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„Kriegerdenkmäler des Ersten Weltkrieges“

Von Lucas Frings

Mit der 26-seitigen Broschüre lenkt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. den Blick auf Bildungsarbeit anhand von lokalen (Krieger-)Denkmälern des Ersten Weltkrieges in Deutschland. Pädagog*innen erhalten mit der Publikation übersichtliches Hintergrundwissen, didaktische Hinweise und einsatzbereite Arbeitsblätter, die auf eine selbständige Recherche von Jugendlichen vorbereiten.

Eingangs heben die Verfasser*innen die Bedeutung von Kriegerdenkmälern in Deutschland als „Gegenstücke der Kriegsgräberstätten im Ausland“ (S.5) hervor. An den Herkunftsorten der gestorbenen Soldaten aufgestellt, dienten sie zur Dokumentation der Namen, aber in ihrer Gestaltung auch dem politischen Ziel „dem Kriegstod einen höheren Sinn“ (S.5) zu geben oder andere politische Botschaften zu senden. Sie können als Zeitzeugen dienen und sind selbst Zeitdokumente, die analysiert werden können.

Der kurze historische Exkurs geht auf die Etablierung von Kriegerdenkmälern nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, den „Bauboom“ (S.7) von Denkmälern nach dem Ersten Weltkrieg, die Mystifizierung des Soldatentodes vor und während des Nationalsozialismus und deren Hinterfragung ein.

Aus pädagogischer Perspektive sehen die Autor*innen in Kriegerdenkmälern großes Potential im forschend-entdeckenden Lernen und in der historischen Projektarbeit, die sich durch die weitflächige Verbreitung von Kriegerdenkmälern auch in kleineren Gemeinden durchführen lasse.

Die konkreten Vorschläge für die Unterrichtspraxis sehen als Einstieg eine Analyse der zehn vorgestellten Denkmäler vor, worauf eine Annäherung an lokale Kriegerdenkmäler des Ersten Weltkrieges, deren Interpretation und Vergleichbarkeit folgen kann. In einem vertiefenden Schritt könnten auch regionale Denkmäler des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und des Zweiten Weltkrieges sowie Denkmäler aus anderen Ländern in den Vergleich einbezogen werden, um einen Einblick in Wandel und Perspektiven von Gedenkkultur zu erhalten.

Der angedachte Aktualitätsbezug scheint jedoch ein bisschen kurz zu greifen bzw. liefert keine notwendigen Hintergrundinformationen. Für den Entwurf eines Denkmals für heutige Kriegstote als Arbeitsauftrag und einen Vergleich mit historischen Beispielen wäre eine Vertiefung in die Umstände aktueller Kriege notwendig, um das Gedenken nicht belanglos geraten zu lassen.

Den Hauptteil der Broschüre bilden die Arbeitsblätter zur Interpretation von Kriegerdenkmälern inklusive konkreter Beispiele. Durch Recherche, Erkundungen, Dokumentation, Präsentation und historischer Einordnung der Denkmäler sollen die Schüler*innen Frage-, Sach-, Methoden-, Reflexions- und Orientierungskompetenz erwerben. Dabei helfen konkrete Arbeitsaufträge wie die Recherche zu Initiator*innen, Entwürfen, Kontroversen und Finanzierung eines Denkmals, Recherche zu den Schicksalen der Kriegstoten, die Befragung von Passant*innen zu Wissen und Emotionen im Bezug auf das lokale Kriegerdenkmal oder der Vergleich von Inschriften verschiedener Denkmäler. Auf einem abstrakteren Niveau kann die Reflexion der verwendeten Sprache oder ein Vergleich von verschiedenen Gedenkkulturen verlaufen. Bei der Interpretation der Denkmäler hilft auch eine Erläuterung der typischen Symbole auf Denkmälern, wie die gesenkte Fahne als Zeichen für das Ende des Kampfes und Trauer.

Zwei der vorgestellten Denkmäler sind mit ausführlicheren Hintergrundtexten als Interpretationsvorschlag für Lehrkräfte versehen. Die beiden Denkmäler stehen für zwei sehr unterschiedliche Formen des Gedenkens und bieten so auch Hinweise für Denkmäler mit den Pädagog*innen in ihrer Region arbeiten könnten. Das Bochumer Löwendenkmal steht samt seiner Symbolik und Inschrift für die „klassischen, revanchistischen Kriegerdenkmäler des Ersten Weltkrieges“ (S.15) während das „Trauernde Elternpaar“ von Käthe Kollwitz in Vlotho individuelle Trauer anspricht und den Tod nicht sinnstiftend verarbeitet. Gleichzeitig lässt sich am Bochumer Denkmal anhand der Zerstörung von Inschriften, dem angedachten Abriss in den 1980ern sowie der Anbringung einer Erläuterungstafel 1990 diskutieren, wie mit einem derartigen Denkmal produktiv umgegangen werden kann.

Die anderen in der Broschüre vorgestellten Denkmäler bilden eine Bandbreite von Gedenkformen, Gedenkorten und politischen Intentionen. Darunter befinden sich eine Gedenktafel in einer Kirche mit religiösen Motiven, ein Regimentsdenkmal auf einem Friedhof, ein Kriegerdenkmal mit der großen Aufschrift „Nie wieder Krieg“, eine Gedenktafel in einer Schule aber auch ein von französischen Kriegsgefangenen aufgestelltes Denkmal.

Neben den konkreten Arbeitsaufträgen und Reflexions- und Orientierungsfragen bietet die Broschüre vor allem Anschauungsmaterial und Interpretationsanregungen für eine Auseinandersetzung mit lokalen (Krieger-)Denkmälern. Die notwendigen geschichtlichen Hintergründe müssen sich Lehrer*innen wie Schüler*innen aus anderen Quellen suchen, wobei die Literaturliste der Broschüre und Verweise auf Datenbanken ein Anfang sein können.

Insbesondere die Auswahl der zehn verschiedenen Denkmäler ist in ihrer Vielfalt gelungen und kann durch ihre kritische Kommentierung überzeugen. Sie bietet zusammen mit den pädagogischen Hinweisen einen guten Ausgangs- und Orientierungspunkt für die Recherche vor Ort. Sie kann als PDF-Datei auf der Seite des Volksbunds kostenlos heruntergeladen werden.

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.: Kriegerdenkmäler des Ersten Weltkrieges. Didaktisierte Materialsammlung (=Beispiele Praxis).

 

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