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„Es gab kein Niemandsland – ein Dorf im Sperrgebiet“

Die DVD „Es gab kein Niemandsland – ein Dorf im Sperrgebiet“ wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur angeboten und beschreibt die Entwicklung des Dorfes Großbuschla, welches sich im Grenzgebiet befand.

Vom Dorf zur Sperrzone

Das Dorf Großburschla befindet sich in Thüringen und grenzt an das hessische Dorf Heldra. Obwohl Heldra, geografisch gesehen, östlicher als Großburschla liegt, war es nicht in das Staatsbegiet der DDR eingegliedert. Nach 1945 gehört diese Gegend noch zu einer „Demarkationsgrenze“. Es ist für die Bewohner/innen noch möglich sich frei zu bewegen. Ab 1945 nehmen viele Bürger/innen diesen Umstand zum Anlass, die DDR zu verlassen.
Erst ab Anfang der 1950er Jahren wurde, Großburschla, eine Ost-Insel im Westen, zur Sperrzone erklärt. In einer umständlichen Operation mussten, 8.000 Menschen durch Zwangsumsiedlungen die Sperrzone verlassen. Dennoch war auch noch Ende der 1950er Jahre die Überquerung der Demarkationsgrenze problemlos möglich. Zwar war die Grenze bewacht, doch die Bewegung in beide Richtungen ist noch nicht verboten.
Erst mit dem Mauerbau, ab August 1961 wird die Grenze zum Sperrgebiet unter totaler Kontrolle. Mit dem Aufbau eines doppelten Stacheldrahts und Streckmetallzäunen wird das Hinüberwechseln zu der anderen Seite nicht mehr möglich. So kommt es Ende 1961 zur zweiten Umsiedlungswelle, der „Aktion Kornblume“. Davon ist auch das Dorf Großburschla betroffen ist. Wiederum die Grenzziehung hat zur Konsequenz, dass viele Verwandtschaften getrennt werden.

Folgen einer Flucht

Inmitten dieses Grenzdorfes entscheidet sich Reinhard Müller zu fliehen. Durch die räumliche Nähe zum Westen, bestand schon lange der Wunsch in die Bundesrepublik zu gelangen. Nachdem der damals 19-Jährige Abends zufällig einen seiner Lehrer traf und sich mit ihm gestritten hatte, fasste Reinhard Müller am 30. Juni 1979 den Entschluss spontan in den Westen zu fliehen. Es gelang ihm unentdeckt die Werra zu passieren und im Westen anzukommen. Dort blieb er bis zum Mauerfall.
Für die Familie Müller hatte dieser Fall eine erhöhte Aufmerksamkeit bei der Stasi zur Folge. Für sie galt besonders hohe Fluchtgefahr, da ihr Sohn bereits in den Westen geflohen ist. Obwohl ihnen nahegelegt wurde, das Gebiet zu verlassen, blieben sie in Großburschla. Eine Beobachtung von fünf Stasi-Spitzeln waren die Auswirkung ihrer Verweigerung aus Großburschla wegzuziehen. Schließlich wurde der Vater zuerst ins Stasi-Gefängnis gesteckt und danach wurden die Habseligkeiten der Familie gepackt, um sie nach Mecklenburg-Vorpommern zwangsumzusiedeln. Insgesamt waren bis zur Grenzöffnung zwanzig weitere Personen von einer solchen Zwangsumsiedlung betroffen.

Rückkehr

Interessant ist, dass das Dorf, obwohl es in der DDR lag, der Partei zum Trotz, alte Traditionen bewahrte. Der Vereinsname des Gesangsvereins durfte beibehalten werden, obwohl er sich auf eine Jahreszahl aus dem 19. Jahrhundert bezog, neben der Jugendweihe wurden Bräuche wie die Konfirmation noch gepflegt. Ein glückliches Ende nimmt der Film nicht nur, weil die Familie Müller nach 28 Jahren, durch den Fall der Mauer ihren Sohn wieder trifft, sondern auch, weil zuvor die Familie Müller aufgrund eines Revisionsverfahrens erwirkt hat, dass sie im Jahre 1988 nach Großburschla in ihr Haus zurückkehren darf.
Der Film erzählt auf bewegende Art und Weise, welche Folgen der Mauerbau für die Bewohner/innen Großburschlas und die Nachbardörfer hatte. Mit Hilfe von zahlreichen Zeitzeug/innen aus Großburschla, Heldra und Altenburschla, historischer Videoaufnahme und die Ablichtung weiterer originaler Dokumente werden die Schicksale der Bürger/innen illustriert.

Weiterer Film

Auch die Dokumentation „Über die Zonengrenze hinweg“ behandelt das Leben an der Grenze zwischen 1954 und 1989. Der Filmchronist F.J. Schneider hält darin den Grenzverlauf von der Ostsee bis zur Tschechoslowakei fest.
Beide Filme können für die schulische sowie außerschulische Bildung genutzt werden. Die DVD „Es gab kein Niemandsland – ein Dorf im Sperrgebiet“ enthält zudem umfangreiches Begleitmaterial für die Schule. Die Filme sind direkt über die Homepage der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zu beziehen und werden für 7,50 Euro Schutzgebühr plus Versandkosten verschickt.

 

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