Von Frederik Schetter

Dass Antiziganismus in Deutschland kein Phänomen politischer Ränder ist, sondern vielmehr in der Mitte der Gesellschaft zu finden ist, zeigen nicht zuletzt Studien wie „Die enthemmte Mitte“ aus dem Jahr 2016 und Untersuchungen zur Bildungssituation von Sinti und Roma. Angesichts einer Zunahme von Ressentiments gegenüber Sinti und Roma in den letzten Jahren, erscheint ein auf die Dekonstruktion von antiziganistischen Stereotypen ausgerichtetes, gesellschaftskulturelles Engagement wichtiger denn je. Historisch-politische Bildungsangebote können dabei – unter der Voraussetzung, dass Debatten über Definitionen, Merkmale oder Funktionen von Antiziganismus das notwendige wissenschaftliche Handwerkszeug liefern – einen Beitrag leisten. Das zu Beginn der 1990er Jahre gegründete Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma nimmt vor diesem Hintergrund eine zentrale Rolle ein.

Gefördert von der Bundesregierung und dem Land Baden-Württemberg bietet der in Heidelberg sowie Berlin ansässige Verein in enger Zusammenarbeit mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma auf seiner Homepage eine Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen, Veranstaltungen, Bildungsangeboten und weiteren Beiträgen zum Thema Antiziganismus. 

Bildungsangebote und Antiziganismusforschung als Schwerpunkte

Den Kern der Website bilden die unter dem Reiter „Zentrum“ aufgeführten Informationen. Hier lassen sich sowohl die Organisation und Struktur des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma als auch die Hintergründe der Gründung des Vereins nachvollziehen. Zugleich finden sich hier kurze inhaltliche Darstellungen von ehemaligen und aktuell bestehenden Ausstellungen. Besonders hervorzuheben sind die Bildungsangebote des Vereins. Dieser bietet neben Ausstellungsführungen und Workshops unter anderem auch die Organisation und Begleitung von Exkursionen an. Die vor allem für Jugendliche ab der Jahrgangsstufe 9 konzipierten, methodisch variablen Bildungsprojekte befassen sich über die Aufarbeitung des NS-Völkermords hinaus mit unterschiedlichen Aspekten der Geschichte und des aktuellen Lebens von Sinti und Roma. Sie sollen dabei für Stereotype sensibilisieren und aufzeigen, dass „die Lebenswirklichkeit der Sinti und Roma grundsätzlich von den antiziganistischen Klischees unterschieden werden muss“.

Über den Reiter „Zentrum“ gelangt man weiterhin zu den vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma organisierten – oftmals interdisziplinären – Veranstaltungen und zu einer Auflistung von wissenschaftlichen Publikationen. Neben durch den Verein herausgegebenen Tagungsbändern sind hier unter anderem Ausstellungskataloge, Aufsätze und Redemanuskripte zu unterschiedlichen Aspekten der Antiziganismusforschung zu finden.

Europäische Gedenkorte im Überblick

Vor allem für Pädagog_innen und Multiplikator_innen interessant ist ein Projekt, welches sich über den Reiter „Newsroom“ finden lässt. Hier gelangt man unter anderem zu einer weiteren vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma betriebenen Website. Diese gibt auf einer Karte einen Überblick über die bisher in Deutschland und anderen europäischen Ländern realisierten Gedenkorte für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma, führt grundlegende Informationen sowie Bilder zu jedem Ort auf und ermöglicht eine spezifische Suche, beispielsweise nach Gedenksteinen, -tafeln oder Stolpersteinen.

Der Verein bietet auf seiner Website darüber hinaus überblicksartige Informationen zu der Bürgerrechtsbewegung von Sinti und Roma, detaillierte und mit Beispielen ausgestattete Ausführungen zum nationalsozialistischen Völkermord sowie – beispielsweise durch die Veröffentlichung von Stellungnahmen – immer wieder Einblicke in aktuelle erinnerungskulturelle und politische Prozesse.

Zusammenfassung

Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma stößt immer wieder wissenschaftliche Diskussionen und politische Debatten zum Thema Antiziganismus an. Es leistet so einen wichtigen Beitrag zur Dekonstruktion von antiziganistischen Stereotypen und zum Abbau von Ressentiments gegenüber Sinti und Roma in der Gesellschaft. Durch eine Reihe von sowohl thematisch als auch methodisch variablen Bildungsangeboten und Materialen ist der Verein zudem eine wichtige Anlaufstelle für Pädagog_innen und Multiplikator_innen. 

Weitere Informationen erhalten Sie auf http://www.sintiundroma.de/start.html. Auf das vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma betriebene Internetportal zu Gedenkorten für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma gelangen Sie hier.

 

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