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Weder DDR noch Bundesrepublik – Thomas Brasch im Unterricht

Der Schriftsteller Thomas Brasch war von Beginn seines Schaffens an von Staats wegen in der DDR und in kulturellen Kreisen später auch in der Bundesrepublik vielfach geächtet – zu konterrevolutionär für die einen, zu DDR-treu für die anderen. Die Medienpädagogin und Autorin Petra Schepers bereitet Material von ihm und über ihn für den Schulunterricht auf und bietet dabei vielfältige Möglichkeiten der Einbettung des umstrittenen Künstlers in die pädagogische Arbeit.

Verboten und aufmüpfig

Brasch stammt aus einer jüdischen Familie, die vor den Nationalsozialisten floh, im Exil zu kommunistischen Aktivist/innen wurde und später in die entstehende Deutsche Demokratische Republik zog. Die Familiengeschichte ist von da an geprägt von einer Staatstreue, die sich etwa in dem Amt als stellvertretender Minister für Kultur von Braschs Vater äußert. Brasch selbst debütierte mit seinem Theaterstück „Seht auf dieses Land“ und wurde damit zugleich zum ersten Mal bereits nach der ersten Aufführung verboten. Zahlreiche seiner weiteren Gedichte und Romane wurden verboten, der Druck bereits vor einer möglichen Veröffentlichung untersagt. Begründet wurde dies mit einer „linksradikalen Tendenz“ und „existentialistischen Anschauungen“, die ihm von Seiten der Leipziger Universität attestiert wurden und zu seiner Exmatrikulation führten. Auch sein späteres Studium an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg wurde durch eine Inhaftierung abgebrochen, die sein eigener Vater veranlasste, da Brasch Flugblätter gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die CSSR verbreitete. In Westdeutschland sorgte er wiederum für einen Skandal, als er bei der Verleihung des bayrischen Filmpreises 1981 der Filmhochschule der DDR für seine Ausbildung dankte.
Braschs Leben war durch Exzesse geprägt, insbesondere von Alkohol- und Drogenkonsum, die später zu Gründen für seinen frühen Tod mit 56 Jahren wurden. Sein Schaffen ist geprägt von den Widersprüchen, die ihn teils verzweifeln ließen und sich an seinem ambivalenten Verhältnis zur DDR verdeutlichen. Er blieb zeitlebens kämpferisch und ließ sich politisch nicht einnehmen – weder von der Bundesrepublik, noch von der DDR.

Materialien zu Thomas Brasch

Schepers gibt fünf Materialvorschläge mit denen sich Schüler/innen ab der Klassenstufe 12 dem Lyriker, Schriftsteller und Filmschaffenden Brasch nähern können. Das Thema bildet eine Brücke zwischen Deutsch- und Geschichtsunterricht. Zu den Materialien werden jeweils unterschiedliche Fragestellungen angeboten. Lösungsvorschläge finden sich hier ebenso wie knappe Hintergrundinformationen.
Zunächst bietet sich der Film „Brasch – Das Wünschen und das Fürchten“ von Christoph Rüter aus dem Jahr 2011 an. Er beschreibt Braschs Leben anhand eigener Erzählungen des Künstlers, der mit Rüter zu Lebzeiten befreundet war. Außerdem ist eine Kurzbiographie in die Unterrichtsempfehlung eingebettet anhand derer die Schüler/innen in der Biographie Braschs den Zusammenhang persönlicher Erfahrung, künstlerischem Schaffen und politischen Ereignissen erarbeiten können. Ein Ausschnitt aus einem Interview zwischen der ZEIT und der ehemaligen Lebensgefährtin von Brasch, Katharina Thalbach, sowie seine Rede zur Verleihung des Bayrischen Filmpreises ergänzen dieses Bild. Der anspruchsvollste Teil der Aufgabensammlung ist zu einem Gedicht des Künstlers. Scheper verweist aber auf einen kreativen Umgang mit der für viele Schüler/innen sperrigen Textsorte Gedicht indem etwa dazu aufgefordert wird, es in einem dem Inhalt entsprechenden Tonfall vorzutragen.

Information

Die Aufgabenstellungen eignen sich ab der Sekundarstufe II in der 12. Klasse und werden für den Deutschunterricht empfohlen. Es ist sinnvoll, sich als Lehrkraft zuvor mit dem Werk Braschs vertieft auseinanderzusetzen. Vor diesem Hintergrund bietet sich Schepers Unterrichtsvorschlag hervorragend an, um sich dem teils vergessenen Schriftsteller anzunähern und sich dadurch eine interessante Perspektive auf das Kunstschaffen in der DDR zu erarbeiten.

Der Unterrichtsvorschlag „Thomas Brasch – Lyrik und Film“ findet sich auf dem Online-Portal „Deutschunterricht aktuell“ unter Downloads und kann für 1,50 € heruntergeladen werden.

 

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