Bundesarchiv – 75 Jahre: Kriegsende in Europa
Von Lucas Frings
Das Bundesarchiv präsentiert im Online-Dossier „75 Jahre: Kriegsende in Europa“ in der Reihe „Dokumente zur Zeitgeschichte“ Quellen zum 8. Mai 1945 aus dem eigenen Bestand. In zwei virtuellen Galerien und einem Wochenschau-Film können die Nutzer*innen insbesondere den Weg zur Gesamt-Kapitulation Deutschlands nachvollziehen.
Die Galerie „8. Mai 1945: Zusammenbruch und Neuanfang“ bündelt Plakate aus den Jahren 1945 und 1946. Dazu gehören Durchhalteparolen an die deutsche Bevölkerung in den letzten Kriegsmonaten, Ankündigungen von den Alliierten aus den ersten Nachkriegsmonaten, Aufrufe, den Wiederaufbau zu unterstützen, Aushänge, die eine langsame Einkehr eines Alltags erkennen lassen und Plakate, die sich mit der Bestrafung von NS-Kriegsverbrecher*innen auseinandersetzen.
Die Plakate sind eindrucksvolle Zeitzeugnisse, die in ihrer Beispielhaftigkeit die jeweils prägenden Themen vermitteln. Leider sind trotz Zoom-Funktion nicht alle Dokumente im Detail lesbar, bei einigen – etwa einer Lagerordnung, unterzeichnet vom Staatskommissar für das Flüchtlingswesen in Bayern oder einem Plakat zu den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen – wäre eine stärkere Kontextualisierung wünschenswert.
Die Dokumenten-Galerie „Die deutsche Kapitulation 1945“ besteht aus Kapitulationsdokumenten aus dem Bestand des Bundesarchives.
In einem kurzen Hintergrundtext erläutert der Historiker Thomas Menzel die schrittweise Kapitulation der Wehrmacht in den ersten zwei Maitagen 1945. Anhand der Nordwest-Kapitulation, der weiteren Teilkapitulation von München-Haar und den zur Gesamt-Kapitulation führenden Dokumenten lässt sich der weitere Verlauf anschaulich nachvollziehen. Enthalten sind weiter die bereits verbindliche Kapitulation von Reims am 7. Mai 1945, als auch Entwürfe und Vorbereitungen für die Wiederholung bzw. Ratifizierung der Kapitulation am 8./9. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst. Letztere wird in der Galerie sowohl auf deutsch, englisch als auch russisch präsentiert.
Details zu den Dokumenten werden teilweise in Kommentaren erläutert. So wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass die deutsche Übersetzung der Kapitulation der Truppen in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Dänemark anders als die englischsprachige Ausfertigung nicht von den alliierten und deutschen Militärs unterzeichnet ist, es finden sich jedoch die Namenskürzel von zwei deutschen Befehlshabern in der oberen rechten Ecke des Dokumentes.
Die Vertragsunterzeichnungen sind auch Hauptbestandteil des 10minütigen Videoclips der Wochenschau „Welt im Film“ aus dem Juni 1945. Als Teil des Dossiers ist er über die Filmothek des Bundesarchivs abrufbar. Dort stehen auch die Nachrichtenschauen der darauffolgenden Wochen zu Verfügung. Diese sind zwar nicht explizit Teil des Dossiers, doch auch in ihnen finden die Nutzer*innen interessante Perspektiven und Videoaufnahmen auf das Ende des Krieges in der ganzen Welt.
Die Dokumentenzusammenstellung „75 Jahre: Kriegsende in Europa“ nimmt mit einer Galerie und einem Kurzfilm vor allem die (Teil-)Kapitulationen Deutschlands in den Blick, ergänzt diesen durch eine Plakatsammlung, die auch Perspektiven aus den Monaten davor und danach vermittelt. Der Reiz liegt dabei in der Unmittelbarkeit der Originaldokumente, die den öffentlich wenig thematisierten Weg zur Kapitulation in der ersten Maiwoche 1945 anschaulich zeigen. Die Dokumente selbst würden sich für didaktische Zwecke, etwa zur Einführung in die Quellenkritik, eignen – Pädagog*innen müssten allerdings eigenständig weitere Hintergrundinformationen recherchieren.
Das Online-Dossier ist unter https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Dokumente-zur-Zeitgeschichte/19450508_kriegsende.html abrufbar.
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- 23/09/2020 - 06:54