Magazin vom 27. August 2014 (07/14)

75 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges: Gedenken, Erinnern, Konsequenzen

Liebe Leserinnen und Leser, 

wir begrüßen Sie zu unserer ersten Ausgabe des LaG-Magazins nach der Sommerferienpause. Sie trägt die Überschrift „75 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges: Gedenken, Erinnern, Konsequenzen“. Wir waren bei den Vorplanungen zu Jahresbeginn davon ausgegangen, dass es in diesem mehrfachen Gedenkjahr eine Vielzahl von Veranstaltungen, Ausstellungen etc. geben wird, mit denen neben der Erinnerung an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor einhundert Jahren und dem fünfundzwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls auch dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in einer Form gedacht wird, die dem historischen Charakter des Ereignisses gerecht wird. Die Folgen des deutschen Überfalls auf Polen waren schließlich der Holocaust und der Vernichtungskrieg im Osten und je nach Schätzung weltweit etwa 55 Millionen Tote, eine nachhaltige Veränderung der Landkarte der Welt, die Blockkonfrontation der Kalten Krieges und die Teilung Deutschlands. Bei den Recherchen zur vorliegenden Aufgabe mussten wir allerdings feststellen, dass die Zahl der  Vermittlungs- und Erinnerungsangebote wie Ausstellungen, Veranstaltungen, Diskussionen oder auch die entsprechenden Neupublikationen auf dem pädagogischen Feld vorsichtig ausgedrückt sehr überschaubar ist. Wir haben daher die der Überschrift innewohnende Thematik recht breit ausgelegt. 

Wenig Beachtung findet hierzulande die Erinnerung an ein anderes Ereignis, dass für Polen ein zentrales ist und an welches wir erinnern möchten: Der militärische Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung jährte sich am 1. August zum 70. Mal. 

Zudem möchten wir ausnahmsweise in diesem Vorwort auf eine Veranstaltung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ am 1. September hinweisen, die in ihrer Einladung unseres Erachtens nach zentrale Fragestellungen unter dem Titel „Der Zweite Weltkrieg in der europäischen Erinnerung“ bündelt: „Hat sich die deutsche und europäische Erinnerungskultur gewandelt? Kommt dabei in Deutschland ein Überdruss an NS-Verbrechen und historischer Schuld zum Ausdruck? Wird der Zweite Weltkrieg dabei zu einer Episode in der großen Erzählung über die Freiheit? Gibt es ernstzunehmende Ansätze, die das tradierte Bild vom Zweiten Weltkrieg verändern? Wie ist der historische Ort des Zweiten Weltkriegs von heute aus zu bestimmen – aus deutscher und aus europäischer Perspektive?“

Unser herzlicher Dank geht an alle externen Autor/innen für die Mitarbeit an dieser Ausgabe. 

Christina Morina wirft in ihrem einführenden Beitrag ein kritisches Schlaglicht auf das Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs und strittige Kriegslehren. 

Jochen Böhler bewertet den Einmarsch der deutschen Wehrmacht und dessen Begleitumstände in den Grundmustern als Vorwegnahme und damit als „Auftakt zum Vernichtungskrieg“. 

Die sogenannte Intelligenzaktion ist das Thema des Essay von Arthur Osinski, der auf ein für Polen wichtiges und fatales Ereignis hinweist, das in der bundesdeutschen Erinnerung wenig Beachtung findet. 

Wie unterschiedlich die Perspektiven und Darstellungen des Zweiten Weltkrieges in deutschen und polnischen Schulbüchern sein können, darauf weist Robert Maier hin. Er schlussfolgert daraus, dass es noch ein langer Weg hin zu einer europäischen Erinnerungskultur sei. 

Marco Dräger stellt das Thema Wehrmachtsdeserteure in den Mittelpunkt seines Aufsatzes und umreißt wesentliche Etappen, die es brauchte, damit diese Gruppe von Menschen, die sich dem Morden aus unterschiedlichen Gründen widersetzte, nach und nach von Stigmatisierungen befreit wurde.

Einen kritischen Blick auf den erinnerungspolitischen Stellenwert von 1939 im Rahmen des so genannten Supergedenkjahres wirft David Zolldan.

Die Erinnerungspolitiken an die Befreiung und das Ende des Zweiten Weltkrieges in Frankreich betrachtet Annette Nogarède. Hierbei beleuchtet sie kritisch unterschiedliche Mythen, die sich im französischen Narrativ herausgebildet haben. 

Am 3. September erscheint eine Sondernummer des LaG-Magazins, begleitend zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, ausgeschrieben von der Hamburger Körber-Stiftung. 

Das nächste reguläre Magazin liegt Ihnen am 17. September vor. Es behandelt „Rassismus als Ideologie in Geschichte und Gegenwart“. 

Wir wünschen Ihnen eine ertragreiche Lektüre. 

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Christina Morina wirft in ihrem einführenden Beitrag ein kritisches Schlaglicht auf das Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs und strittige Kriegslehren.

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Jochen Böhler bewertet den Einmarsch der deutschen Wehrmacht und dessen Begleitumstände in den Grundmustern als Vorwegnahme und damit als „Auftakt zum Vernichtungskrieg“.

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Die sogenannte Intelligenzaktion ein für Polen wichtiges und fatales Ereignis , das in findet in der der bundesdeutschen Erinnerung wenig Beachtung.

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Der Autor weist auf die Unterschiedlichekeit der Perspektiven und Darstellungen des Zweiten Weltkrieges in deutschen und polnischen Schulbüchern hin.

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Anlässlich der diesjährigen Jubiläen reden alle vom Krieg und denjenigen, die ihn  (mit-) gemacht haben. Nicht in den Blick geraten diejenigen rangniedrigen Soldaten, die sich aus unterschiedlichen Motiven dem Krieg verweigerten bzw. desertierten. Der vorliegende Beitrag erinnert an diese, lange Zeit verdrängte Opfergruppe, die erst spät Einzug ins kollektive Gedächtnis hielt.

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Im medial häufig so benannten „Supergendenkjahr“ 2014 scheint der Erinnerungsort 1939 durch den Beginn des Ersten Weltkrieges und den Jahrestag der mit 1989 einhergehenden politischen Veränderungen überlagert zu werden. Spiegelt sich darin ein verändertes Selbstverständnis der Berliner Republik?

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Die Erinnerungspolitiken an die Befreiung und das Ende des Zweiten Weltkrieges in Frankreich betrachtet Annette Nogarède. Dabei beleuchtet sie kritisch unterschiedliche Mythen, die sich im französischen Narrativ herausgebildet haben.

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