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„Die DDR – (K)Ein Unrechtsstaat?" - Schüler/innen zum kritischen Arbeiten mit Geschichte anregen

Schüler/innen zum kritischen Arbeiten mit Geschichte anregen

Um eine kritische und einigermaßen differenzierte Auseinandersetzung mit der Deutschen Demokratischen Republik mit Schüler/innen durchzuführen stehen Lehrer/innen nur wenige adäquate Handreichungen zur Verfügung. Britta Wehens Unterrichtsentwurf „Die DDR – (K)Ein Unrechtsstaat?“ bietet eine solche Möglichkeit und regt neben der Aneignung historischen Wissens auch dazu an, die Auseinandersetzung mit Geschichte selbst in einen gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen.

Inhaltliche und didaktische Überlegungen

Grundsätzlich soll in Wehens Konzept der Frage nachgegangen werden, ob die DDR ein Unrechtsstaat war. Dabei ist „Unrechtsstaat“ nicht im streng juristischen Sinne zu sehen. Vielmehr wird Bezug genommen auf seinen verallgemeinerten Gebrauch in der öffentlichen Debatte um die Deutsche Demokratische Republik, die insbesondere seit 2009 in verstärktem Maße zu beobachten war. In dieser Auseinandersetzung, in der sich neben Angela Merkel weitere hochrangige Politiker/innen äußerten, galt der Begriff „Unrechtsstaat“ teilweise vor allen Dingen als ein Bezug unterschiedliche Formen von Ungerechtigkeit, die Personen in der DDR erfahren mussten: „Verstöße gegen geltende Werte und Normen in einem demokratischen und 'gerechten' System geschehen“. In der gemeinsamen Erarbeitung der Debatte, der unterschiedlichen Stimmen und einem Verständnis von „Rechtsstaat“ soll den Schüler/innen eigenständiges Denken und eine autonome Urteilsbildung ermöglicht werden. In diesem Sinne ist es notwendig, auf die Gewaltkonzentration in der DDR einzugehen und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als Kontrollorgan zu verstehen. Ebenso wichtig ist, dass auch die Erinnerungen vieler damaliger Bewohner/innen der DDR von positiven Eindrücken, insbesondere gegenüber der Bundesrepublik, zeugen. Die Erinnerung von Zeitzeug/innen soll in diesem Unterrichtsentwurf als Quelle historischen Wissens betrachtet werden. Man sollte sich Erinnerung immer mit kritischen Maßstäben der historischen Arbeit annähern und gleichzeitig anerkennen, dass sie dennoch angebrachte und wichtige Quellen darstellen. Die Erinnerung der ehemaligen DDR-Bevölkerung als sozialistisch durchdrungen und ideologisch verklärte Nostalgie zu verstehen, wird einem geschichtlichen und in unserem Falle geschichtsdidaktischen Anspruch also nicht gerecht. In diesem Sinne müssen unterschiedliche Zeitzeug/innen und archivalische Quellen herangezogen werden, die sowohl von politische Gefangenschaft und Leid durch das Regime zeugen, aber ebenso jene zahlreichen Stimmen zu Wort kommen gelassen werden, die eine andere Perspektive auf die DDR haben. Durch die Konfrontation der Schüler/innen mit unterschiedlichen Deutungen von Geschichte wird eine wichtige Analyseebene möglich und leicht zugänglich. Kurz gefasst soll der Unterrichtsentwurf die Kompetenz vermitteln, den Konstruktcharakter von Geschichte erkennen und benennen zu können, unter anderem durch das Verständnis von „Unrechtsstaat“ als Begriff zur Geschichtsdeutung. Durch eine differenzierte Auseinandersetzung mit DDR-Praktiken zur Machtsicherung in Abgleich mit zeitgeschichtlichen Dokumenten und Zeitzeug/innen soll ein begründetes Urteil zum realsozialistischen Staat gefördert

Umsetzung im Unterricht 

Der Unterrichtsentwurf ist für die Sekundarstufe I angelegt und ist an dem Kerncurriculum für das Gymnasium für das Fach Geschichte aus dem Jahr 2008 orientiert. Die Autorin zeigt zahlreiche Querverbindungen zu den Curricula anderer Fächer auf. Darüber hinaus verweist sie auf zahlreiche Möglichkeiten, den Unterricht zu bereichern, etwa Exkursionen zur Birthler-Behörde oder einen Besuch in der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Methodisch können Schüler/innen den Umgang mit Medien wie Film-, Text- und Bildquellen erlernen oder die Fähigkeit erwerben, eine Podiumsdiskussion zu organisieren und durchzuführen. Durch die dargebotene Quellenvielfalt können unterschiedliche Kompetenzen von Schüler/innen gefördert werden. Der Entwurf ist in 9 Schulstunden sowie eine abschließende Klassenarbeit zur Leistungskontrolle aufgeteilt. Von einer einleitenden Debatte ausgehend werden in den darauf folgenden Stunden Inhalte vermittelt, die die Deutsche Demokratische Republik näher bringen und verstehen lassen sollen. Durch den Einbezug aktueller Debatten sowie die Möglichkeit, eine/n Zeitzeug/in einzuladen wird zur abschließenden Podiumsdiskussion in Stunde 9 hingeführt. Die Klassenarbeit zeigt den Anspruch der Autorin auf, eine kritische Auseinandersetzung mit Geschichte zu befördern, indem die dort angeführte Quelle einer solchen bedarf und die Aufgabenstellung entsprechend ausgelegt ist.

Information

Der Unterrichtsentwurf "Die DDR - (K)Ein Unrechtsstaat?" von Britta Wehen ist beim Grin Verlag für 12,99 € erhältlich. Der Verlag bietet außerdem eine kostenlose Vorschau an. 

 

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