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Rock in der DDR

Michael Rauhut: Rock in der DDR 1964 bis 1989, herausgegeben in der Reihe „Zeitbilder“ der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 2002.

Annemarie Hühne

Die Rockmusik stand und steht symbolisch für Freiheit. Besonders für Jugendliche wurde diese Musik seit den 1960er Jahren zu einem wichtigen Medium um sich von der Mehrheit der Gesellschaft abzugrenzen. Der Musikwissenschaftler Michael Rauhut betrachtet in der Publikation „Rock in der DDR 1964 bis 1989“ die Verbreitung der Musikrichtung und die bekanntesten Bands. Das Buch erschien in der Reihe „Zeitbilder“ der Bundeszentrale für politische Bildung und enthält neben Texten viele Fotografien und passende Quellen.

Rauhut beginnt seine Ausführungen mit einer allgemeinen Einordnung der Rockmusik in die Gesellschaft und Politik der DDR. Anhand von Quellen wird zum einen die Ablehnung des Staates gegenüber der Rockmusik aufgezeigt und zum anderen die Maßnahmen der Freien Deutschen Jugend für eine kontrollierte Tanzmusik belegt. Außerdem beschreibt der Autor juristische Regulative mit denen sich die Musikerinnen und Musiker auseinandersetzen mussten. So gab es zum Beispiel eine Regelung, dass wer als Sänger/in oder Instrumentalist/in von diesem Beruf leben wollte, zuerst ein Studium an einer Musikhochschule absolvieren und den sogenannten Berufsausweis erlangen musste. Eine weitere Beschränkung für die Musik war die Regelung, dass mindestens 60 Prozent der öffentlich hörbaren Musik aus sozialistischen Ländern kommen musste. Die SED versuchte so, die Musik zu reglementieren, was aber an den Eigentümlichkeiten der Fans, der Fan-Gruppenbildung und den codierten Texten oftmals scheiterte. Auch die musikalischen Trends aus Westdeutschland und dem anglo-amerikanischen Raum hielten trotz der Vorschriften Einzug in die ostdeutsche Rockmusik, so konstatiert Rauhut: „Die Sounds und Images sickerten unaufhörlich über den Äther der DDR. Dagegen war auch die dickste Mauer machtlos.“ (S.20)
Die weiteren Kapitel des Buches zeigen eine chronologische Entwicklung der Rockmusik in der DDR und rücken dabei Bands, ihre Songtexte und besondere Konzerte in den Fokus. Zudem zeigt der Autor gleichzeitig was die Rockmusik für die Musiker/innen und die jugendlichen Fans im Alltag bedeutete. Rockmusik war die Möglichkeit in die Freiheiten einer Subkultur zu flüchten und den eigenen Alltag zu gestalten.

Fazit

„Rock in der DDR 1964 bis 1989“ beschreibt überblicksartig die Entwicklung und Bedeutung der Rockmusik in der DDR. Der Fokus richtet sich dabei neben Vorstellungen von Bands auch auf die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen unter denen die Musik entstand und gehört wurde. Besonders die Vielzahl an Fotos und Songtexten gestattet einen Einblick in die Möglichkeiten und Reglements, die diese Musikrichtung betrafen. Die Reihe „Zeitbilder“ befasst sich mit unterschiedlichen gesellschaftlichen, kulturellen Themen, die mit einer Mischung aus Texten, Fotografien und Illustrationen sich besonders an ein junges Lesepublikum richtet. Durch die kurzen Texte und die vielen Abbildungen bietet sich dieser musikhistorische Abriss auch als Einstieg in die Alltagsgeschichte der DDR an.

Das Buch „Rock in der DDR 1964 bis 1989“ ist kostenlos bei der Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar.

 

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