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APuZ: Jugendkulturen

Aus Politik und Zeitgeschichte. Bundeszentrale für politische Bildung. 27/2010. 05.07.2010, „Jugendkulturen“.

Annemarie Hühne

Die Anzahl von jugendkulturellen Strömungen nimmt stetig zu und gleichzeitig sind diese auch einem ständigen Wandel ausgesetzt. Seit den 1960er Jahren entwickeln sich immer neue Gruppierungen, sie vermischen sich oder grenzen sich ab, so dass die Zahl an Jugendkulturen unüberschaubar geworden ist. Das vorliegende Heft „Jugendkulturen“ der Reihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ befasst sich allgemein mit den Ausprägungen von Jugendkulturen, nimmt einen starken Bezug auf die Mythologisierung John Lennons, untersucht islamische Jugendgruppierungen in Deutschland und betrachtet die Hinwendung zu dieser Thematik in der politischen Bildungsarbeit.

John Lennon und die Beatles

John Lennon und die Bedeutung seiner Person für die „68er-Bewegung“ wurden in der Bundesrepublik seit seinem gewaltsamen Tod 1980 neu verhandelt. Für den Autor des Beitrags Detlef Siegfried löste dieses Ereignis aus, dass die Menschen ihren aktuellen Befindlichkeiten der 1980er Jahre Ausdruck verliehen, aber auch die Zeit der „68er“ thematisierten und hinterfragten. John Lennon galt als stark politisierte Figur, indem er sich mit seiner Ehefrau Yoko Ono zu politischen Themen, vor allem gegen Krieg äußerte. So entwickelte er sich unter anderem zur Symbolfigur der Friedensbewegungen in den 1980er Jahren.
Michael Rauhut schildert in seinem Aufsatz den Wandel des Beatles-Bildes in der DDR. Die Musik der Beatles avancierte zum Sinnbild für Freiheit und Anderssein, wodurch sich eine Fanszene ausbildete. Die Fanclubs agierten im Untergrund und tarnten ihre Zusammentreffen als private Feiern. Von offizieller Seite wurde vor allem John Lennon sehr zwiespältig betrachtet. Zum einen galt er als Gegenfigur zum „Showtalent“ (S.25) Paul McCartney und zum anderen stießen seine Drogentrips und sexuellen Eskapaden in der Öffentlichkeit bei der DDR-Regierung auf Ablehnung.

Islamische Jugendkulturen

Ausgangspunkt des Aufsatzes von Autor Götz Nordbruch ist die „popislamische“ Jugendszene, die seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland existiert und seit den 2000er Jahren immer mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist. Besonders Julia Gerlachs Buch „Zwischen Pop und Dschihad. Muslimische Jugendliche in Deutschland“ aus dem Jahr 2006 lenkte den Blick auf diese Jugendszene. „Der Bruch mit tradierten Identitäten und Lebensentwürfen der Eltern- und Großelterngeneration“ (S.34) ist ein wichtiges Merkmal für die islamischen Jugendgruppierungen, welches sich aber in allen Jugendkulturen wiederfindet. Weiterhin schildert der Autor die verschiedenen Facetten der Identitätsstiftung dieser Jugendliche durch den Islam, die Herkunftsländer der Eltern und/oder Großeltern, durch Vereine und Verbände, aber auch durch eine generationsbedingt stärkere Auseinandersetzung mit der muslimischen Religion. Doch viel entscheidender als diese Faktoren sieht der Autor den sozialen Status, das Geschlecht, und die Sozialisation in Deutschland, an.

Weitere Beiträge

Einen allgemeinen Abriss zur Thematik „Jugendkulturen“ und deren Entwicklungen gibt Klaus Farin in seinem Beitrag zu diesem Heft. In Beate Großeggers Text steht vor allem die Frage nach der Politiknähe und –ferne von Jugendgruppierungen in der Vergangenheit und Gegenwart im Mittelpunkt. Ein weiterer Aufsatz von Silke Baer, Harald Weilnboeck und Peer Wiechmann befasst sich mit der Thematik „Jugendkulturen“ für die politische Bildungsarbeit. Es wird der Verein „Cultures Interactive e.V.“ vorgestellt. Eine ausführliche Erläuterung der Arbeit des Vereins findet sich in einem weiteren Beitrag auf Lernen aus der Geschichte.

Das Magazin „Jugendkulturen“ aus der Reihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ kann über die Bundeszentrale für politische Bildung kostenlos bestellt oder als PDF heruntergeladen werden.

Auf den Internetseiten der Bundeszentrale gibt es außerdem ein Dossier zu Jugendkulturen, das unterschiedliche Strömungen seit den 1950er Jahren thematisiert und vor allem auf die Swingjugend, auf Punk, Skinheads, Hooligans, Neonazis, Gothics, Techno und HipHop eingeht. Eine übersichtliche Einführung in neun verschiedene Jugendkulturen bietet die Internetseite der Ausstellung “Jugendkulturen als Lebensentwurf”, die systematisch aufbereitet einen Überblick über Stil, Songtexte, Musik, Events, Wertevorstellungen, Lebenseinstellung und ähnliches informiert.

 

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