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Arbeitsheft zu Rechtsextremismus in Köln

Das Thema Rechtsextremismus wird oftmals mit den neuen Bundesländern in Verbindung gebracht. Doch gerade dieser Vorannahme setzen der Autor Ioannis Orfanidis und das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln das vorliegende Heft entgegen. Hier werden Quellen zu aktuellen antisemitischen und rechtsextremen Äußerungen, sei es Plakate oder Leserbriefe veröffentlicht, aber auch als didaktisches Material für eine Arbeit gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit empfohlen. Der Autor hat die die Materialien während eines Praktikums im NS-Dokumentationszentrum geordnet und in dem vorliegenden Heft didaktisch eingebunden. Das Ziel des Heftes ist es, Rechtsextremismus in Köln zu beleuchten und anhand von Quellenanalysen rechtsextremen Sprachgebrauch zu untersuchen.

Einführung

Zur allgemeinen Einführung in die Thematik wird der Begriff „Rechtsextremismus“ erläutert. Dabei wird klargestellt, dass es sich bei Rechtsextremismus um keine einheitliche Ideologie handelt, sondern dieser Begriff vielmehr aus verschiedenen Begründungszusammenhängen entsteht. Der Autor benennt Bezugspunkte der verschiedenen Strömungen innerhalb der Ideologie und erläutert diese Begriffe. Die ideologische Bezugnahme begründet sich demnach auf: Rassismus, Antisemitismus, Volksgemeinschaft, autoritäres Staatsverständnis und Verharmlosung des Nationalsozialismus. Ein lokaler Bezug zu dieser Definition wird mit der Frage: „Rechtsextremismus. Kein Platz in Köln?“ (S.8) hergestellt und nähert sich rassistischem Denken und Gewalttätigkeiten in Nordrhein-Westfalen und speziell in Köln, an. Dabei wird herausgestellt, dass keine Stadt oder Gemeinde per se vor rechtsextremistischen Strömungen gefeit ist, aber lokale zivilgesellschaftliche Initiativen präventiv wirken können. Ebenfalls einführend behandelt das Heft „Köln im Nationalsozialismus“ und erläutert in diesem Zusammenhang Begrifflichkeiten aus dieser Zeit.

Neben den erläuternden Texten finden sich in beiden einführenden Teilen auch Quellen, zum einen Zeitungsartikel aus den 1990er Jahren, zum anderen Fotos und Grafiken aus der NS-Zeit. Zu diesen werden Erläuterungen, Quellenangaben, aber auch Aufgabenstellungen angeboten.

Antisemitische Briefe und Plakate

Der dritte Teil der Publikation beschäftigt sich mit rechtsextremen Plakaten und antisemitischen Briefen an das NS-Dokumentationszentrum. Zu den einzelnen Dokumenten gibt es mehrere Aufgabenstellungen welche nach den Inhalten und Kernaussagen, aber auch nach den Antwortmöglichkeiten auf diese Briefe fragen.

Asyldebatte

In einem weiteren Kapitel widmet sich der Autor ausführlich der Asyldebatte in den 1990er Jahren. Durch den Krieg auf dem Balkan stiegen damals die Zahlen der Asylantragstellenden stark an und die Aufnahmeverfahren dauerten dementsprechend lange. In Köln hatte die Debatte um das Asylrecht ein Erstarken von rechtsextremen Parteien zur Folge. Für die Quellenbetrachtung zu dieser Thematik wurden ein Leserbrief an den Westdeutschen Rundfunk und ein anonymes Flugblatt ausgewählt.

Formen des organisierten Rechtsextremismus

Im nächsten Kapitel wird eine Vielzahl an Dokumenten verschiedener rechter Gruppierungen dokumentiert und analysiert. Zum einen wird dabei auf die Lebenswelt von Jugendlichen und die Versuche der Durchdringung dieser durch die rechte Szene eingegangen und zum anderen werden Plakate der rechten Parteien und ihre Ergebnisse bei den Stadtratswahlen in Köln betrachtet. Ein Fokus wird auf die Person Manfred Rouhs gelegt, der sich in den verschiedensten rechten Parteien und Zeitungen engagierte und zu den Mitbegründern der „Bürgerbewegung Pro Köln“ gehörte.

„Bürgerbewegung Pro Köln e.V.“

Dieser Verein wird genauer betrachtet, da er in Köln politisch bedeutend ist und immer wieder mit der Asylthematik Wahlerfolge erzielt. Besonders durch die Proteste gegen die neue Moschee in Köln-Ehrenfeld wurde diese Vereinigung auch deutschlandweit bekannt. In dem Arbeitsheft sind Flugblätter und Anträge der „Pro Köln“-Fraktion im Stadtrat abgedruckt. Diese sollen auf ihre Argumentationsmuster hin untersucht werden.

Abwehrmaßnahmen

Zum Schluss fasst der Autor verschiedene Ebenen für eine Arbeit gegen Rechtsextremismus zusammen. Orfanidis betont dabei, dass das Engagement nicht „von blindem Aktionismus“ (S.56) geleitet sein darf, sondern in eine langfristige Strategie eingebunden sein sollte. Er richtet seinen Blick auf Ebenen in der Politik, Polizei und Justiz, Zivilgesellschaft, im Alltag, Pädagogik und politische Bildung, aber auch auf die Medien. Als Arbeitsmaterialien werden dazu Zeitungsartikel und eine Fotografie zu Veranstaltungen gegen Rechts angeboten. Zudem wird durch einen Artikel über das Pro und Contra eines NPD-Verbotes zu einer Diskussion angeregt.

Fazit

Das vorliegende Arbeitsheft zu Rechtsextremismus in Köln bietet eine grundlegende Zusammenfassung von wichtigen Begriffen der Thematik und eine vielfältige Aufbereitung von Quellenmaterialien. Der lokale Bezug auf die Stadt Köln macht das Heft besonders für Pädagog/innen aus dieser Region spannend, bietet aber auch Anregungen für eine Übertragung der Aufgaben auf andere Städte. Die gesammelten Materialien geben einen guten Eindruck von den differenzierten rechtsextremen Positionierungen und dienen daher einer detaillierten Analyse von rechtsextremen Sprachgebrauch und der Verwendung von Fremdbildern in ihren Veröffentlichungen.

Das Arbeitsheft „Rechtsextremismus in Köln?! Didaktische Materialien zur Demokratieförderung und gegen Rechtsextremismus“ kann beim NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln für 3 Euro bestellt werden.

 

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