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Ikarus (DDR 1975)

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Content-Author: Ingolf Seidel

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Dr. Jürgen Bretschneider ist Projektleiter bei FILMERNST.  FILMERNST gestaltet und organisiert Filmprogramme für Kinder und Jugendliche aller Jahrgangsstufen in Kinos des Landes Brandenburg.
Von Jürgen Bretschneider

Ein Vater verspricht seinem Sohn zu dessen Geburtstag einen Rundflug. Als er – wie zu erwarten – dieses Versprechen vergisst, macht sich der Sohn auf die Suche nach dem Vater in dessen Redaktion, auf einer Großbaustelle, schließlich auf dem Flughafen Schönefeld. Die Anlauf- und Orientierungspunkte des Jungen fangen, sehr direkt oder eher beiläufig, eine Menge Alltagsrealität ein. Die Erinnerungen und Wünsche des Jungen sind in Träumen und Rückblenden verzerrt oder poetisch überhöht. Indem ein neunjähriger Junge die Tugenden der Erwachsenen, die moralische und sittliche Reife der Menschen in seiner Umgebung auf die Probe stellt, richtete er – pars pro toto – Fragen an die Gesellschaft. Wie sieht es aus mit der Freundlichkeit der Welt, mit der Harmonie im Sozialismus, mit dem von ökonomischen Zwängen befreiten Zusammenleben in Ehe und Familie?

»Ikarus« ist trotz seines kindlichen Protagonisten nicht explizit als Kinderfilm gedreht und auch nicht als solcher rezipiert worden. Die Perspektive des neunjährigen Helden hat – Mitte der 1970er Jahre in Ostberlin – die Welt der Erwachsenen im Blick, seine Beobachtungen richten sich auf ihre Worten und Taten. Kindliche Ideale und Illusionen treffen auf erwachsene Zwänge und Realitäten. Diese Dialektik öffnet den Film und bietet die Möglichkeit und den Anlass, über damalige wie heutige Konflikte kontrovers zu diskutieren. Wie kollidierten in der DDR individuelle Bedürfnisse und gesellschaftliche Ansprüche, wie wird heute mit diesem Konfliktpotential umgegangen?

»Ikarus« zeigt zwei markante und mit vielen Konnotationen versehene Schulszenen. Die eine lässt die kindlichen Gedanken eines Aufsatzes zum Thema »Wer ich bin und was ich werden möchte« vortragen. Die andere führt sozialistische Erziehung und humanistische Menschenbildung ad absurdum, in dem sie vorführt, wie ein kleiner Junge wegen eines simplen Vergehens vor der Klasse an den Pranger gestellt wird.

Für die Nachbereitung im Unterricht lassen sich als wesentliche Problem- und Konfliktfelder analysieren und diskutieren: Familien- und Partnerbeziehungen, Frauen in der sozialistischen Gesellschaft, Schule und Alltag in der DDR. Es bieten sich Quellenrecherchen zu offiziellen DDR-Dokumenten und ihr Vergleich mit der in »Ikarus« dargestellten Realität an, ebenso Zeitzeugenbefragungen zu deren Schulzeit in der DDR, zur offiziellen Familienpolitik und zu individuellen Lebensentwürfen.

 Eine Datei mit Vorschlägen zur Arbeit mit dem Film finden Sie unter "Download".

 

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