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Webinare für die historisch-politische Bildung

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Content-Author: Ingolf Seidel

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Birgit Marzinka ist Projektleiterin bei der Agentur für Bildung – Geschichte, Politik und Medien e.V. Ihre Schwerpunkte liegen im historischen Lernen u.a. mit digitalen Medien.

Von Birgit Marzinka

Seit Juni 2013 führen wir bis Ende Januar 2015 insgesamt drei Webinarreihen zur historisch-politischen Bildung zu Nationalsozialismus und Holocaust durch. Darin enthalten sind die Themenblöcke: historisches Lernen mit digitalen Medien, Gedenkstättenpädagogik und interkulturelles Lernen.

Webinare sind Online-Seminare, die in einem virtuellen Klassenraum stattfinden und die für einen geschlossenen Teilnehmer/innenkreis angeboten werden oder für ein breites Publikum geöffnet werden können. Es ist möglich eine Präsentation zu zeigen, ein Whiteboard zu beschriften oder den Bildschirm zu teilen, mit der Möglichkeit z.B. eine Webseite zu zeigen. Jedes Webinar dauert eine Stunde, wobei der Schwerpunkt auf der Diskussion mit den Teilnehmenden liegt und nicht allein auf dem Input. Es ist möglich sich per Chat oder per Headset zu beteiligen. Alle Webinare werden aufgezeichnet und später als Video im Bereich „Online lernen“ von „Lernen aus der Geschichte“ zur Verfügung gestellt. Die Webinarreihen sind ein Projekt der Agentur für Bildung – Geschichte, Politik und Medien e.V. in Kooperation mit erinnern.at, dem Pädagogischen Zentrum von Fritz Bauer Institut und dem Jüdischem Museum Frankfurt, dem Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte - Freie Universität Berlin sowie dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien Saarland. Finanziell gefördert wird das Projekt von der International Holocaust Remembrance Alliance

Ziele und Formate der Webinarreihen

Mit den Webinaren möchten wir die Auseinandersetzung zum historischen Lernen zum Nationalsozialismus und Holocaust fördern. Die insgesamt 18 Webinare sollen dabei unterschiedliche Aspekte aufgreifen und einen Überblick über aktuelle Diskussionen zu den Themenblöcken aufzeigen. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass es wichtig ist in jeder Veranstaltung möglichst konkret ein Thema zu behandeln und dies mit Beispielen zu versehen. Das ortsunabhängige Medium erlaubt es, nach oder während der Arbeit einen kurzen gezielten Input zu erhalten und darüber zu diskutieren bzw. sich auszutauschen. So ist es möglich, sich weltweit dazu zuschalten und gemeinsam in einer Gruppe über ein Thema zu diskutieren. Da weder Reisezeit- noch -kosten dafür anfallen und das Webinar nur eine Stunde dauert, ist es möglich, diese Art von Fortbildung in den Arbeitsalltag relativ leicht zu integrieren. Weiterhin spricht dieses Format häufig Personen an, die man u.U. nicht für eine Tagung gewinnen kann, da für diese mindestens ein ganzer Arbeitstag wegfällt oder der Veranstaltungsort zu weit weg ist. Die häufig sehr heterogene Zusammensetzung der Teilnehmenden an den Webinaren wirft oft neue Aspekte in der Diskussion der Themen auf und gibt für die Referierende neue Anregungen.

Inhalte und Teilnehmer/innen

Die drei Themenblöcke (historisches Lernen mit digitalen Medien, Gedenkstättenpädagogik und interkulturelles Lernen) wurden gewählt, um aktuelle Diskussionen in der Gedenkstättenpädagogik und der historisch-politischen Bildung zum Nationalsozialismus und Holocaust aufzugreifen bzw. eine Auseinandersetzung um diese zentralen Bereiche zu fördern. Alle drei Themenfelder haben wir mit einer allgemeinen Einführung begonnen, um dann in den nächsten fünf Webinaren einer Reihe die Themen stärker zu fokussieren und einzugrenzen. Unsere Erfahrungen haben gezeigt: Je konkreter ein Thema behandelt und mit Beispielen versehen wird, umso häufiger wird es besucht und umso verständlicher ist es. So hatte ich mir zu Beginn überlegt, dass alle Webinare zur Gedenkstättenpädagogik die Bildungsarbeit Gedenkstätte vorstellen. Mit der Zeit habe ich diese thematische Ausrichtung hin zu deutlich fokussierteren Themen wie Menschenrechtsbildung, leichte Sprache oder NS-Täterschaft in der Gedenkstättenpädagogik geändert.

Die meisten Anmeldungen von Teilnehmenden verzeichnen die Webinare zum historischen Lernen mit digitalen Medien. Sicherlich liegt es auch am Format der Fortbildung, dass Personen, die sich für solche Themen interessieren auch eher für die digitalen Formate offen sind. Ziel bei diesen Webinaren ist es vor allem, konkrete Beispiele der Bildungsarbeit aufzuzeigen und diese zu reflektieren. Da es bisher nur wenige Beispiele zum historischen Lernen mit digitalen Medien gibt, aber zugleich ein großer Bedarf besteht, diese kennenzulernen und zu reflektieren, waren hier die Teilnehmer/innenzahlen im Schnitt deutlich höher, als bei den anderen Themen. Die Teilnehmer/innenzahlen bewegten sich bei den Webinaren für alle Reihen zwischen 5 und 20 Personen. Obwohl, oder weil, viele Tagungen zu Vielfalt, Diversity und Heterogenität in der historisch-politischen Bildung angeboten werden, werden Webinare zu interkulturellen Themen nicht so stark besucht, wie die anderen. Vielleicht ist bei den potenziellen Teilnehmenden bereits eine Übersättigung eingetroffen oder es ist das Format, das sich nicht gut für dieses Themenfeld eignet. Es kann sein, dass bei der Thematik Heterogenität, bei der die Selbstreflexion der teilnehmenden Pädagog/innen ein wesentlicher Faktor ist, eine Präsenzveranstaltung einen angemesseneren Rahmen bietet mit eigenen Verunsicherungen umzugehen.

Allgemein ist zu sagen, dass jüngere und technikaffine Menschen sich schneller für ein Webinar anmelden, als das weniger technikaffine Publikum. Weiterhin sind es oft Personen, die eine gezielte und kurze Fortbildung zu einem Thema suchen und bereits konkrete Fragen haben. Die Teilnehmer/innenschaft ist sehr breit: Mitarbeiter/innen aus der Wissenschaft, aus den behördlichen Einrichtungen sowie größere und kleinere Bildungsträger, Lehrkräfte und Selbstständige. 

Vor- und Nachteile

Vorteile liegen definitiv darin, dass keine Reisezeit etc. für eine Fortbildung anfällt, dass es ein ortsunabhängiges Format ist und die Möglichkeit der Beteiligung recht niedrigschwellig ist. Es wird lediglich ein internettauglicher Rechner benötigt, allerdings muss die Internetleitung stabil und schnell sein. Das Format erlaubt es kurze gezielte Fortbildungen zu besuchen, bzw. zu gestalten und Diskussionen anzuregen. Dadurch ist es einfach möglich diese Art von Fortbildungen in den Arbeitsalltag zu integrieren und neueste Trends zu erfahren. Auch formelle Aspekte wie Kleidung spielen eine geringe Rolle, da nur der Kopf und die Schulter der Referierenden auf einem kleinen Bild zu sehen sind und die Teilnehmenden zumeist gar nicht eingeblendet werden. Da man freigesprochenen Inputs bei den Webinaren besser folgen kann und diese lebendiger sind, sind ausgearbeitete Skripte nicht so wichtig. Weiterhin können die Webinare aufgezeichnet und als Video zur Verfügung gestellt werden. Wenn die Videos unter Creative Commons Licence gestellt werden, wie in unserem Fall, können diese auf jeder Webseite eingebettet werden. Der Faktor Nachhaltigkeit ist bei einem Webinar folglich besonders hoch.

Allerdings gibt es auch einige Nachteile. Längere und tiefergehende Diskussionen lassen sich nur sehr schwer durchführen, da die Konzentration bei den Referierenden und Teilnehmenden sich recht schnell dem Ende zuneigt. Meine Erfahrungen zeigen, dass eine Stunde genau der richtige Zeitumfang ist. In dieser Zeit können Themen erschöpfend behandelt werden und die Konzentration reicht auf allen Seiten aus. Ein Webinar steht und fällt mit den Teilnehmenden: Je weniger sich die Teilnehmenden beteiligen, umso langweiliger wird es. Ein weiteres Problemfeld kann die Technik sein. So kam es bei unterschiedlichen Referierenden immer wieder zu Tonausfällen bzw. sie sind zeitweilig aus den virtuellen Seminarräumen geflogen. Auch bei den Teilnehmenden kam es zu technischen Problemen. Manchmal ist es auch schwierig potenziell Referierende von diesem Fortbildungsformat zu überzeugen. 

Ausblick

Eine interne Evaluation der Webinare zeigt, dass die Teilnehmenden dieses Format als kurze Fortbildung sehr schätzen und mehr solcher Angebote wünschen. Dies zeigt, dass weitere Erfahrungen mit den Webinaren gesammelt werden und diese häufiger in unterschiedlicher Form verwendet werden sollten. Weiterhin ist es möglich internationale Diskussionen auch kurzfristig anzuregen. Auch wenn einige Nachteile existieren und ein breiteres Publikum sich vor diesem Format noch scheut, denke ich, lohnen sich die Anregungen in den Webinaren. Wir als Verein planen für die Zukunft weitere Webinare als Fortbildungsformat durchzuführen.

Zu allen bereits gelaufenen und noch bevorstehenden Webinaren. 

 

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