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Virtuelles Gulag-Museum

Gulag: Eigentlich im Wortsinn „Hauptverwaltung der Sowjetischen Zwangsarbeitslager“ bezeichnet der „Gulag“ das sowjetische System von Arbeitslagern für politische Gegner, bestimmte soziale Gruppen und gewöhnliche Kriminelle. In den als "Besserungsarbeitslager" und "Besserungsarbeitskolonien" bezeichneten Haftverbüßungsorten waren zeitweise bis zu 2,5 Millionen Menschen inhaftiert. Das erste sowjetische Arbeitslager für politische Gefangene wurde 1920 auf den Solowki-Inseln im Weißen Meer im Norden Russlands errichtet. Die Auflösung des Lagersystems wurde durch die unmittelbar nach Stalins Tod 1953 erlassene Amnestie eingeleitet, die allerdings nur "unpolitische" Häftlinge betraf. Die Freilassung politischer Häftlinge setzte ein Jahr später ein. Ende der 1950er Jahre wurde das letzte Lager aufgelöst, Strafkolonien bestanden jedoch weiterhin.

"Wir müssen die Erinnerung an die Schrecken staatlicher Gewalt und der Angst davor bewahren", sagt Anna Schor-Tschudnowskaja, die mit der Petersburger Stiftung Memorial und ihrer Direktorin Irina Flige, der Projektleiterin, daran arbeitet, das materiell Erhaltene zu bewahren und der Öffentlichkeit zugängig zu machen. Dies soll in der Form des "Virtuellen Gulag-Museum" – eines dreisprachigen Webportals (russ., eng., dt.) unter der Adresse http://www.gulagmuseum.org/index_de.htm geschehen.

Im Internet und auf CD werden die Bilder von Gegenständen aus dem weiten Gebiet des Gulag abgebildet, auf gesprochene und geschriebene Texte verzichtet diese Website momentan. Die elektronisch bewahrte Sammlung der Gegenstände dokumentiert nicht nur Unterdrückung und Zwangsarbeit, sie dokumentiert auch den Widerstand. Bewahrt wurden nicht allein Spaten, Aluminiumbecher und (Bilder von) Stacheldraht und Wachttürmen. Auch Kunstwerke, die Häftlinge geschaffen haben, mit denen sie der Verzweiflung entgegengewirkt haben, werden in dieser Form erhalten. Schachfiguren, aus Brot geformt, Plastiken aus Lager-Materialien, Gemälde.

Derzeit beinhaltet das Webportal eine ausführliche Beschreibung des Projekts, die auch die Schwierigkeiten desselben beschreibt, eine Dokumentation des Seminars „Virtuelles Gulag-Museum: von der Idee bis zur Verwirklichung“ aus dem Oktober 2005 sowie Linkverweise zu ca. 30 Regionalmuseen unter deren Adressen dann die Fotographien der Dokumente, Gegenstände etc. einzusehen sind. Die Website bietet für die Behandlung des Themenkomplexes „Gulag“ im Unterricht eine bislang einzigartige Ressource. Leider sind jedoch nicht alle Gegenstände beschriftet und zeitlich kontextualisiert, so dass Multiplikator/innen eine Vorauswahl treffen müssen.

 

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