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Perspektiven nach einem rechten oder rassistischen Angriff. Handlungsmöglichkeiten und Hilfe für Betroffene, Angehörige und Zeug*innen

Der Ratgeber „Perspektiven nach einem rechten oder rassistischen Angriff“ richtet sich laut den Verfasser*innen an Menschen, „die eine rechts, rassistisch oder antisemitisch motivierte Gewalttat erlebt haben, anderen Angehörige und Freund*innen sowie an Zeug*innen eines Angriffs“. Auf knapp 50 Seiten soll ein Leitfaden für wichtige Fragen und Entscheidungen geboten werden. Gleich an dieser Stelle ist jedoch anzumerken, worauf auch die Verfasser*innen hinweisen: Der Ratgeber kann kein persönliches Gespräch und eine ausführliche Beratung ersetzen.

An erster Stelle stellt die Opferperspektive ihre Arbeit vor und zeigt auf, was ihre Mitarbeiter*innen für die Betroffenen rechter Angriffe leisten können. Dazu zählen Hilfe bei rechtlichen Fragen sowie Unterstützung und Beratung in Bezug auf psychologische und finanzielle Unterstützung. Dies geschieht stets kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym, jedoch „parteilich im Sinne der Betroffenen“.  Die Opferperspektive arbeitet unabhängig von staatlichen Institutionen und dem aufenthaltsrechtlichen Status der Betroffenen.

Die Broschüre führt weiter auf, wie sich ein Übergriff konkret auf die Angegriffenen auswirken kann und welche Schritte nach einem Angriff einzuleiten sind. So raten die Verfasser*innen dringend dazu, Unterstützung einzufordern bzw. sollten Freund*innen und Zeug*innen sich um Betroffene kümmern. Weiter sind Verletzungen und Sachschäden zu dokumentieren. Außerdem ist es ratsam, dass sowohl die Betroffenen als auch Zeug*innen ein Gedächtnisprotokoll erstellen.

Neben Handlungsmöglichkeiten beschäftigt sich der Ratgeber auch mit den rechtlichen Aspekten eines Angriffes. So wird etwa erläutert, wie eine Anzeige gestellt werden kann, welche Rolle Polizei und Staatsanwaltschaft spielen und wie eine Zeug*innenaussage abläuft. Auch das Prinzip der Nebenklage wird – auch für Nichtjurist*innen – verständlich erläutert. Im Anhang der Broschüre finden sich diverse Musterschreiben, zum Beispiel zum Verfassen einer Anzeige oder einer Dienstaufsichtsbeschwerde.

Besonders wichtig können die von den Verfasser*innen zusammengestellten Informationen auf rechtliche Ansprüche sein, etwa zur ärztlichen Behandlung von nichtdeutschen Staatsbürger*innen. Wie im Ratgeber zu lesen ist, basiert der Anspruch auf verschiedenen Gesetzen und ist abhängig vom aufenthaltsrechtlichen Status der Person. Sollt es dazu kommen, dass die Behandlung verweigert wird, raten die Herausgeber*innen sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Diese vermitteln bei Bedarf an (Fach-)Ärzt*innen. Wie auch für alle weiteren Beratungsangebote sind die Kontaktdaten am Ende des Ratgebers aufgeführt, so dass Betroffene bei Bedarf schnell darauf zurückgreifen können und nicht lange danach suchen müssen. Gerade die rechtlichen Aspekte verleihen dem Ratgeber Stärke. Im Alltag schier unübersichtlich und oft unverständlich formuliert, fasst die Opferperspektive kompetent zusammen, was es zu wissen gibt. Neben vielleicht offensichtlichen Aspekten wie Anwaltskosten und der Umgang mit der Polizei wird mit der Diskussion um das dauerhafte Aufenthaltsrecht für Betroffene von rechten Gewalttaten ein eher unbekannter Faktor aufgegriffen.

Über die detaillierte Vorstellung des Beratungsangebots hinaus plädieren die Verfasser*innen für ein solidarisches Miteinander. Sie appellieren an Freund*innen, Angehörige und Nachbar*innen, Politiker*innen sowie weitere Akteur*innen – kurz gesagt: das Umfeld der Betroffenen – „Rechts, rassistisch und antisemitisch motivierte Gewalt geht uns alle an… und ist nicht allein das Problem der Betroffenen.“ Auch als Außenstehende gibt es viele Handlungsmöglichkeiten, zum Beispiel die Vermittlung von Unterstützung und das klare Benennen von rechten, rassistischen und antisemitischen Tatmotiven. Es gilt, Verantwortung zu übernehmen. Gerade im Rahmen von öffentlichen Positionen sei es möglich, Aufmerksamkeit zu generieren und Stellung zu beziehen. Dies können etwa Spendenaufrufe oder die Organisation von Benefizveranstaltungen sein, aber auch die Positionierung im Alltag gegen rassistische Äußerungen und Parolen.

Abschließend plädieren die Verfasser*innen des Ratgebers gegen das „Zum-,Opfer‘-Machen“. Betroffene selbst, so das Plädoyer, bezeichneten sich meist ungern als Opfer. Die oftmals von außerhalb getroffene Bezeichnung – etwa durch Polizei, Gerichte oder Presse – stelle die Betroffenen hilflos und schwach dar. Gleichzeitig werde damit das Gefühl für die alleinige Zuständigkeit der Verarbeitung des Angriffs bei den Betroffenen verstärkt. Es sei daher angemessener, von „Betroffenen“, „Angegriffenen“ oder „Geschädigten“ zu sprechen.

Sortiert nach Bundesländern führt der Ratgeber am Ende alle Beratungsstellen auf. Ergänzt werden diese durch Angebote zu materieller Unterstützung, den Dachverbänden sowie spezialisierten Angeboten, etwa für Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus.

„Perspektiven nach einem rechten oder rassistischen Angriff. Handlungsmöglichkeiten und Hilfe für Betroffene, Angehörige und Zeug*innen“ gibt einen kompakten Überblick, was die Opferberatungsstellen leisten können. Es werden bereits viele zu klärende Fragen beantwortet. Besonders wertvoll wird der Ratgeber jedoch durch die Zusammenstellung aller relevanten Kontaktadressen sowie die Musterschreiben. Die Broschüre ist online als PDF verfügbar.

 

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