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Die Ermittler von Ludwigsburg – Zur Dauerausstellung des Fördervereins Zentrale Stelle e.V.

Seit dem 18. September 2004 empfängt die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg die Besucher/innen in der eigenen Dauerausstellung „Die Ermittler von Ludwigsburg“. Im Dezember 1958 gegründet, hat die kurz „Zentrale Stelle“ genannte gemeinschaftliche Einrichtung der Landesjustizverwaltungen ihren Betrieb aufgenommen. Mit ihr sollte eine Aufarbeitung der deutschen Verbrechen im Nationalsozialismus begonnen werden. Beeinflusst durch und verwoben in das Desinteresse oder vielmehr das Interesse der jungen Bundesrepublik, Verbrechen und insbesondere deren Kontinuitäten zu verschweigen, wuchs die Zentrale Stelle nach und nach zu einer wichtigen Institution der Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen an, die international durchaus angesehen ist.

Die Ausstellung in Ludwigsburg thematisiert die Problematiken der frühen Aufklärungsarbeit in der Zentralen Stelle ebenso wie die Erfolge, die dadurch erzielt werden konnten. Anhand der Einbindung der Ausstellung in den Ort des Geschehens können direkte Einblicke geboten werden, welche die Arbeit in der Stelle in der Bundesrepublik nachvollziehbar machen. Hinzu kommt ausgewähltes Archivmaterial in Form von Akten aus der NS-Zeit, die die Besonderheit der Gewalt der Zeit deutlich macht. Die Besucher/innen können sich hier intensiver mit einzelnen Exponaten auseinandersetzen.

In seinem Sammelband „Die Ermittler von Ludwigsburg. Deutschland und die Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“ beschäftigt sich Hans H. Pöschko mit der Geschichte der Zentralen Stelle, insbesondere dem Kontext der vorgestellten Ausstellung. Einen großen und reich bebilderten Teil des Bandes macht die historische Einordnung der Zentralen Stelle und ihrer Arbeit aus. Neben Fotografien des Archivs und der Einrichtung selbst finden sich bereits hier Abbildungen von archivalischen Akten aus der NS-Zeit und entsprechende historische Fotografien. Sie veranschaulicht bereits im Vorfeld der Ausstellung, nutzbar etwa im schulischen Unterricht und der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen, Aspekte nationalsozialistischer Verbrechen und ihrer Spezifika.

Kurt Schrimm ist ein weiterer Autor in dem Sammelband und seines Zeichens ehemaliger Staatsanwalt in dem Fall um Josef Schwammberger. Schwammberger war Leiter eines Zwangsarbeitslagers für Juden in Przemyśl. In dem 1992 bearbeiteten Fall wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Autor Schrimm ist heute Leiter der Zentralen Stelle und beschreibt in dem vorliegenden Band den Schwammberger-Fall. Joachim Riedel versucht einen Vergleich der NS-Aufarbeitung in der Bundesrepublik und der DDR. Die kritische Perspektive gegenüber der „antifaschistischen“ Selbstbezugnahme im realsozialistischen Staat erscheint hierbei als sinnvoll. Gleichzeitig setzt er an einigen Stellen die NS-Regime und DDR durch den Diktaturenbegriff gleich, der in der Kürze des Artikels nicht adäquat behandelt wird. Hierzu lohnt sich ein Blick in unsere Ausgabe zum Begriff der Diktatur in Bezug auf die DDR. Heike Krösches Beitrag setzt nochmals den Wunsch der deutschen Öffentlichkeit in den Mittelpunkt ihrer Analyse, keine Schuld am Nationalsozialismus und insbesondere seiner gewaltvollen Auswirkungen zu haben. Anhand der unterschiedlichen öffentlichen Reaktionen auf die Einrichtung der Zentralen Stelle wird deutlich, wie ambivalent die Kultur der Auseinandersetzung war und wie schwierig es mitunter war und ist, einen Ort des Gedenkens und der Aufklärung zu schaffen.

Für Lehrer/innen und Pädagog/innen können neben dieser fachlichen Auseinandersetzung, die einem grundsätzlichen inhaltlichen Fundament dient, die Beiträge zur konkreten pädagogischen Arbeit und Einbindung der Zentralen Stelle als Lernort hilfreich sein. Bernd Kreß stellt sie als „besonderen Lernort für Schulen“ dar und verweist mit Beispielfotos und konkreten Arbeitshinweisen auf die vielfältigen Möglichkeiten für Schüler/innen ab der Sekundarstufe II, selbsttätig im Archivbereich der Zentralen Stelle zu recherchieren.

Die Ausstellung befindet sich in der Schorndorfer Straße 58, 71638 Ludwigsburg, und ist Montags bis Donnerstags von 9 bis 16 Uhr sowie Freitags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Führungen können telefonisch unter 07141899283 vereinbart werden.

Das Buch „Die Ermittler von Ludwigsburg“ kann auf der Webseite des Bundesarchivs ür 5 € bestellt werden.

Pöschko, Hans H. (Hrsg.): Die Ermittler von Ludwigsburg. Deutschland und die Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen. Berlin 2008. ISBN 978-3-938690-37-6. 

 

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