Liebe Leserinnen und Leser.
im Bereich der historisch-politischen Bildung liegt es nahe, das Thema „Lernen über die polnisch-deutsche Geschichte“ zu einem Schwerpunkt unseres Newsletters zu machen. Die zeitliche Nähe zum 65. Jahrestag des Warschauer Aufstands am 1. August ist von der Redaktion bewusst gewählt.
Das Thema für die Pädagogik mit Jugendgruppen und Schulklassen aus Deutschland aufzugreifen, erscheint auch nach Jahren der guten Zusammenarbeit notwendig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass vor wenigen Jahren noch ein deutscher Bundespräsident, Roman Herzog, den Jahrestag des Warschauer Aufstands unter Führung der Armia Krajowa (AK - Heimatarmee) mit dem Aufstand der jüdischen Kämpferinnen und Kämpfer im Warschauer Ghetto 1943 verwechselte.
Beide Ereignisse waren für sich ebenso ruhmreiche, wie tragische Zeichen und Handlungen gegen die deutsche Besatzung bzw. die drohende Deportation ins Vernichtungslager. Hinzu kommt im Falle der jüdischen Erhebung, dass dies ein Akt der moralischen Selbstbehauptung einer beinahe gänzlich ausgerotteten Bevölkerung war. Die Tragik und das Scheitern des Aufstandes der AK liegen unter anderem darin begründet, dass aus polnischer Sicht, die sowjetische Rote Armee nicht alles unternahm, um die Aktion militärisch zu unterstützen.
Beide Ereignisse haben ihre eigene Geschichte, die sich berührt und überschneidet, wie auch das jüdische Schicksal nicht ohne das Verhältnis zu den polnischen Nachbarn zu erzählen ist. Dennoch bedeutet eine Verwechslung der Geschichten, vor allem von deutscher Seite aus, eine Schmähung im Nachhinein. Damit werden extreme Empfindlichkeiten wachgerufen und Opferkonkurrenzen Raum geschaffen.
Deutsch-polnische Begegnungen und eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nachbarlandes im Unterricht mögen dazu beitragen, ein differenziertes Geschichtsbewusstsein bei Jugendlichen zu entwickeln. Dazu möchte dieser Newsletter einige Anregungen für die Praxis bieten.
Der nächste Newsletter wird am 26. August erscheinen und den Schwerpunkt auf historisches Lernen zum 2. Weltkrieg in Deutschland und seinen Nachbarstaaten setzen.
Die Redaktion