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Handreichung »ICH HÄTTE NICHT GEGLAUBT, NOCH EINMAL HIERHER ZU KOMMEN.«

Zwischen 2001 bis 2013 kamen 416 ehemalige Zwangsarbeiter/innen im Rahmen des „Besuchsprogramms Hamburg“ in die Hansestadt. Der Hamburger Senat finanzierte deren Aufenthalt als Zeichen der Versöhnung. Im Zuge des Besuchsprogramms wurden viele der Anwesenden interviewt und es entstand eine Ausstellung »›Ich hätte nicht geglaubt, noch einmal hierher zu kommen. ‹Schicksale ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und das Hamburger Besuchsprogramm 2001–2013« des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme e.V.. Diese wurde im Sommer 2014 in der Stadt gezeigt. Basierend auf der Ausstellung und den Interviews brachten nun das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung und die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg die didaktische Handreichung »ICH HÄTTE NICHT GEGLAUBT, NOCH EINMAL HIERHER ZU KOMMEN.« heraus. Diese ist kostenlos als pdf verfügbar.

Inhalt und Aufbau

Die Handreichung thematisiert die NS-Zwangsarbeit in Hamburg in ihren Strukturen und ihrem Alltag als auch die die Geschichte von (Nicht-)Anerkennung und -Entschädigung umfassenden Nachkriegsjahre bis hin zum Besuchsprogramm des Hamburger Senats von 2001 bis 2013. Sie kann für die außerschulische, politische Jugend- und auch Erwachsenenbildung sowie für die schulische Bildung genutzt werden und der Vorbereitung einer themenbezogenen Exkursion dienlich sein. Inhaltlich-didaktisch verantwortlich zeichnen Katja Hertz-Eichenrode vom Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Neuengamme e.V. sowie das Büro H. Geschichtskommunikation. Unter ihrer Federführung wurden Darstellungstexte und Quellen formuliert und ausgewählt, die mithilfe der Aufgabenvorschlägen erschlossen werden können. Es werden Arbeitsaufträge auf grundlegendem Niveau mit dem Ziel der Erschließung der zentralen Inhalte und der Problematik sowie auf erhöhtem Niveau angeboten. Letztere umfassen weiterführende und vertiefende Recherche- und Präsentationsaufträge und sollen zum selbstständigen Lernen anregen.

Einem allgemeinen Darstellungstext folgen in multiperspektivischer Absicht unterschiedliche Quellen wie Fotos, Plakate, Erinnerungen sowie Auszüge aus Briefen von Zwangsarbeiter/innen, interaktive Karten etc. Dabei verweisen auch einige der grundlegenden Arbeitsvorschläge auf weiterführende online-Quellen wie das Lebendige Museum.

Einige der Arbeitsblätter geben Quellen und Arbeitsvorschläge für die Vermittlung der Geschichte der Zwangsarbeitsentschädigung und Anerkennung zur Hand. Unter anderem Arbeitsblatt 7 thematisiert das Wirken Norbert Wollheims. In einem weiteren quellenunterlegten Beispiel werden die Adressatinnen aufgefordert, das Urteil des Amtsgerichts Braunschweig zu den Lohnnachzahlungsforderungen für Zwangsarbeit von Alfred Diament zu diskutieren. Im Anschluss an diese ersten Beispiele zu Entschädigungsforderungen fokussiert Arbeitsblatt 8 die Debatte um Entschädigung, in dem die Entschädigungspolitik seit der Jahrtausendwende thematisiert und deren Hintergrund, sowie Verteilungsprozess in ihren Grundzügen Gegenstand der Vermittlung werden. Zuletzt rückt in diesem Arbeitsvorschläge-Komplex mit der konkreten Entschädigungsgeschichte Hamburgs der lokalgeschichtliche Bezugsrahmen in den Mittelpunkt. Über die deutsche Debatte um Entschädigung hinaus, greift die Handreichung exemplarisch auch die Anerkennung bzw. den Umgang der Nationen auf, aus denen die Zwangsarbeiter/innen stammten. So werden auch in der Sowjetunion als „Vaterlandsverräter“ geltende ehemalige Zwangsarbeitende zum Thema gemacht. Abgerundet wird diese didaktische Aufbereitung zur Entschädigungsgeschichte mit den Stimmen ehemaliger Zwangsarbeiter/innen, die im Rahmen des Hamburger Besuchsprogramms interviewt wurden und ihren Ängsten und Erwartungen zur Entschädigung Ausdruck verleihen aber auch ihren Zwangsarbeits-Alltag schildern (Arbeitsblätter 13, 14, 15, 16). Das letzte Arbeitsblatt unter der Überschrift „Gedenken und Erinnern“ lenkt den Blick auf die – wohlwollend formuliert – nur zögerlich einsetzende Erinnerung an die NS-Zwangsarbeit sowie ihre Opfer und fordert dazu auf, eigene Vorstellungen einer gelungenen Erinnerungskultur zu skizzieren. Abgerundet wird das Angebot durch weiterführende Hinweise auf Literatur, Filme und Websites zum Thema Zwangsarbeit.

Fazit

Die Macher/innen der Broschüre meinen zwar, gerade die stadtbezogene Vermittlung zur NS-Zwangsarbeit fördern zu wollen, doch sind die Materialien auch für Bildner/innen ohne Hamburg-Bezug zu verwenden. So können viele der Fragestellungen in den eigenen lokal- oder regionalgeschichtlichen Rahmen transformiert werden oder setzen in ihrem Abstraktionsgrad erst gar keinen Ortsbezug voraus. Von großem Wert ist die Handreichung allein schon, da sie eine der wenigen, dazu auch noch kostenlos verfügbaren Zusammenstellungen von Arbeitsmaterialien zur Vermittlung der Geschichte der NS-Zwangsarbeitsentschädigung darstellt.

Die Materialien können kostenlos im pdf-Form auf der Webseite der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung heruntergeladen werden.

 

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