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Rechte Gewalt. Eine Herausforderung für Schulen

Von Lucas Frings

Für 2019 registrierte Opferperspektive e.V. eine leichte Abnahme von rechten Übergriffen im Vergleich zum Vorjahr und kommt mit 142 gezählten Fällen auf 52 mehr rechte Übergriffe als das Brandenburger Innenministerium. Der Anteil rassistischer Übergriffe bliebe mit ¾ der Straftaten weiterhin hoch, die Anzahl der Übergriffe auf Minderjährige sei gestiegen. Dass die Gewaltbereitschaft bei rechten Taten in den letzten Jahren gestiegen sei, zeige sich auch im Schulalltag.

Mit „Rechte Gewalt. Eine Herausforderung für Schulen“ hat die Opferperspektive eine zwölfseitige Handreichung vorgelegt, die Schulleitungen, Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen beim Umgang mit rechter Gewalt im Kontext Schule unterstützen soll.

Eingangs definiert die Broschüre Formen und Opfergruppen von rechter Gewalt und betont, dass Tatmotive nicht im Verhalten der Opfer, sondern im Weltbild der Täter*innen zu suchen seien. 

Die zentralste Empfehlung ist der Fokus auf die Betroffenen von rechter Gewalt und ihre Perspektiven. In kurzen Absätzen sensibilisieren die Verfasser*innen dafür, die weitreichenden physischen und psychischen Folgen von rechten Angriffen und die Wirkung auf Angehörige der gleichen Gruppe wahrzunehmen. Gerade die psychischen Auswirkungen eines Angriffs seien schwieriger zu erkennen und oder könnten fälschlich als nicht mit ihm verbunden verstanden werden.

Ein Ausbleiben einer angemessenen Reaktion auf eine Tat sende gleichzeitig ein Signal des Duldens an Betroffene und Täter*innen.

Neben pädagogischen und disziplinarischen Folgen für die Täter*innen sei es aber unabdingbar, die Betroffenen, ihre Schilderungen und Bedürfnisse ernst zu nehmen, ihnen Unterstützung anzubieten und sie auch in mögliche Maßnahmen an der Schule in Folge des Angriffs einzubinden. Fühlt sich eine von einem rechten Angriff betroffene Schülerin unterstützt oder überfordert, wenn ein schulweiter Projekttag gegen Diskriminierung veranstaltet wird?

Auch den Kontakt zu den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten von Opfern rechter Gewalt sollten an Schulen tätige Pädagog*innen suchen. Diese sollten von der Schule nach dem Vorfall eingebunden werden und das weitere Vorgehen transparent gemacht werden. 

Alle Empfehlungen beziehen sich dabei nicht ausschließlich auf Schüler*innen als Opfer rechter Gewalt. Auch die Eltern oder Geschwister könnten von Gewalt betroffen sein, mit deren Folgen die Schüler*innen umgehen müssten.

In der ansprechend gestalteten Broschüre werden anhand von drei Fallbeispielen Herausforderungen im Folge eines Angriffes aufgezeigt. Kann das Opfer seiner Familie davon berichten? Überlegt eine Familie als Reaktion in ein anderes Bundesland zu ziehen? An welche Stellen können sich Betroffene wenden?

Neben einer Sensibilisierung soll die Handreichung Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen ermutigen, Unterstützung zu suchen. Es gehöre zum professionellen Handeln sich von externen Stellen wie der Opferperspektive beraten zu lassen und von deren Kompetenzen und Erfahrungen bei der Aufarbeitung von Gewalt und Begleitung von Betroffenen bei Behörden- und Gerichtsgängen zu profitieren. 

Abschließend drückt Opferperspektive e.V. fünf Handlungsempfehlungen nach einem rechten Angriff aus. Das Sicherheitsgefühl des Opfers müsse wiederhergestellt, evtl. Verletzungen und Schäden dokumentiert, der Tathergang aufgeschrieben und die Eltern informiert werden. Betroffene sollten zudem auf Beratungsangebote und Materialien – wie den Flyer „Tipps für Betroffene und Zeug*innen“ – hingewiesen werden.

Schulleitungen, Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen kann mit dieser gut verständlichen Broschüren geholfen werden auf rechte Angriffen in ihrem Arbeitskontext angemessen zu reagieren. Mit einer Sensibilisierung für mögliche Folgen für Betroffene richtet sie den Blick auf eine opferbezogene Reaktion, die Pädagog*innen nicht allein schultern müssen. 

Die Broschüre, die auch auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg empfohlen wird, steht auf der Homepage der Opferperspektive zum Download bereit. Gedruckte Exemplare können kostenfrei bei Opferperspektive e.V. bestellt werden.

 

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