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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife. Ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

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Content-Author: Ingolf Seidel

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Elisabeth Zöller: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife. Ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten, Carl Hanser Verlag, München 2012, 350 S. , 16,90 €

Von Angelika Schmitt-Rößer

Basierend auf historischen Dokumenten und Erinnerungen der Überlebenden erzählt Zöller in diesem Roman von dem 17jährigen Paul, der  auf der Flucht vor der Verfolgung durch die Nazis nach Köln kommt und dort in eine Gruppe der “Edelweißpiraten” aufgenommen wird. Die Schläger der HJ, die Polizei und die Gestapo versuche diese aufmüpfigen Jugendlichen zu schnappen. Bei einer Aktion ist es dann soweit: Paul wird mit anderen verhaftet und im EL-DE-Haus gefoltert. 

Elisabeth Zöllers überaus spannender „Tatsachenthriller über die Edelweißpiraten“ mit den jugendlichen Hauptakteuren Paul undFranzi, ihr Bruder Hotte, Bastian, Billi, Ralle und Zack, die sich zunächst nur durch ihr Benehmen und ihr Aussehen (sie tragen keine Einheitskluft, rauchen, prügeln sich gelegentlich mit der HJ) von den Nazis abgrenzen, hat mich sehr beeindruckt.

Schon im Vorspann zum Roman faltet sie in einer kurzen Szene auf, worum es gehen wird: Standartenführer Schründer und Hauptsturmführer Klawes machen Oberkommissar Ziegen in einer spätabendlichen 15minütigen Sitzung klar, dass sie von ihm baldmöglichst die Zerschlagung der jugendlichen Widerstandsgruppen erwarten („...Dieser Schlange müssen wir beizeiten den Kopf abschlagen“... machen Sie kurzen Prozess.“ S. 10/11)

Aber dies gelingt Ziegen dann doch nicht so schnell, wie er sich das erhofft hat, auch wenn nach Zacks Ermordung bei einem Überfall auf einen Lebensmitteltransport einige der Jugendlichen zu Verhören einbestellt und gefoltert werden. Trotz großer Angst und den Schmerzen, die sie ertragen müssen, geben sie nicht auf – auch wenn dies für sie bedeutet, dass sie immer wieder fliehen müssen und das Gefühl der Schlinge um den Hals für den Leser fast körperlich spürbar ist.

Zöller versteht es meisterhaft, den Lesern die Lebenswelt der Jugendlichen nahe zu bringen: In ihren Ängsten und Sorgen, wenn einer von ihnen verschwunden ist oder die Stadt bombardiert wird, ihrem Zorn über die Lügen der Nazis und auch in den vorsichtigen ersten liebevollen Berührungen zwischen Paul und Franzi, die sie in ihrem Versteck in der Gärtnerei austauschen.

Stark sind sie in ihrer Solidarität untereinander und in ihrem Glauben an eine andere, freiere und bessere Zeit. So zittert und freut  man sich mit den Akteuren über die – historisch verbürgte – Flugblattaktion am Kölner Hauptbahnhof. Aber – und leider ist auch das ist die historische Wahrheit – ihre Tapferkeit und ihr Mut bezahlen nicht wenige von ihnen mit dem Leben.

Zudem beeindruckt hat mich Zöllers genaue, detailreiche Beschreibung von Köln, den Straßen und Plätzen, den Stadtteilen in den sich die Jugendlichen wie Fische im Wasser bewegen, aber auch den Gefängnissen, insbesondere dem berüchtigten El-De-Haus (dem Gestapo-Hauptquartier) wo sie wie unzählige andere Opfer gequält und gefoltert werden.

Erwähnenswert ist neben dem hilfreichen und gut verständlichen Glossar auch die gesamte Gestaltung des Buches, die mit Schattenrissen und Versalien zu Beginn der meist kurzen Abschnitte und Kapitel die Lust aufs Weiterlesen zusätzlich zum Inhalt noch erhöht.

Verweisen möchte ich ergänzend auf mehrere positive Rezensionen dieses hervorragenden Buches in überregionalen Zeitungen, wie z.B. in der FAZ vom 29.12.12 oder der SZ vom 9.10.12. Beide RezensentInnen empfehlen die Lektüre dieses Buches nicht nur Jugendlichen, sondern erwachsenen Lesern und sind beeindruckt von Zöllers Fähigkeit aus Fakten und Dokumenten einen packenden Thriller zu machen, der noch dazu Jugendlichen Mut macht für ihre Ideale und Ziele einzustehen und zu kämpfen.

Erstveröffentlichung in der Datenbank der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (AJuM).

 

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