Dr. Christian Halbrock knüpfte 1982 erste Kontakte zu kirchlichen Umweltkreisen und beteiligte sich u.a. an Aktionen gegen den Bau einer Autobahn bei Schwerin und gegen die Umweltverschmutzung durch die Chemiewerke in Wolfen und Bitterfeld. Dafür wurde er mehrere Male verhaftet. 1983 gründete er den Friedens- und Umweltkreis der Pfarr- und Glaubenskirche in Berlin-Lichtenberg mit, ein Vorläufer der im September 1986 zusammen mit Wolfgang Rüddenklau und Carlo Jordan gegründeten Umwelt-Bibliothek (UB). Bis zum Herbst 1989 war er in der UB aktiv und Mitglied im Gemeindekirchenrat der Zionsgemeinde. Halbrock ist Historiker und hat mehrere Bücher zur DDR publiziert. Er lebt heute in der Uckermark und baut dort einen ehemaligen Wirtschaftshof nach ökologischen Kriterien wieder auf. Zugleich ist er Leiter des Besucherinformationszentrums des Naturparks Barnim.

von Christian Halbrock 

Als ich im Jahr 1983 begann, mich im Umweltschutz in der DDR zu engagieren, fanden bereits die ersten Treffen im Kirchlichen Forschungsheim Wittenberg und die Aktion „Mobil ohne Auto“ statt. Doch, so frage ich mich im Nach­hinein: Wo lagen die Ursprünge für jene Bewegung, die die Proteste der 1980er Jahre in der DDR mittrug?

AM ANFANG STAND DAS WORT

In der Forschungsliteratur finde ich unter anderem die Antwort, dass kirchliche Impulse in den 1970er Jahren für das Entstehen der Bewegung ausschlagge­bend waren. (Neubert 2000: 445–447). Am Anfang stand demnach das Wort. Ehrhart Neubert meint, es sei „die eigentümliche Situation [entstanden], daß die Umweltbewegung nahezu vollständig von [...] der protestantischen Kirche inspiriert und organisatorisch getragen wurde“; im Gegensatz zur Friedensbewegung, „de­ren Ursprünge fast ganz auf Basisinitiativen [...] zurückgingen, formierte sich in der Umweltbewe­gung erst nach längeren theologischen und sozial­ethischen Diskussionen eine breite Basis“ (ebd.). Einer ihrer Treffpunkte war das Kirchliche For­schungsheim in Witten­berg, das sich ab Mitte der 1970er Jahre Umwelt­fragen zuwandte.

Umweltaktivist*innen in der DDR. © Christian Halbrock

Diese Einschätzung deckt sich mit derjenigen des Ministe­riums für Staatssicherheit (MfS), das in einem Bericht dar­auf hinweist, dass die Umweltproblematik zuvor schon von Friedenskreisen als neues Aktionsfeld entdeckt worden sei. Wichtig sei auch Vorbild der Grünen im Westen gewesen. Jugendliche aus der Friedensarbeit wünschten sich, „in der DDR eine ‚alternative Umweltschutzbewegung‘ nach dem Muster der Partei der ‚Grünen‘ in den kapitalistischen Ländern zu organisieren“ (vgl. Arbeitsmaterial zu schwer­punktmäßig ausgewählten „Friedens- und Ökologiekrei­sen“ sowie anderen alternativen Gruppen in der DDR 1984).

Zwar ist mir aus dem Pfarrhaus, in dem ich aufgewach­sen bin, die theologische Debatte um die christliche Ver­antwortung für die Umwelt bekannt. Doch ging es hier, so meine Erinnerung, zuallererst um die Si­tuation der Kirche in einer Industriegesell­schaft; dass etwa die Bauern mittlerweile auch sonntags auf dem Traktor saßen und dem Gottesdienst fernblieben sowie um die Entfremdung von Glauben und Kirche insgesamt. Mein Fokus weitete sich erst nach 1989, in der nachträglichen Analyse der Umweltbewegung, der ich angehörte. Vielleicht war es ja tatsächlich so, wie mir damals ein Wit­tenberger Theologe vorwarf: dass die Leute, zu denen ich mich zählte, als „aktionistische Krawallmacher“ auf eine theologisch gebildete Umweltszene stießen, ohne sich mit deren Grundlagen auseinanderzusetzen. Deshalb begab ich mich auf Spurensuche und fragte alte Mitstreiter, was das Engagement der „Aktivisten der ersten Stunde“ ent­fachte.

Ich zählte in der Szene aufgrund meiner Herkunft zu den „Kirchenleuten“. Gemeinsam mit Wolfgang Rüddenklau, der ebenfalls aus einem Pfarrhaus stammte, und Christine Müller gründete ich 1983 den Friedens- und Umweltkreis der Pfarr- und Glaubenskirche in Berlin-Lichtenberg. In Rüddenklaus Umweltengagement spielte die anarchistisch eingefärbte ökologische Siedlungsidee eine wichtige Rolle. Er war begeistert von der Idee selbstverwalteter Kommu­nen und von Lebensentwürfen ohne hierarchische Struk­turen. Vor 1983 erprobte er, wie andere, die zur Umwelt­bewegung stießen, verschiedene Arten oppositionellen Handelns. Nachdem er bereits in den 1970er Jahren durch den Besitz von Wolfgang Biermann-Kassetten und Texten aufgefallen war, bemühte er sich Anfang der 1980er Jahre unter dem Eindruck der Ereignisse in Polen eine „Gewerk­schaft der Kirchendiener“ zu gründen. Auch Christine Mül­ler war bereits aktiv, bevor sie die Umweltbewegung mit aufbaute. Als Physikerin war sie an naturwissenschaftli­chen Dingen interessiert und engagierte sich in den 1970er Jahren in einer konspirativen K-Gruppe in Ost-Berlin, die sich kritisch mit Fragen des Stalinismus beschäftigte.

In meiner Entwicklung hin zum Umweltaktivisten gab es eine Begebenheit, die für das Lebensgefühl und die Erfah­rungen vieler, die in den 1970er Jahren aufwuchsen und Anfang der 1980er Jahre die Schule verließen, steht: Im August 1978 kam ein neuer Pfarrer in unser mecklenbur­gisches Ackerbürgerstädtchen. Er begriff sich als Schüler von Heino Falcke, damals Probst in Erfurt, und schlug in der Jungen Gemeinde vor, sich mit einem seiner Texte zu beschäftigen, in dem er sich nicht nur für einen „verbesserlichen Sozialismus“ (Fal­cke 1981: 197) und die Partizipation von engagierten Christen in der bestehenden Gesellschaft aussprach, sondern auch da­für, den Sozialismus ernstzunehmen und sich mit ihm aus­einanderzusetzen. Die Reaktion fiel erstaunlich eindeutig aus: Mit dem Sozialismus sei man in der Schule schon hin­reichend „abgefüttert“, man komme in die Junge Gemein­de, um etwas anderes zu hören. Man wolle auch nicht am Sozialismus teilhaben, den man als dysfunktional und un­attraktiv ablehne. Wer sich mit den Verhältnissen in den gegebenen Strukturen einlasse, werde politisch instru­mentalisiert. – Angesichts des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan, des Krieges zwischen den sozialistischen Nachbarn Vietnam und China und der Militarisierung an den Schulen suchte man nach eigenen Wegen und For­men des Aufbegehrens jenseits der gegebenen Strukturen. Das war theologisch wohl sehr unbedacht, traf jedoch den Nerv der Zeit.

MOBIL OHNE AUTO

Wer die Idee zur Aktion „Mobil ohne Auto“ in die Bewegung einbrachte, lässt sich kaum mehr ermitteln. Vorbild hier­für war der autofreie Sonntag, der in der Bundesrepublik in Folge der Ölkrise 1973 entstand und später auch dazu diente, mehr Umweltbewusstsein von den Autofahrern einzufordern.

1981 druckte das Forschungsheim Wittenberg einen Auf­ruf und rief für das erste Juniwochenende – zum Welt­umwelttag am 5. Juni – zum Aktionstag auf. In Leipzig lud die „Arbeitsgruppe Umweltschutz“ zu einer Radfahrt vom Stadtzentrum nach Liemehna ein. Unter der Überschrift „Freunde, es ist soweit, laßt uns handeln!“ forderten an­gehende Theologiestudenten mit im Stadtjugendpfarramt gedruckten Zetteln zum Mittun auf. Darüber zeigte sich der Stadtjugendpfarrer entsetzt, denn: Die Zettel enthielten nicht den obligatorischen Vermerk „nur zum innerkirch­lichen Dienstgebrauch“ und tauchten an verschiedenen Stellen der Stadt auf.

Nach der Aktion wurde der Vorbereitungskreis offiziell dem Stadtjugendpfarramt unterstellt – ihren organisatorischen Rahmen fand die Arbeit nun in der Michaeliskirche bei Pfarrer Aribert Rothe. Inzwischen war die Gruppe auf etwa fünfzig Mitwirkende angewachsen. In enger Kooperation mit Leipzig erschienen neben den Streiflichtern in Witten­berg als hektografiertes Samisdat auch die Briefe zur Ori­entierung Mensch – Natur.

Auch im folgenden Jahr kam es in Leipzig zu einer Protest­fahrt. Das MfS rapportierte eifrig mit und meldete, „daß Vertreter der sog. ‚Grü­nen‘, die ihre Zusammen­künfte im Theologischen Seminar Leipzig durch­führen, für den 6. Juni 1982 eine Aktion ‚Mo­bil ohne Auto‘“ planten (Tagesrapport Nr. 92/82 1982). Die Bedrohung er­wies sich als real: Am 6. Juni versammelten sich „ab 8.45 Uhr vor der Kir­che in L[eipzig]-Lößnick ca. 250–300 Jugendliche (14–18 Jahre) […]. Vor der Kirche wurden Handzettel (A 5) mit unbekannten Texten verteilt.“ Von hier aus brach man nach Plaußig auf, wo nach einem Gottesdienst Diskussi­onsrunden stattfanden und Musiker auftraten (vgl. Auswer­tungs- und Kontrollgruppe, Tagesrapport Nr. 103/82 1982).

Fahrradprotestfahrt 1985 in Berlin. © Christian Halbrock

Der Aufruf „Mobil ohne Auto“ wirkte über Leipzig und Wit­tenberg hinaus: Ein prominentes Beispiel ist die Protest­fahrt gegen den Autobahnbau Schwerin-Wismar, zu der mecklenburgische Umweltaktivist nach Schwerin einluden. Als Protestform lehn­te man sich mit einer Demonstration auf Fahrrädern offiziell an die Aktion „Mobil ohne Auto“ an. Doch die Absicht dahinter erkannte der Staatsicherheitsdienst ganz richtig: „Mit dem Fahrrad“ wolle man, so warnte er, „die Strecke der zukünftigen Au­tobahn Schwerin-Wismar abfahren und in den Dörfern mit Einwohnern und Urlaubern sprechen, da­mit sie sich gegen die geplante Streckenführung zur Wehr setzen“ (Bericht über das Kessiner „Friedenseminar 1983“ 1983).

Unter den Umweltaktivist blieb allerdings ungeklärt, ob sich die Radtour grundsätzlich gegen den Autobahnbau oder „nur“ gegen die Trassenführung richtete. Immerhin führte jene am Ostufer des Schweriner Sees entlang durch wichtige Landschaftsschutzgebiete wie den Raben-Stein­felder Forst oder den Urwald am Pinnower See. Später wurde ebenso diskutiert, ob man sich mit den dem Staat abgerungenen Zugeständnissen etwa bezüglich der Re­ kultivierung zufriedengeben könne. Während sich einige Schweriner Umweltschützer offen dafür zeigten, lehnten die aus dem brandenburgisch-berlinerischen Raum Zugereis­ten, ebenso wie viele Mecklenburger, den Kompromiss ab.

Die Protestfahrt wurde immer wieder von der Polizei unter­brochen. Hinzu kamen massive Kontrollen und für Schwe­rin ausgesprochene „Aufenthaltsverbote“. Gleichwohl zeugte die Fahrt von der Vitalität der neuen Umweltbe­wegung. Zwar gelangten am Ende nur sieben der anfangs etwa siebzig Demonstrierenden nach Wismar. Doch hatten die Aktion es vermocht, einige Anwohner für ihr Anliegen zu sensibilisieren; manche solidarisierten sich sogar mit den Radfahrern. Unterdessen warfen zwei aus Schwerin ausgewiesene Umweltschützer aus einem aus Schwerin abfahrenden Zug Flugblätter und Demonstranten verteil­ten entlang der Trasse Fotopostkarten (Beleites 1998: 18). Die A2-formatigen Fotoabzüge, die, wie sich das MfS bald überzeugte, „an der Strecke entlang an Bäumen“, Schau­kästen und Agitationstafeln angebracht worden waren, trugen die Losungen „Gegen Beton“, Naturschutzgebiet“, „Geh mir vom Acker mit Beton“ und „Schwerter zu Pflug­scharen“ (vgl. Hinweise zu weiteren Aktivitäten in Bezug auf die geplant gewesene Radsternfahrt in Schwerin, auf Resonanz der eingeleiteten Sicherungsmaßnahmen und über weitere geplante Aktivitäten des damit im Zusam­menhang stehenden Personenkreises 1983). Entsprechend fiel das Resümee der Stasi aus: Im „Verantwortungsbereich“ der Bezirksverwaltung Schwerin komme den Protesten gegen Autobahnbau, die den kirchlichen Rahmen längst verlassen hätten, ein besonderer Stellenwert zu. Die Kirche würde hier lediglich als Sammel- und Schutzraum genutzt, um von hier aus den Staat herauszufordern. Bedenklich sei insbesondere die Resonanz des Protestes: „Hier ist es den feindlich-negativen Kräften gelungen, eine unverhältnis­mäßig hohe Anzahl von Bürgern für Aktivitäten gegen das Projekt und die Bauausführung zu gewinnen“ (Wulf 1984: Bl. 94).

Subjektiv wie jede Erinnerung sein muss, erscheint mir die Protestfahrt von Schwerin als die große Aktion der frühen Umweltbewegung. Zuvor hatte ich mich lediglich in der Friedensarbeit engagiert. In Schwerin lernte ich dann fast all jene kennen, die in der Anfangszeit meines Umwelten­gagements eine Rolle spielen sollten. So zum Beispiel Carlo Jordan. Zusammen mit Wolfgang Rüddenklau radelten wir diskutierend und agitierend nach Wismar.

Der noch junge Jordan galt damals bereits als „graue Emi­nenz“ der Umweltbewegung. In den 1970er Jahren war er einer der Mitunterzeichner eines Protestbrief gegen die staatliche Verleumdung des Pfarrers Oskar Brüsewitz, der sich 1976 aus Protest gegen die Politik der SED selbst verbrannt hatte. Die Initiatoren des Protestes wurden in­haftiert; Carlo Jordan wie andere Unterzeichner vorüber­gehend festgenommen und verhört. Jordan kannte die kulturoppositionelle Szene in Ost-Berlin. Seine Bindung zur Kirche war eher volkskirchlicher Art und sein Zugang zur Umweltfrage eher ein ästhetischer und vom Aufklä­rungsgedanken bestimmt. Von Beginn an begeisterte ihn der Aufstieg der Grünen im Westen und die Idee, im Os­ten zu dieser blockübergreifenden Bewegung zu gehören. Dementsprechend virulent war – nicht nur bei ihm – der Gedanke, im Osten etwas Vergleichbares zu initiieren. Be­reits 1984 gab es in Ost-Berlin den Einfall, eine grüne Partei zu bilden. So trug etwa die „Arche-Gründung“ 1988 diesen Gedanken – auch wenn es sich um ein Netzwerk handeln sollte – in sich. Für Jordan barg der „grüne“ Protest eine Reihe von Vorzügen, unter anderem galten die Radfahrten dem passionierten Amateurradler als Aktionen, an denen sich verschiedene Leute beteiligen, gemeinsam unterwegs sein und Gleichgesinnte kennenlernen konnten.

Die Heterogenität innerhalb der neuen Bewegung zeigte schon der Schweriner Autobahnprotest. Eine schemati­sche Unterscheidung zwischen denen, die sich in den Frie­densgruppen, und denen, die sich in den Umweltgruppen engagierten, geht an der damaligen Realität vorbei. Hinzu kam zu­sätzlich, dass einige der Beteiligten einen Ausreiseantrag gestellt hatten, worin zu­nächst keiner der Teilnehmenden ein Pro­blem sah, bis ein Theologe argumentierte, Engagement bedeute, Partizipation in der Gesellschaft einzufordern, in der man blei­ben wolle. Die damit verbundene Kontro­verse störte den unbeschwerten Aufbruch und wirkte sich zum Teil auch lähmend auf das mittelfristige Engagement aus.

IMPULSE

Wie bei jeder politischen Bewegung speiste sich der Im­puls, der zu ihrer Entstehung führt, aus verschiedenen Quellen. Unterschiedliche Biografien und Prägungen stie­ßen aufeinander. Neben denen, die sich frühzeitig für die Umwelt interessierten und etwa für die Ornithologie be­geisterten, gab es die, die aus einem zivilisationskritischen Impuls heraus sowie jene, die aus der Skepsis gegenüber der sozialistischen Aufbaueuphorie handelten. Zu letzte­ren zählten auch diejenigen, die meinten, es genüge, dass „die im Süden“ im industriellen Dreck lebten und man sol­le nicht noch die märkischen Seen und Mecklenburg mit FDGB-Heimen und Wochenendhaussiedlungen verschan­deln.

Für den kirchlichen Bereich ist es nicht erwiesen, ob der von der Umweltbewegung ausgehende Impuls vorzugs­weise aus dem Umfeld liberal-kritischer Theologen kam. Historisch gesehen gingen politisch Unzufriedene, Natur­interessierte und Theologen aus liberalen bis pietistischen Kreisen hier eher eine Koalition ein. Ebenso gab es unter denen, die sich Engagierten, nicht weni­ge, die keinerlei kirchliche Bindung hatten. Einzelne Gruppen und Umweltengagierte trafen sich auf privaten Grundstücken und in Wohnungen und verzichteten auf den Schutzraum der Kirche, der ebenso auch einengend wirken konnte. Ein entscheiden­der Impuls ging in jedem Fall vom Erstarken der grünen Protestbewegung in der Bun­desrepublik aus. Das Vorbild der neuen Basisbewegung sowie der hiermit unweigerlich eingeforderte authentische Lebensstil, erhoben die grüne Option zu einem erfolgver­sprechenden Ansatz für oppositionelles Handeln in der DDR. Hieran beteiligten sich nicht wenige, die schon zuvor andere Formen des Protestes ausprobiert hatten. Umwelt­engagement war dabei immer mehr als nur Engagement für die bedrohte Umwelt und die Natur: „Natürlich wird auch immer ‚um etwas gekämpft‘“, schreibt der Philosoph Peter Sloterdijk zur Praxis der Empörung, „vor allem aber dient der Kampf der Offenbarung der kämpferischen Ener­gie an sich“ (Sloterdijk 2008: 21). In diesem Sinne erhoben die Umweltgruppen immer wieder elementare Forderun­gen, wie das Recht auf demokratische Mitsprache sowie ein Ende der Geheimhaltung von Umweltdaten und kriti­sierten und durchbrachen das SED-Informationsmonopol, womit sie die Grundlagen des politischen Systems infrage­stellten. Dass sich dies unweigerlich aus dem Engagement ergab, war, da dies von Beginn an als systemkritisch begrif­fen wurde, bewusst gewollt.

 

Literatur

Beleites, Michael: Pflanzzeit. Die kirchliche Umwelt­bewegung in der DDR – Impulse und Wirkungen, Wittenberg 1998.

Falcke, Heino: Kritische Partizipation im realen So­zialismus. Probleme von Wissenschaft und Technik aus christlicher Sicht, in: Büscher, Wolfgang/Wen­sierski, Peter (Hrsg.): Beton ist Beton. Zivilisations­kritik aus der DDR, Hattingen 1981, S. 197–203.

Neubert, Ehrhart: Geschichte der Opposition in der DDR 1949–1989 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung 346), Berlin 2000.

Sloterdijk, Peter: Zorn und Zeit. Politisch-psycholo­gischer Versuch, Frankfurt am Main 2008.

 

Quellen

Bestände des MfS BV Berlin im BStU:

Abt. XX/2, Hinweise zu weiteren Aktivitäten in Bezug auf die geplant gewesene Radsternfahrt in Schwerin, auf Resonanz der eingeleiteten Sicherungsmaß­nahmen und über weitere geplante Aktivitäten des damit im Zusammenhang stehenden Personenkrei­ses, Berlin, 9.6.1983, BStU, Bd. I, Bl. 145–147.

Auswertungs- und Kontrollgruppe, Tagesrapport Nr. 92/82, Leipzig 15.5.1982, AKG 1577, Bl. 47.

Auswertungs- und Kontrollgruppe, Tagesrapport Nr. 103/82, Leipzig 7.6.1982, AKG 1577, Bl. 22.

 

Bestände des MfS BV Rostock im BStU:

Abt. XX, Bericht über das Kessiner „Friedenseminar 1983“ vom 13. bis 15.5.1983, Rostock, 15.5.1983, AOP 2784/85, Bd. I, Bl. 44–50.

Juristische Hochschule, Lehrgang XX. HSFL, Diplom­arbeit, Thema: „Die klerikalen politisch-negativen Kräfte in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg im System der gegnerischen Angriffe gegen die sozialistischen Staats- und Gesellschafts­ordnung der DDR“, Autor: Hptm. Wulf, Claus-Dieter, Abschluß der Arbeit 15.2.1984, Abt. XX, Nr. 1666, Bl. 94.

 

Sonstige Bestände des MfS im BStU:

HA XX/4, Arbeitsmaterial zu schwerpunktmäßig aus­gewählten „Friedens- und Ökologiekreisen“ sowie anderen alternativen Gruppen in der DDR, Berlin, November 1984, Nr. 3687, Bl. 7f.

 

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