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Spurensucher. Ein Praxisbuch für historische Projektarbeit

Nadja Grintzewitsch studierte Holocaust Communication und Tolerance (M.A.) sowie Judaistik (B.A.) und ist seit Beginn des Jahres wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Agentur für Bildung. Weiterhin ist sie noch tätig für die Stiftung Denkmal für die Ermordung der Juden Europas, die Gedenkstätte Sachsenhausen und die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz.

Pünktlich zum Start des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten ist im August 2014 eine komplett überarbeitete Neuauflage des Spurensuchers erschienen. Die Autorinnen und Autoren, allesamt Autoritäten auf dem Gebiet der historischen Projektarbeit, bieten wertvolle Praxistipps für angehende oder bereits erfahrene Tutor/innen.

Bereits beim ersten Blick in das Buch wird ersichtlich, dass es im Vergleich zum letzten Spurensucher deutlich benutzerfreundlicher und übersichtlicher gestaltet ist. Das Titelbild ist ansprechend gestaltet, die einzelnen Beiträge des Sammelbandes sind durch Tabellen, Infokästen, Fotos und Grafiken aufgelockert, die Aufteilung erscheint sinnvoll. Vor allem das Praxiskapitel am Ende zieht die Aufmerksamkeit des Lesenden auf sich, da hier zahlenmäßig die meisten Beiträge zu finden sind und, wie ein Blick in das Autorenverzeichnis zeigt, vor allem Pädagog/innen zu Wort kommen, die sich mit ihren Schüler/innen bereits mehrfach am Geschichtswettbewerb beteiligt haben.

Nach einem einführenden Beitrag des Herausgebers Michael Sauer, Professor für Didaktik der Geschichte an der Universität Göttingen und Verfasser des Standardwerkes „Geschichte unterrichten“, beginnt das Buch mit umfangreichen Tipps zu Themenfindung eines Projektbeitrags, dessen Planung sowie den Recherchemöglichkeiten. Ein großer Pluspunkt dieser beiden Kapitel ist, dass die Texte so geschrieben sind, dass sie auch für Schüler/innen der Sekundarstufen verständlich sein dürften. Daher können Pädagoginnen und Pädagogen durchaus auf Auszüge daraus zurückgreifen, wenn sie den jungen Forschenden etwa Archivarbeit näher bringen möchten. Lehrkräfte, insbesondere aus dem Bereich der Geschichtswissenschaften, dürfen diesen Abschnitt als Auffrischung ihrer Kenntnisse verstehen. Dies gilt auch für das sich anschließende dritte Kapitel, in dem es um Auswertung und Deutung der aufgefundenen Quellen geht. Aufgeschlüsselt sind hier unterschiedliche Quellenarten, aber auch der kritische Umgang mit den Inhalten wird anschaulich anhand von Beispielen erklärt. Hervorzuheben ist der Beitrag mit dem Titel „Fotografien – Ansichts-Sachen aus der Vergangenheit“ von Christoph Hamann. Die eingangs von ihm zitierte Bildanalyse einer Schülerin verknüpft der Autor gelungen mit weiteren Fragestellungen an das Foto. In der Folge arbeitet er anhand weiterer Beispiele Kriterien für eine erfolgreiche Bilderschließung heraus. Anhand von Checklisten, welche jeweils am Ende eines Beitrags stehen, können die Projektdurchführenden selbst kontrollieren, ob sie die in den Texten erläuterten Kriterien in ihrer Arbeit berücksichtigt haben.

Das Kapitel „Produkt und Präsentation“ legt, wie in der Vergangenheit auch, den Fokus auf die schriftliche Projektpräsentation. Ein wenig schade ist, dass ein Kapitel zum Thema Layout diesmal völlig fehlt, jedoch können diese Informationen natürlich auch in einem Standardwerk zum richtigen Publizieren nachgeschlagen werden. Inspirierend ist der Beitrag von Birgit Wenzel zu kreativen Wettbewerbsbeiträgen, in dem sie nicht nur Anregungen für verschiedene Präsentationsformen liefert, sondern auch konkrete Beispiele aus vergangenen Wettbewerben erläutert.

Von besonderem Interesse für (Schul-)Pädagoginnen und Pädagogen dürfte wie erwartet das letzte Kapitel des Spurensuchers sein, welches sich umfassend mit der Durchführung von Projekten beschäftigt. Dabei wird in den Beiträgen sowohl auf die spezifischen Bedürfnisse von Schüler/innen der sogenannten differenzierenden Schulformen eingegangen als auch die Rolle der Tutor/innen beleuchtet. Auch Lehrer/innen, die in den vergangenen Jahren mit Schüler/innen am Geschichtswettbewerb teilgenommen haben, kommen zu Wort. Dass beispielsweise eine Teilnahme nicht bloß den Sekundarstufen vorbehalten ist, zeigt Grundschullehrerin Ina Gabler am Beispiel der Talsperrengrundschule auf. Bereits zwei Mal beteiligten sich hier Schüler/innen der 3. und 4. Klasse erfolgreich am Geschichtswettbewerb.

Fazit: Das Buch wird auch Interessierten, die den alten Spurensucher bereits kennen, neue Aspekte vermitteln können – gerade durch den Praxisteil, der durch Beiträge von projekterfahrenen Tutor/innen und Juror/innen eine enorme Bereicherung darstellt. Es ist den Autor/innen gelungen, Tipps für eine erfolgreiche Projektdurchführung mit Beispielen vergangener – preisgekrönter – Wettbewerbsteilnehmer/innen zu verknüpfen. Zusammen mit dem alten Spurensucher, der beileibe nicht veraltet ist, sondern eine gute Ergänzung darstellt, ist das Buch eine optimale Vorbereitung auf den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2014.

 

Michael Sauer (Hrsg.); Spurensucher. Ein Praxisbuch für historische Projektarbeit. Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2014. 400 Seiten, mit zahlreichen s/w-Abb., Checklisten, Literaturhinweisen und Webadressen.

 

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