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„Ich wusste nicht wer meine Eltern waren...“

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges lebten in Europa mehr als zehn Millionen Displaced Persons (DPs), die von den Alliierten aus nationalsozialistischen Lagern befreit worden waren, durch den Krieg ihre Heimatorte verlassen mussten oder aus einem anderen Grund auf dem Weg in ihre Heimatländer waren. Unter ihnen befanden sich auch zahlreiche Kinder ohne jegliche Angehörige.

Für diese Kinder wurde beim International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen der Kindersuchdienst eingerichtet, dessen Aufgabe es unter anderem war, die Kinder zu betreuen und nach Angehörigen zu suchen. Das Schicksal dieser Kinder dokumentieren die Akten des ITS, auf deren Grundlage in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel Unterrichtsmaterialien mit einem biografischen Fokus entwickelt wurden.

Die Materialien richten sich vor allem an die 9. und 10. Gymnasial- bzw. Realschulklassen und sind so konzipiert, dass die Lernenden weitgehend selbständig arbeiten können. Grundkenntnisse in der Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges sowie der Nachkriegsordnung werden vorausgesetzt.

Die Materialien sind als Stationsarbeit konzipiert und bestehen aus acht Stationen, für die jeweils eine Bearbeitungszeit von etwa 30 Minuten vorgeschlagen wird. Die ersten vier Stationen umfassen die Themen „Der Lebensborn und die NS-Rassenideologie“, „Zwangsarbeit im NS-Deutschland“, „UNRRA – eine Hilfsorganisation der Vereinten Nationen“, sowie „Displaced Persons und alliierte Nachkriegspolitik“, wobei auch hier jeweils biografische Elemente eingebaut sind. Die anderen vier Stationen widmen sich den Lebensschicksalen einzelner Kindern, hiervon können laut Anleitung zwei ausgewählt werden. Jedes Material besteht aus einem Informationstext, Dokumenten des Kindersuchdienstes und anderen Quellenmaterialien wie Briefen, Zeitungsartikeln und Fotos sowie dazugehörigen Aufgaben (inkl. fakultativen Zusatzaufgaben). Die Aufgaben sollen schriftlich bearbeitet und in einer Mappe gesammelt werden, die Unterlagen verbleiben für den nächsten Bearbeiter an der Station. Die Stationsarbeit schließt mit einem Auswertungs- und Reflektionsgespräch in der Gruppe ab. Ein Begleitmaterial enthält didaktisch-methodische Hinweise sowie einen Selbstdiagnose- und Feedbackbogen für die Lernenden. Eine Fotodokumentation soll im Rahmen eines Einstiegsgesprächs Fragen bei den Lernenden evozieren.

Das Material besticht durch die umfangreichen, abwechslungsreichen Quellen, die auch ein Alleinstellungsmerkmal der Bildungsarbeit des ITS darstellen. Positiv ist zudem hervorzuheben, dass das Schicksal der Kinder nicht nur zu Kriegszeiten, sondern auch ihr weiterer Werdegang nach dem Krieg thematisiert wird. Zudem kommen Kinder aus unterschiedlichen Ländern und mit unterschiedlichen Schicksalen zu Wort. Neben dem Stationenlernen können die Materialien aber genauso gut in Einzelarbeit eingesetzt werden. Der Lehrer/die Lehrerin kann die Materialien so individuell auf die Bedürfnisse der Lerngruppe abgestimmt auswählen und muss sich nicht zwangsläufig an die Vorgaben der acht Stationen halten.

Die Unterrichtseinheiten stehen auf der Homepage des ITS zum Download bereit. Zudem bietet das ITS als außerschulischer Lernort kostenlos Workshops für Erwachsene und Jugendliche zu unterschiedlichen Themen an, die sowohl in Bad Arolsen (bei Kassel) als auch auf Wunsch und gegen Kostenübernahme in der Schule durchgeführt werden.

 

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