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glokal e.V. - Bildung und Beratung gegen Rassismus mit machtkritischer Perspektive

Wie verstrickt ist rassismuskritische Bildungsarbeit in ihren eigenen Gegenstand? Trägt sie gar häufig statt zum Abbau zur Stabilisierung von Machtverhältnissen bei? Ausgehend von diesen Überlegungen möchte der Verein glokal e.V. „in zentrale Themen wie Kolonialismus und Rassismus“ einführen und mit Jugendlichen und Multiplikator/innen Fragen nach der eigenen gesellschaftlichen Positionierung aufwerfen und bearbeiten.

Machtkritischer Bildungsansatz

Dabei verfolgt der Verein einen machtkritischen Bildungsansatz. Dieser soll für das Wirken von, und die eigene Verstricktheit in globale und gesellschaftliche Herrschafts- und Machtverhältnisse – beispielsweise Rassismus, Klassismus, Heteronormativität, Diskriminierung aufgrund von Alter, aufgrund von Bildungsabschlüssen etc. – sensibilisieren und Menschen dazu befähigen, durch deren Abbau an einer machtsensiblen und diskriminierungsfreien Gesellschaft mitzuwirken. Die verschiedenen Machtverhältnisse zeigten und reproduzierten sich sowohl auf individueller, ideologisch-gesellschaftlicher als auch auf institutioneller Ebene und sollen daher auch auf diesen Ebenen analysiert und bearbeitet werden (siehe Iman Attias Beitrag in dieser Ausgabe).

Angebote und Themen

glokal e.V. bietet zur Umsetzung dieser Vorhaben unter anderem Seminare, Workshops, Vorträge, Coaching, Supervisionen und Evaluationen in verschiedenen thematischen Bereichen an. Zu diesen nach individuellen Bedürfnissen anpassbaren Einheiten zählen thematisch unter anderem:

  • Postkoloniale Perspektiven auf Entwicklungszusammenarbeit im Kontext globaler Ungleichheit
  • (Dis-)Kontinuitäten zwischen und rassismuskritische Perspektiven auf koloniale und heutige Entwicklungspolitik/-zusammenarbeit
  • Kritische Auseinandersetzung mit Inter-/Transkulturellem Lernen
  • Rassismuskritik und kritisches Weißsein
  • Geschlechtergerechte und gendersensible Bildung
  • Anti-Bias: Vorurteile – Macht – Diskriminierung
  • Checklisten einer rassismuskritischen Bildungsarbeit

Die konsequent verfolgte Multiperspektivität spiegelt sich nicht zuletzt im Standard, bei den Bildungsveranstaltungen stets zwei Teamer/innen mitwirken zu lassen.

Broschüren

Daneben stellt der Verein auch Broschüren zur selbstständigen kritischen Perspektiverweiterung zur Verfügung. Die Broschüren beschreiben die für die postkoloniale Debatte relevanten Begriff wie Rassismus und seine Funktionen, Othering, Kulturalisierung, Exotisierung usw. Diese theoretische Rahmung eignet sich zur Fortbildung von Multiplikator/innen genauso wie zur Vor- und Nachbereitung der von glokal e.V. angebotenen Bildungseinheiten.
Die, als barrierefreies Dokument herunterladbare, Publikation „Mit kolonialen Grüßen...Berichte und Erzählungen von Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet” möchte zur Reflexion der unterschiedlichen Herrschaftsverhältnisse und deren Zusammenspiel im Zuge der Komplexität des Reisens in den Globalen Süden anregen. Das vor allem Backpacker, junge „Entwicklungshelfer/innen“, Teilnehmende an weltwärts-Programmen etc. adressierende Format kann als Einstieg in die lebensweltlich übersetzte Rassismusthematik, aber auch von allen anderen, mit Gewinn gelesen werden.
Die Broschüre „Bildung für nachhaltige Ungleichheit?" wiederum analysiert entwicklungspolitische Bildungsmaterialien aus den Jahren 2007-2012. Sie kommt zu dem streitbaren und polarisierenden Ergebnis, dass der Großteil solcher Materialien Ungleichheiten eher bestätigt oder gar selbst produziert.

glokal e.V. stellt über den eigenen umfangreichen und kritischen Angebote-Horizont und Newsletter hinaus Links sowie umfangreiche und differenzierte Literaturempfehlungen zur Verfügung. Dass der Bildungsträger an einer fruchtbaren Streitkultur interessiert ist, zeigt sich nicht zuletzt an der kaum versteckten Präsentation von kritischen Rezensionen zu einzelnen Veröffentlichungen des Vereins.

Fazit

Mag auch das theoretische Niveau womöglich für einige zunächst sehr voraussetzungsvoll wirken, so bietet glokal e.V. ein umfangreiches und empfehlenswertes Angebot für machtkritische Bildungsarbeit. Der Bildungsträger unterstützt mit seiner Arbeit auch die wichtige Debatte um die eigene Verstrickung inhaltlicher Konzepte in Machtstrukturen wie Kulturalisierung und Othering sowie deren Wirkmächtigkeit innerhalb der politischen Bildungsarbeit. Das thematisch und in den Vermittlungsformen breit aufgestellte Angebot ist dabei sowohl für die schulische wie außerschulische, rassismuskritische Bildungsarbeit geeignet und bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit für Jugendliche sich eigenständig-kritisch mit der eigenen Lebensrealität und gesellschaftlichen Positionierung auseinanderzusetzen.

 

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