Magazin vom 28. März 2018 (03/18)

Panzer gegen Hoffnungen: Der "Prager Frühling"

Liebe Leserinnen und Leser,

wir begrüßen Sie zur Märzausgabe des LaG-Magazins. Das vorliegende „Heft“ greift die Ereignisse des „Prager Frühlings“ in der ĈSSR auf. Bekanntlich wurde der Versuch eines „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ durch sowjetische Truppen unterdrückt, nachdem bereits die Führungen in der DDR und in Polen sich gegen die Entwicklung positioniert hatten und von „Konterrevolution“ die Rede war. Die Entwicklungen sind nicht nur auf die kurze Zeit vom Frühjahr bis zum 21. August 1968 zu beschränken. Die vorherige Entstalinisierung seit 1961 trug wesentlich zu einem freieren gesellschaftlichen Klima bei.

Auffallend bei den Recherchen zu dieser Ausgabe war, dass für den bundesdeutschen Kontext wenig aktuelles Bildungsmaterial zum Prager Frühling vorliegt.

Dieter Segert gibt in seinem Essay einen Überblick über die Ereignisgeschichte und zeigt die vertanen Chancen und Folgen aufgrund des militärischen Eingreifens der Sowjetunion auf. In diesen Zusammenhang stellt der Autor auch die spätere Rechtsentwicklung der tschechischen Gesellschaft.

Die Reaktionen der SED-Führung sowie der Bevölkerung der DDR thematisiert Ilko-Sascha Kowalczuk. Die Parteiführung war durch die Entwicklung in der ĈSSR aufgeschreckt und befürchtete ein Überschwappen auf die DDR. Dementsprechend harsch waren die Reaktionen.

Auch die Erinnerung an die Shoah veränderte sich im Laufe der tschechoslowakischen Entstalinisierung. Nicht nur die jüdischen Gemeinden, sondern auch die Geschichtswissenschaft konnte sich in den 1960er Jahren freier entfalten. Am Beispiel Theresienstadt wirft Ingolf Seidel einige Schlaglichter auf den veränderten geschichts- und erinnerungspolitischen Umgang.

Wir bedanken uns herzlich bei den externen Autoren für die zur Verfügung gestellten Texte.

In der Magazinredaktion begrüßen wir Lucas Frings, der bereits an den beiden vergangenen Ausgaben mitgearbeitet hat, und Tanja Kleeh.

Das nächste LaG-Magazin erscheint am 25. April 2018. Die Ausgabe beschäftigt sich mit den Folgen der politischen Transformationen 1989/90 in Mittel- und Osteuropa.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

Ihre LaG-Redaktion 

Beiträge

Zur Diskussion

Der Essay gibt einen Überblick zur Ereignisgeschichte des Prager Frühlings und zeigt die vertanen Chancen und Folgen aufgrund des militärischen Eingreifens der Sowjetunion auf. In diesen Zusammenhang stellt der Autor auch die spätere Rechtsentwicklung der tschechischen Gesellschaft.

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Wie hat die Führung der SED auf die politischen Reformen in der ĈSSR reagiert? Wie die Bevölkerung? MIt einem Blick auf die Ereignisgeschichte widmet sich Ilko-Sascha Kowalczuk diesen Fragestellungen.

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Die Erinnerung an die Shoah veränderte sich im Laufe der tschechoslowakischen Entstalinisierung. Nicht nur die jüdischen Gemeinden, sondern auch die Geschichtswissenschaft konnte sich in den 1960er Jahren freier entfalten. Am Beispiel Theresienstadt wirft Ingolf Seidel einige Schlaglichter auf den veränderten geschichts- und erinnerungspolitischen Umgang.

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Der neue Band des Historikers Martin Schulze Wessel fasst den "Prager Frühling" als eine Form der Vergangenheitsbewältigung des Stalinismus in der ĈSSR. Schwerpunkte der Arbeit sind zudem die tschechoslowakischen Nationalitätenkonflikte und der erneut aufkommende Antisemitismus.

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Zum vierzigjährigen Jubiläum des Prager Frühlings im Jahr 2008, trug „Aus Politik und Zeitgeschichte“ sechs thematisch ganz unterschiedliche Aufsätze zum "Prager Frühling" zusammen.

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Pavel Kohouts autobiografisch geprägter „Memoiroman“, wie der Prager Schriftsteller „Aus dem Leben eines Konterrevolutionärs“ nennt, entstand in dem Jahr nachdem das Experiment einer Humanisierung des staatsautoritären Sozialismus sowjetischer Prägung gewaltsam beendet worden war. Als Fürsprecher des "Prager Frühlings" wurde Kohout aus der KSČ ausgeschlossen.

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