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Nationaler Mythos oder historische Trauer?

Jan-Holger Kirsch: Nationaler Mythos oder historische Trauer? Der Streit um ein zentrales "Holocaust-Mahnmal" für die Berliner Republik (Beiträge zur Geschichtskultur Band 25). (2003) Böhlau-Verlag Köln, 34,90 €

Mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages im Juni 1999, ein "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" in Berlin zu errichten, schien eine über ein Jahrzehnt andauernde öffentliche Debatte vorerst beendet worden zu sein. Derzeit gibt es jedoch neuen Diskussionsstoff: Die Arbeiten am Holocaust-Mahnmal in Berlin wurden eingestellt, weil die 2700 Stelen nach Meinung des Kuratoriums nicht mit einem Graffitischutz von Degussa behandelt werden dürfen. Hintergrund: Eine Degussa-Tochterfirma hatte im Dritten Reich das Zyklon B zur industriellen Vernichtung der Juden geliefert.

Jan-Holger Kirsch zeichnet in seiner Untersuchung "Nationaler Mythos oder historische Trauer? Der Streit um ein zentrales 'Holocaust-Mahnmal' für die Berliner Republik" die Vorgeschichte nach: Die Etappen der mehr als zehnjährigen Kontroverse um die Errichtung eines "Denkmals für die ermordeten Juden Europas" in Berlin von ihren Anfängen bis Ende der 1990er Jahre. Dabei arbeitet er die wesentlichen Konfliktlinien sowie die Rolle der verschiedenen daran beteiligten Akteure heraus.

Der Autor stützt sich in seiner Abhandlung auf die Auswertung der in sieben wichtigen Tages- und Wochenzeitungen veröffentlichten Artikel zu diesem Thema sowie der in den letzten Jahren erschienenen Bücher. Kirsch bezieht sich dabei auch exemplarisch auf die Debatten um die "Wehrmachtsausstellung", Daniel Goldhagens Buch "Hitlers willige Vollstrecker", die Rezeption des Spielfilms "Schindlers Liste" und der Tagebücher Victor Klemperers, die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter und die Friedenspreisrede Martin Walsers in der Frankfurter Paulskirche mit dem Ziel "Interferenzen der einzelnen Debatten zu verdeutlichen".

Abschließend kommt der Autor auf europäische und globale Tendenzen des "Holocaust"-Gedenkens zu sprechen, die er sehr kritisch beurteilt: "Zur Europäisierung kommt eine 'Globalisierung der Erinnerungskultur', die aus dem Mord an den Juden eine allgemeine, international verfügbare Katastrophen-Chiffre macht“.

Mehr unter: http://www.boehlau.de/buchdetail.asp?Mode=&isbn=3-412-14002-3

 

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