Der Bayerische Rundfunk sendet seit Ende Januar eine dokumentarische Höredition, in der Textquellen aus der Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet und in verschiedenen Themenblöcken zusammengefasst werden. Die unterschiedlichen Features, die jeweils eine bestimmte Phase und/oder einen bestimmten Ort des Naziterrors beleuchten, bestehen aus einer Abfolge kurzer Textsequenzen, die von Schauspieler/innen und Zeitzeug/innen vorgelesen werden. Die Serie wird immer samstags von 15-17h im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt, ergänzend dazu gibt es immer montags ein Zeitzeugengespräch und freitags ein Gespräch mit ausgewählten Historiker/innen zum Thema. Alle Sendetermine sind auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks abrufbar.

Die Höredition im Internet

Es besteht außerdem auch die Möglichkeit, die einzelnen Folgen im Internet anzuhören, da die Höredition über eine eigene Internetseite verfügt. Dort werden auch anhand von Kurzbiographien und einführenden Interviews die zwanzig mitwirkenden Zeitzeug/innen vorgestellt, unter ihnen bekannte Namen wie Ruth Klüger, Max Mannheimer, Anita Lasker-Wallfisch und Marcel Reich-Ranicki. Außerdem finden sich auf der Homepage auch weitere begleitende Beiträge der Herausgeber/innen, in denen sie inhaltliche Erläuterungen und Ergänzungen zu den einzelnen Folgen vornehmen oder sich mit konzeptionellen Fragen auseinandersetzen. So spricht Dieter Pohl beispielsweise über den wissenschaftlichen und ethischen Ansatz der Edition, Ulrich Herbert gibt einen Einblick in die neueren Ergebnisse der Holocaustforschung, Horst Möller erläutert den Begriff Schriftdenkmal und Carsten Schmidt gibt einen Einblick in die Recherche zu Schellack-Aufnahmen jüdischer Musiker. Bisher lassen sich auf der Seite die ersten Folgen der Serie abrufen, in der Programmplanung finden sich allerdings bereits elf weitere Folgen. Der erste Teil der Edition, welcher bereits am 26. Januar im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde, handelt von der frühen Phase der Verfolgung und Entrechtung unmittelbar nach der Machtübergabe am 30.Januar 1933 bis ins Jahr 1937.

Textquellen zum Hören

Die Edition ist besonders deshalb sehr zu empfehlen, weil sie auch Menschen mit Leseschwierigkeiten die Möglichkeit bietet, sich Quellen aus der Zeit des Nationalsozialismus anzueignen. Die Edition umfasst Hunderte von Dokumenten, darunter Zeitungsberichte, Verordnungen, Befehle, Hilferufe, Tagebuchaufzeichnungen und Briefe, welche sowohl von Täter/innen und Opfern, als auch von außenstehenden Beobachter/innen verfasst wurden. Auch unter ästhetischen Gesichtspunkten ist die Seite sehr ansprechend gestaltet, durch die klare Struktur findet man sich leicht in den einzelnen Kategorien zurecht. Durch das funktionale und zurückhaltende Layout wird der Blick unbeeinflusst auf die inhaltlichen Beiträge gerichtet.

Das Projekt wird im Zeitraum von 2013 bis 2017 in mehreren räumlich und zeitlich gegliederten Staffeln entstehen. In Umfang und Aufwendigkeit ist diese Höredition gewiss Einzigartig. Es ist daher sehr zu empfehlen, die Arbeit in den nächsten Monaten und Jahren weiter zu verfolgen. 

 

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