahre 1968 und 1989 in deutschen und tschechischen Geschichtsschulbüchern. Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts. Band 123. Göttingen: V & R Unipress, 2008. 205 S.

Wenn Geschichtsbilder rekonstruiert werden sollen, dann ist das Schulbuch eine wichtige Quelle. Denn in Schulbüchern werden jene Deutungs- und Identifikationsangebote sichtbar, die nachfolgenden Generationen vermittelt werden sollen. Um deutsche Schüler/innen in die Lage zu versetzen, auch die Geschichtsbilder in den Nachbarstaaten kennen zu lernen, ist in den vergangenen Jahren zum einen das deutsch-französische Geschichtslehrbuch veröffentlicht und zum anderen im Rahmen der intensiven deutsch-polnischen Zusammenarbeit ein Materialienband für den Geschichtsunterricht vorgelegt worden.

Hingegen scheint der Nachbarstaat Tschechien sowie die deutsch-tschechischen Beziehungen weniger auf der Agenda des Geschichtsunterrichts zu stehen. Materialien, die den Blick auf die Geschichte(n) aus Tschechien mit dem aus Deutschland kontrastieren existieren kaum.

Andreas Helmedach und Robert Maier haben nun einen Sammelband herausgegeben, der zumindest aus einer historischen, einer geschichtsdidaktischen sowie einer schulbuchanalytischen Perspektive die beiden Umbruchjahre 1969 und 1989 untersucht. Dabei stellen die Herausgeber fest, das in Deutschland das Interpretationsspektrum für das Epochenjahr „1968“ mit seiner Studentenrevolte von einer „zweiten Gründung“ der westdeutschen Demokratie bis zum (konservativen) Vorwurf des Linksfaschismus reicht, während aus tschechischer Sicht die Zäsur eindeutig ist: „Der Panzereinmarsch des Warschauer Paktes scheidet die „goldenen 60er Jahre“ und den „Prager Frühling“ scharf von der Zeit der „Normalisierung“, die für etwa zwei Millionen Tschechen und Slowaken direkte Repression bedeutete. (aus dem Klappentext des Bandes)

Die Autoren des Bandes fragen, ob es block– und länderübergreifende Phänomene wie Protestkultur, neue Symbolsysteme und Ausdrucksformen gibt - Gemeinsamkeiten, die zugleich einen Bogen zwischen den Epochenjahren 1968 und 1989 schlagen. Im Zentrum der Analysen steht die Frage nach der Repräsentation dieser Jahre in den Unterrichtsmedien beider Länder.

Die Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts präsentiert Forschungsergebnisse zu Bildungsmedien in ihrem soziokulturellen Kontext in systematischer, historischer und vergleichender Perspektive. Schwerpunkte liegen insbesondere auf Erinnerungsmustern, Identifikationsangeboten und Deutungscodes, die über Bildungsmedien konstruiert, vermittelt oder verfestigt werden, sowie auf Wahrnehmungsdifferenzen, Spannungen und Konflikten, die sich in diesen Medien spiegeln oder an ihnen entzünden. Die Reihe richtet sich an verschiedene Disziplinen in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Diskurs-, text- und inhaltsanalytische Ansätze sind ebenso willkommen wie theoretische Abhandlungen und empirische Untersuchungen zur Verankerung und Wirkung von Bildungsmedien in je spezifischen gesellschaftlichen Zusammenhängen.

 

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